Pretty Little Liars - Vollkommen
stammst du? Wer schert sich denn um eine Gucci-Sonnenbrille?«
»Na, jemand wie du offenbar nicht«, giftete Hanna zurück.
Aria streckte das Kinn vor und lehnte sich zurück. »Was soll das jetzt heißen?«
»Ich denke, das weißt du genau«, zischte Hanna.
»Mädels«, sagte Spencer warnend.
Aria seufzte und drehte den Kopf zur Seite. Hanna starrte wütend auf ihr spitzes Kinn und ihre lange Nase, die an eine Skisprungschanze erinnerte. Selbst Arias Profil war weit weniger hübsch als ihres.
»Wir sollten ihm von Jenna erzählen«, bohrte Emily weiter. »Und von A. Die Polizei sollte sich darum kümmern. Uns wächst das über den Kopf.«
»Wir erzählen ihm überhaupt nichts, und damit Schluss, aus, basta!«, fauchte Hanna.
»Ich weiß auch nicht, Emily«, sagte Spencer langsam und pulte mit ihrem Autoschlüssel in einer der Ritzen in der Tischplatte herum. »Das ist eine schwerwiegende Entscheidung, die uns alle angeht.«
»Wir haben das doch schon besprochen«, stimmte Aria ihr zu. »Außerdem, A. ist weg, stimmts?«
»Ich muss euch nicht mit hineinziehen«, protestierte Emily und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber ich sage es ihm, weil ich es für richtig halte.«
Arias Handy zirpte, und alle zuckten zusammen. Dann begann Spencers Sidekick, vibrierend über den Tisch zu wandern. Hannas BlackBerry, den sie in ihre Tasche gesteckt hatte, gab ein gedämpftes Klingeln von sich, und Emilys kleines Nokia läutete wie ein altmodisches Telefon.
Als das letzte Mal alle vier Telefone der Mädchen gleichzeitig losgelegt hatten, waren sie vor der Kirche gestanden,
in der die Trauerfeier für Alison stattgefunden hatte. Hanna fühlte sich wie damals, als ihr Dad sie als Fünfjährige zu einer Achterbahnfahrt auf Rosewoods Jahrmarkt überredet hatte. Schwindel und Übelkeit packten sie. Aria, Emily und Spencer klappten nacheinander ihre Handys auf. »Oh Gott«, flüsterte Emily.
Hanna machte sich gar nicht die Mühe, ihren BlackBerry aus der Tasche zu holen, und beugte sich stattdessen über Spencers Sidekick.
Habt ihr echt gedacht, ich sei weg? Also wirklich. Ich habe euch die ganze Zeit beobachtet. Wer weiß, vielleicht beobachte ich euch sogar jetzt. Und Mädels – wenn ihr IRGEND JEMAND von mir erzählt, wird es euch leidtun. – A.
Hannas Herz raste. Sie hörte Schritte und drehte sich um. Wilden war zurück.
Er hängte sein Handy wieder an den Gürtel, sah die Mädchen an und hob eine Augenbraue. »Hab ich was verpasst?«
Na, aber hallo.
EIN BUCH, AUS DEM MAN KLAUT, SOLLTE MAN ZUVOR GELESEN HABEN
Ungefähr eine halbe Stunde später parkte Aria vor dem Haus ihrer Familie, einer postmodernen Schachtel in Braun aus den 1950er-Jahren. Sie klemmte sich ihren Treo ans Ohr und wartete das Ende von Emilys Mailbox-Ansage ab. Nach dem Piepton sagte sie: »Em, hier ist Aria. Wenn du wirklich die Absicht hast, Wilden alles zu erzählen, ruf mich bitte vorher an. A. ist … zu mehr fähig, als du vielleicht denkst.«
Sie legte mit einem unguten Gefühl auf. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, welches dunkle Geheimnis die brave Emily hüten sollte, aber wenn es eines gab und Emily ging zur Polizei, dann würde A. es ans Licht zerren – das wusste Aria aus Erfahrung.
Seufzend schloss sie die Haustür auf und polterte die Treppe hinauf. Die Tür von Ellas und Byrons Schlafzimmer stand offen, und das Bett der beiden war ordentlich gemacht – oder musste sie jetzt sagen Ellas Bett ? Ihre Mutter hatte den grell lachsfarbenen Batiküberwurf darüber gezogen, den sie liebte und Byron hasste. Alle Kissen waren auf ihrer Seite gestapelt. Aria kam das Bett wie eine Metapher für Scheidung vor.
Sie ließ ihre Schulbücher fallen und wanderte nach unten in den Fernsehraum. A.s Drohung rotierte in ihrem Kopf wie die Zentrifuge, die sie heute im Biounterricht benutzt hatten. A. war immer noch da. Und laut Wilden ebenso Alis Mörder. A. konnte durchaus Alis Mörder sein – und was, wenn Wilden recht hatte? Was, wenn er noch jemanden verletzten wollte? Wenn er nicht nur Alis Feind war, sondern auch der von Aria, Hanna, Emily und Spencer? Würde eine von ihnen … sein nächstes Opfer sein?
Der Fernsehraum war dunkel bis auf den flimmernden Fernseher. Als Aria eine Hand auf dem Tweed-Zweisitzer liegen sah, zuckte sie zusammen. Dann erschien Mikes vertrautes Gesicht über der Lehne.
»Du kommst gerade rechtzeitig.« Mike deutete auf den Bildschirm. »Bleiben Sie dran, schauen Sie zu, gleich gibt es ein
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