Price, Richard
nachzudenken, ob er ihm folgen solle,
humpelte dann aber über die Straße auf Strike zu.
»Ich glaub
diesen Scheiß einfach nicht«, sagte Rodney und beugte sich vor, schlug die
Unterarme auf der Fensterleiste übereinander. »Ich sag, tausch den verdammten
Super Mario aus, sonst schmeiß ich das Stück Scheiße auf die Straße, schmeiß
alle gottverdammten Maschinen raus, ihr könnt mich alle mal, ihr
Dempsy-Itaker, ich fahr rüber ins verdammte New York City und kauf mir meine
eigenen verdammten Spieleautomaten. Er sagt, mach das, und du kriegst keine
Milchlieferung, keine Brotlieferung, keine Süßigkeiten. Ich sag: >He, tu
doch, was du nicht lassen kannst, ist mir doch scheißegal. Ist mir doch
scheißegal, ob ihr Mafia seid, Kolumbianer, schwarz, weiß. Solang ihr keine
Bullen seid, ist das 'ne Sache zwischen mir und dir, weil, mir ist das so was
von scheißegal, hast du kapiert?<« Rodney richtete sich auf, krümmte den
Rücken und ließ sich wieder ins Fenster fallen. »Wenn der Lieferwagen auch nur
einen Liter Milch zu wenig liefert? Scheiße, dann komm ich zurück und brech das
verdammte alte Arschloch durch wie ein Streichholz.«
»Sie haben
Pa-Papi durchlöchert.« Strike schloss die Augen und konzentrierte sich darauf,
seine Zunge zu kontrollieren.
»Ich werd
diese ganze beschissene Kneipe auseinandernehmen. Ich werd mir Erroll holen,
ich werd mir -«
»Hast du
gehört?«
»Ja, hab
ich«, sagte Rodney. »Wer war's?«
»Ich weiß
nicht... Champ?«
»Also ...«
Rodney drückte sich vom Fenster ab und sah angespannt und trotzig drein.
»Haben sie ihn umgebracht?«
»Er ist
weggefahren, a-aber er war völlig durchlöchert.« Strike gab einen weiteren
brennenden Rülpser von sich.
»Hast du
das Geld noch?«
Strike
beugte sich vor und zog die Tüte auf seinen Schoß.
»Woher
weißt du, dass es Champ war?«
»Na, wer
sonst?«
»Was ist
mit seinen Jungs passiert? Sind die auch durchlöchert worden?«
»Sie-sie
waren nicht da.«
»Siehst
du? Vielleicht waren die es. Haben ihn ausgepustet. Verstehst du, was ich
meine? Vielleicht hat er Probleme mit seinen eigenen Leuten in New York.«
Strike
nickte, hörte aber nur halb zu.
»Vielleicht
hat Papi, vielleicht ...« Rodney schwieg, kochte vor Wut, zischte, runzelte die
Straße an, griff dann in den Wagen, nahm das Geld von Strikes Schoß und fügte
vage hinzu: »Du weißt nicht, ob es Champ war.«
Rodney
legte eine Hand auf seinen Bauch, machte eine schnelle halbe Drehung und hielt
das Geld zwischen Ellbogen und Rippen.
»Glaubst
du, wir sind als Nächste dran?« Strike fragte das leichthin, mit klarer
Stimme, als ob es ihn im Grunde nicht kümmere.
»Ich hab
keinen Ärger mit Champ.« Rodneys Stimme verwandelte sich in einen Singsang.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du redest. Ich bin doch
nicht derjenige, der aus New York hergekommen ist und versucht, Shit zu
verkaufen. Ich arbeite für den Mann. Wenn er Ärger mit mir hat, dann soll er
ruhig kommen, ist mir doch scheißegal.«
Strike
starrte Rodney an und beobachtete, wie der sich zu seinen eigenen Worten
aufplusterte.
»Ich hab
heute Abend eigentlich sogar noch ein Geschäft mit dem Nigger.«
Strike
besah sich erneut seine Hände und dachte wieder daran, wie sehr doch jeder auf
sich selbst gestellt war: So, wie es immer war und immer sein würde. Doch dann
beugte sich Rodney wieder in Strikes Fenster, und in seiner Stimme schwang eine
lockende Vertraulichkeit.
»Willst du
mitkommen? Oder willst du verduften?«
Strike saß
in Rodneys Cadillac, und sein eigener Wagen blieb im Italienerviertel. Sie
parkten vor einer geschlossenen Tankstelle, und Strike beobachtete Rodney, der
sieben Meter entfernt das Münztelefon benutzte. Strike dachte wieder an
Tyrone, dachte: >Pass bloß auf, kauf dem Jungen nichts mehr, sonst wird er
nur verdorben, wartet darauf, allen Scheiß für nichts zu kriegen, und dann ist
er zu nichts mehr gut. Endet so wie alle anderen, leergesichtig und
betrügerisch<.
Rodney kam
zum Wagen zurück und fuhr los, ohne ein Wort zu sagen. Er verließ Dempsy und
fuhr nach Jersey City, hielt auf dem Platz eines Tag und Nacht geöffneten
Diners, schaltete auf >Park<, saß einfach da, wischte sich über die Knie
und sagte nichts.
Schließlich
sprach er. »Wo ist Papi angeschossen worden?«
»Genau da,
wo wir ihn treffen sollten, direkt vor ...«
»Nein, ich
mein am Körper.«
»Ü-Überall.
Rauf und runter ...«
»Im
Gesicht?«
»Mmh-mmh,
in Beinen und Brust. Er
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