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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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vorher. Er hat mir die Waffe gezeigt und gesagt, er würde diesen
Kerl umlegen. Als Nächstes hat's ja auch jemand getan, richtig?«
    Sie sah
den Aschenbecher an, während sie das sagte, wich seinem Blick aus, und Rocco
dachte bei sich, dass die Sache wirklich oberfaul roch.
    »Warum hat
er das getan?«
    »Warum?«,
sagte sie und kaute eine Weile auf dem Wort herum. »Er war da drin und wollte
sich ein Fischsandwich kaufen, und er bezahlte mit Kleingeld, Sie wissen schon,
Fünfer und Pennys. Und der Manager war stinksauer, weil er die Schlange
aufhielt, und hat ihn angeschissen. Und dann fehlten Almighty nachher noch drei
Cent, und der Manager riss 'nen Witz drüber, und alle lachten ihn aus, und dann
wollte ihm der Manager nicht die drei Cent erlassen und hat ihn echt zur Sau gemacht. Verstehen Sie, er
kam sich vor wie zwei Cent.«
    Rocco konnte nicht sagen, ob die Geschichte stimmte.
Sie schien von Herzen zu kommen, trotz ihrer monotonen Erzählweise. »Und wann
war das?«
    »Am Tag, bevor er mir die Waffe gezeigt hat. War es
Mittwoch? Ja«, nickte sie, »Mittwoch.«
    »Warst du dabei, als das passierte?«
    »Nee. Er hat mir nur davon erzählt.«
    »Können wir mit ihm reden? Ich würde mich gern mit ihm
unterhalten.«
    »Klar, zum Teufel, wenn Sie ihn finden, können Sie mit
ihm reden.« Sie hielt inne. »Besser wär's, Sie finden ihn.«
    »Weißt du, wo er sich jetzt aufhält?«
    »Im Augenblick weiß ich's nicht, weil, ich habe ihn
nicht gesehen, seit er mir die Waffe gezeigt hat.«
    »Was für eine Art Waffe war das? Kannst du dich daran
erinnern?«
    »Was für eine Art?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich
hab keine Ahnung von Waffen.«
    Und das von einer Frau, deren Vater Cop gewesen war.
»Okay, glaubst du, er ist jetzt zu Hause?«
    »Nein. Ich würd's mal auf dem Acker hinter der
Methadonklinik versuchen. Vielleicht ist er da.«
    »An der Cooper?«
    »Ja, da ist er vielleicht.«
    »Wo arbeitet er?«
    »Er arbeitet im Augenblick nicht, er ist irgendwie
krank.«
    »Ach ja?« Rocco nahm an, dass krank Aids bedeutete.
»Das heißt aber nichts. Wenn er gesund ist, wird er wieder anfangen. Er
arbeitet hart.«
    Rocco war entsetzt. Da versuchte sie, ihren Freund für
dreißig Jahre aus dem Verkehr zu ziehen, schien aber andererseits
nicht zu wollen, dass Rocco Almighty für einen Penner hielt.
    »Suky ...
wie kommt's, dass du zwanzig Stunden damit gewartet hast, mir das zu erzählen.
Ich möcht's nur mal wissen.«
    Sie sah
wieder auf den Aschenbecher. »Ich hab erst heute Nachmittag davon gehört.«
Noch eine Lüge.
    »Hast du
den Typen gekannt, der umgelegt worden ist?«
    »Nur von
den paar Malen, die ich da gegessen hab.«
    »Wie lange
warst du mit Almighty zusammen?«
    »Sechs,
sechseinhalb Jahre.«
    »Verheiratet
oder nur ...«
    »Er ist
mein Mann und mein Vater.«
    »Dein
Vater?«
    »Meines
Kindes.«
    »Wie viel
Kinder hast du?«
    »Eins, ein
Mädchen.«
    Roccos
Gedanken schweiften einen Augenblick ab, und er dachte an Erin, stellte sich
vor, sie sei mit einem Almighty verheiratet und an der Nadel. Erins Vater war
ebenfalls Cop.
    »Ist er
ein guter Vater, Almighty?«
    Sie gab
keine Antwort. Rocco ließ seine Gedanken weiter schweifen: Es war nicht zu
spät, ein guter Vater zu werden, er brauchte nur ein wenig Zeit, um sich
zurechtzufinden, ein wenig Glück, und dann würde alles ganz einfach sein, er
würde mit Erin lange Spaziergänge machen, irgendwohin, Ponyreiten, egal was.
    »Und er
tut dem Kind nichts an, richtig?«
    Sie fand
ruckartig ihre Aufmerksamkeit wieder, sah Rocco unverwandt an, verärgert, aber
gelassen. »Warum fragen Sie das alles?«
    Rocco, der
sich einen Moment von ihrer ehernen Direktheit verwirren ließ, änderte seine
Gangart. »Suky, lass mich mal für eine Sekunde laut denken. Ich denke, du
lebst mit diesem Kerl seit sechs Jahren zusammen, er ist der Vater deines
Kindes, du kennst das Opfer nur vom Essen, und trotzdem kommst du allein
hierher, zerrst den Typen freiwillig in die Scheiße, und ich rede hier von
automatischen dreißig Jahren, kein Straferlass, wenn wir eine Verurteilung
durchbringen, also denke ich, was geht hier sonst noch vor? Ist das eine
persönliche Sache? Du weißt schon, ein kleiner Streit, der ein wenig außer
Kontrolle geraten ist? Ich weiß, es gibt einen Haftbefehl gegen dich, ich
meine, versuchst du, den hier irgendwie abzuarbeiten? Ein kleiner Tausch? Was
ist los?«
    Rocco
starrte sie an, und sie begegnete seinem Blick mit unbeirrter Standhaftigkeit.
»Ich

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