Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
betrunken. »Du hattest Mona.«
Alle verstummten und dachten daran, was Mona ihnen allen angetan hatte. Emily hatte einen Kloß im Hals, als sie sah, wie Hanna das Gesicht verzog und sich abwandte. Es war schlimm genug, dass Mona sie alle gequält hatte, aber Hanna hatte sie obendrein noch für ihre beste Freundin gehalten.
Emily machte einen Schritt nach vorne und schloss Hanna in die Arme. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. Spencer schloss sich ihr an, dann folgte Aria. »Sie war verrückt«, murmelte Spencer.
»Ich hätte nie den Kontakt zu euch abbrechen sollen«, nuschelte Hanna in Spencers Schulter.
»Ist schon okay«, rief Emily und streichelte Hannas langes, seidiges Haar. »Du hast uns ja wieder.«
Sie verharrten in ihrer Umarmung, bis der Song endete. Dann wurde es auf einmal still. Der Whirlpool dröhnte. Aus dem Haus hörten sie ein dumpfes Krachen. Spencer sah mit gerunzelter Stirn auf. » Ali braucht ganz schön lange, um sich umzuziehen.«
Alle wickelten sich die Handtücher um die Schultern und gingen nach drinnen. Sie durchquerten das Wohnzimmer und gingen in die Küche. » Ali?«, rief Hanna. Keine Antwort.
Emily steckte den Kopf in das Badezimmer, aus dem sie vorher gekommen war. Der Hahn tropfte und die warme Luft aus dem Heizstrahler ließ das Ende der Toilettenpapierrolle schweben.
» Ali?«, rief Aria und schaute in den Salon. Die Stühle waren mit Bettlaken abgedeckt und sahen aus wie unförmige Gespenster. Alle verharrten regungslos und lauschten. Spencer holte tief Luft. »Vielleicht sollte ich das jetzt nicht sagen, aber meine Mom hat vorher angerufen. Meine Schwester ist noch nicht wieder aufgetaucht …«
»Was?« Emily blieb neben dem Ofen stehen.
»Glaubt ihr, sie ist uns gefolgt?«, fragte Spencer mit zitternder Stimme. »Vielleicht ist sie hier?«
»Das kann nicht sein.« Hanna stärkte sich durch einen Schluck aus ihrem Cocktailglas. »Spencer, das kann nicht sein.«
Spencer zog ein Sweatshirt und eine Jeans aus ihrer Tasche, schlüpfte hinein und ging zu der Tür, die nach draußen führte. Emily griff ebenfalls nach ihrem Pulli, schlüpfte in ihre Jeans und folgte ihr. Die alte, verrostete Tür öffnete sich quietschend. Der Himmel stand voller Sterne. Die einzige andere Lichtquelle war eine einzelne, golden leuchtende Lampe über der Garage. Der schwarze BMW stand in der Einfahrt. Emily schaute sich nach allen Seiten um und suchte nach einem sich bewegenden Schatten. Sie holte ihr Handy heraus. Ob sie besser jemanden anrufen sollten? Aber auf dem Display stand, dass sie kein Netz hatte. Auch die anderen schauten auf ihre Handys und schüttelten den Kopf. Kein Empfang hier draußen.
Emily zitterte.
Das darf nicht passieren. Nicht noch einmal.
War Ali etwas zugestoßen, während sie sich im Wintergarten amüsiert hatten? Es war wie eine Zeitreise ins siebte
Schuljahr. Sie hatten nur ein paar Minuten lang hypnotisiert in der Scheune gesessen und in der Zwischenzeit war ein Mädchen ermordet worden.
»Ali!«, schrie Emily. Der Name hallte durch die Nacht. Alles blieb ruhig.
»Ali!«, rief sie wieder.
»Was ist?«, antwortete eine Stimme.
Alle wirbelten herum. Ali stand in der Küchentür, sie trug nicht mehr ihr rotes Spitzenkleid, sondern Jeans und einen Kaschmir-Kapuzenpulli. Sie schaute die Mädchen an, als seien sie verrückt geworden.
»Wo wart ihr denn?«, lachte sie. »Ich wollte gerade die Temperatur im Whirlpool überprüfen und konnte euch nirgends finden.« Sie tat so, als wische sie sich den Schweiß von der Stirn. »Ich hatte solche Angst!«
Emily ging mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung zum Haus zurück. Aber als Ali ihr die Tür aufhielt und sie strahlend anlächelte, hörte sie hinter sich einen Zweig knacken. Sie blieb stehen und warf einen Blick über ihre Schulter zurück. Würde sie ein Augenpaar sehen, das sie aus dem dichten Wald heraus anstarrte?
Aber alles war ruhig und still. Dort war niemand.
Kapitel 28
ÖFFNE DEN TRÄUMEN DIE TÜR
Spencer und die anderen folgten Ali zurück ins Haus. Auch Aria und Hanna hatten inzwischen wärmere Sachen angezogen, ihre Handtücher hatten sie einfach auf die verzierte Holztruhe in der Diele geworfen. »Der Whirlpool ist viel zu kalt«, entschied Ali. » Lassen wir das. Aber uns wird schon nicht langweilig werden.«
Spencer nickte, goss sich noch einmal Wodka nach, ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Ledersofa. Ihre Haut kribbelte, sowohl von der Kälte als auch von der Angst, Ali
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