Pretty Little Liars - Vollkommen
Atem ein.
»Wir rollen den Fall noch mal neu auf«, fuhr Wilden fort. Er erhob sich und tigerte auf und ab, während er die Hände hinter seinem Rücken gegeneinanderschlug. Vermutlich hatte er sich das bei CSI abgeguckt und fand es cool. »Wir versuchen, Alisons Leben unmittelbar vor ihrem Verschwinden zu rekonstruieren. Und dabei fangen wir bei den Menschen an, die sie am besten kannten.«
Hannas BlackBerry vibrierte. Sie zog ihn aus der Tasche. Mona.
»Mon«, sagte Hanna leise, stand auf und wanderte auf
die andere Seite der Veranda zu den Rosenbüschen ihrer Mutter. »Ich verspäte mich um ein paar Minuten.«
»Bitch«, tadelte Mona sie scherzhaft. »Das nervt. Ich sitze schon an unserem Tisch im Rive Gauche.«
»Hanna«, rief Wilden schroff. »Kannst du den Anrufer bitte später zurückrufen?«
Im gleichen Moment nieste Aria und Emily sagte »Gesundheit«.
»Wo bist du?« Mona klang misstrauisch. »Ist jemand bei dir?«
»Ich bin zu Hause«, antwortete Hanna. »Mit Emily, Aria, Spencer und Off …«
»Du bist mit deinen alten Freundinnen zusammen?«, fiel Mona ihr ins Wort.
»Sie waren hier, als ich nach Hause kam«, protestierte Hanna.
»Moment, nur damit ich das kapiere …« Monas Stimme wurde schriller. »Du hast deine alten Freundinnen zu dir nach Hause eingeladen? An unserem Jahrestag ?«
»Ich habe sie doch nicht eingeladen. « Hanna lachte nervös. Kaum zu glauben, dass Mona sich wirklich von ihren ehemaligen Freundinnen bedroht fühlte. »Ich bin …«
»Weißt du was?«, schnitt Mona ihr das Wort ab. »Vergiss es! Der Jahrestag ist gestrichen!«
»Mona, nun sei doch nicht so …« Hanna hielt inne. Wilden stand neben ihr.
Er nahm ihr das Handy aus der Hand und klappte es zu. »Wir versuchen hier, einen Mord aufzuklären«, sagte er
mit leiser Stimme. »Dein gesellschaftliches Leben kann warten.«
Hanna starrte ihm wütend hinterher. Wie konnte er es wagen, ihr Telefonat abzuwürgen? Dass er mit ihrer Mom angebandelt hatte, gab ihm noch lange nicht das Recht, sich wie ihr neuer Dad aufzuspielen! Sie stürmte zurück zum Tisch und versuchte, sich zu beruhigen. Mona war die Queen der Überreaktion, aber sie konnte Hanna nie lange böse sein. Ein Streit dauerte bei ihnen ein paar Stunden, höchstens.
»Okay«, sagte Wilden, als Hanna sich wieder gesetzt hatte. »Ich habe vor ein paar Wochen etwas Interessantes bekommen, worüber wir, denke ich, reden sollten.« Er zog einen Notizblock aus der Tasche. »Euer Freund Toby Cavanaugh hat einen Abschiedsbrief hinterlassen.«
»D-das wissen wir«, stotterte Spencer. »Seine Schwester hat uns einen Teil davon lesen lassen.«
»Ihr wisst also auch, dass Alison darin erwähnt wird, nehme ich an.« Wilden blätterte in seinem Notizblock ein paar Seiten zurück. »Toby schrieb: Ich habe Alison DiLaurentis versprochen, ein Geheimnis für sie zu bewahren, wenn sie meines bewahrt. « Seine olivgrünen Augen scannten die vier Mädchengesichter. »Was war Alisons Geheimnis?«
Hanna sank tiefer in ihren Stuhl. Durch unsere Schuld ist Jenna erblindet. Dieses Geheimnis hatte Toby für Alison gehütet. Hanna, Emily und Aria hatten nicht geahnt, dass Toby Bescheid wusste – bis Spencer vor drei Wochen endlich mit der Wahrheit herausgerückt war.
Spencer ging sofort in Abwehrhaltung. »Keine Ahnung. Ali hat es uns nicht verraten.«
Wilden runzelte die Stirn. Er beugte sich über den Tisch. »Hanna, vor einer Weile dachtest du noch, Toby hätte Alison getötet .«
Hanna zog ein gelangweiltes Gesicht. Als sie geglaubt hatte, Toby sei A. und Alis Mörder, hatte sie sich Wilden anvertraut. »Na ja … Toby konnte Ali nicht leiden.«
»Genau genommen konnte er Ali gut leiden, aber sie ihn nicht«, mischte sich Spencer eilig ein. »Er hat ihr ständig nachspioniert, aber ich weiß nicht, ob das etwas mit einem Geheimnis zu tun hatte.«
Emily gab ein leises Wimmern von sich und Hanna musterte sie argwöhnisch. In letzter Zeit jammerte Emily pausenlos, wie schuldig sie sich wegen Toby fühlte. Hatte sie etwa vor, Wilden zu stecken, dass sie für Tobys Tod – und für Jennas Unfall – verantwortlich waren? Vor wenigen Wochen war Hanna noch so durch den Wind gewesen, dass sie ihre Schuld an Jennas Unfall eingestehen und die Konsequenzen auf sich nehmen wollte. Aber inzwischen würde sie keine Macht der Hölle mehr zu einem Geständnis bringen. Ihr Leben verlief endlich wieder normal, und sie war garantiert nicht in der Laune, als eine der vier Psychos bekannt
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