Pretty Little Liars - Vollkommen

Zimmer. Sie versuchten, Alis Katze Charlotte in einen handgestrickten Katzen-Pullover zu zwängen, und kicherten, als sie ihre Beine durch die Ärmel schoben.

    Sie spielte einen Film mit dem Titel »Schlacht Nr. 5« ab, aber das war auch nicht das Video, nach dem sie suchte. Ali, sie und die anderen backten Kekse, was in einer Teigschlacht quer durch Hannas Küche ausartete. Auf einem anderen Video kickerten sie in Spencers Keller.
    Als Aria auf eine Videodatei klickte, die nur »DQ« hieß, fiel ihr etwas auf. Anhand von Alis Frisur und ihrem sommerlich-leichten Outfit konnte sie erkennen, dass das Video rund einen Monat vor Alis Verschwinden entstanden sein musste. Aria hatte Hanna in Großaufnahme beim Vertilgen eines riesigen Milchshakes gefilmt. Im Hintergrund hörte man Ali Kotzgeräusche von sich geben. Hanna erstarrte und wurde leichenblass. Ali kicherte, aber niemand sonst schien sich darüber zu wundern.
    Aria beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Sie hatte die Gerüchte über Hannas Bulimie gehört. Bestimmt wusste A. davon. Genau wie Ali.
    Sie klickte ein anderes Video an. Sie zappten bei Emily durchs Fernsehprogramm. Ali hielt bei einer Reportage über eine Gay-Pride-Parade inne, die am selben Tag in Philadelphia stattgefunden hatte. Sie drehte sich zu Emily um und grinste anzüglich. »Sieht nach Spaß aus, was, Em?« Emily wurde rot und zog sich die Kapuze ihres Pullis über den Kopf. Die anderen zuckten nicht mit der Wimper.
    Und noch ein Video. Es dauerte nur sechzehn Sekunden. Alle fünf lagen neben Spencers Pool und trugen riesige Gucci-Sonnenbrillen – oder Fälschungen, wie Aria und Emily. Ali setzte sich auf und linste über den Brillenrand. »Hey, Aria«, sagte sie unvermittelt. »Was macht dein
Vater eigentlich, wenn er eine attraktive Studentin bekommt?«
    Der Clip war aus. Aria erinnerte sich noch an den Tag. Kurz vorher hatten sie und Ali Byron und Meredith beim Knutschen erwischt, und Ali begann bereits anzudeuten, dass sie es den anderen erzählen würde.
    Ali hatte tatsächlich alle ihre Geheimnisse gekannt und sie wie Damoklesschwerter über ihren Köpfen kreisen lassen. Diese anzüglichen Anspielungen, diese fiesen Andeutungen, das war direkt vor ihrer Nase passiert, und dennoch hatte keiner von ihnen etwas geschnallt. Ali hatte alles über die Freundinnen gewusst. Und A. wusste all das auch.
    Nur: Was war Spencers Geheimnis?
    Aria klickte auf das nächste Video. Endlich sah sie die vertraute Szene. Da stand Spencer neben der Couch, das Diadem auf dem Kopf. »Habt ihr Lust, ihre SMS zu lesen?« Sie deutete auf Alis LG-Handy, das zwischen zwei Kissen gerutscht war. Spencer klappte das Telefon auf. »Pass wortgeschützt.«
    »Kennt jemand das Passwort?«, hörte Aria ihre eigene Stimme fragen.
    »Versuch’s mit ihrem Geburtstag«, flüsterte Hanna.
    »Was macht ihr da?«, schrie Ali. »Habt ihr an meinem Telefon herumgefummelt?«
    Melissa und Ian liefen an der Kamera vorbei. »Hallo, Mädels«, rief Ian.
    Spencer klimperte mit den Wimpern, Ali schaute gelangweit drein. Die Kamera zoomte auf ihre Gesichter und dann auf das geschlossene Telefon.

    »Das Video habe ich in den Nachrichten gesehen«, sagte eine Stimme hinter Aria. Die Kellnerin lehnte am Tresen und feilte sich die Fingernägel.
    Aria hielt das Video an und drehte sich um. »Wie bitte?«
    Die Kellnerin errötete. »Ups. Wenn so wenig los ist wie heute, dann verwandele ich mich in meine böse, neugierige Zwillingsschwester. Sorry, ich wollte nicht wie ein mieser Spion auf deinen Bildschirm starren. Trotzdem, armer Kerl.«
    Aria sah die Frau an. Ihr fiel zum ersten Mal auf, dass auf ihrem Namensschild ALISON stand.
    »Welcher arme Kerl?«, fragte sie verwirrt.
    Alison deutete auf den Bildschirm. »Über den Freund redet nie jemand. Er muss doch am Boden zerstört gewesen sein.«
    Aria starrte verdattert auf den Bildschirm. »Das ist nicht ihr Freund. Er ist mit dem Mädchen zusammen, das in der Küche Sachen einräumt. Sie ist nicht zu sehen.«
    »Er war nicht ihr Freund?« Achselzuckend wischte Alison wieder über den Tresen. »Ich dachte nur … na ja, weil sie so dasitzen als ob.«
    Aria wusste nicht, was sie sagen sollte. Verwirrt schaute sie sich das Video noch einmal an. Sie versuchten, Alis Telefon zu hacken, Ali kam zurück, Melissa und Ian liefen an der Kamera vorbei, dramatischer Zoom auf das geschlossene Handy, Finis .
    Sie spielte den Film wieder ab, diesmal mit halber Geschwindigkeit. Spencer rückte langsam ihr