Price, Richard
der Straße rumgehangen. Dann fragte
sich Strike, ob Buddha Hat den wahren Grund dafür kannte, warum Victor ihn
gebeten hatte, Darryl wegzupusten, und ob er wusste, dass Rodney hinter Champs
Rücken dealte. Strike starrte zum Seitenfenster hinaus und unterdrückte eine
Welle brennender Rülpser.
»Dieser
fette Arsch von Nigger kann mich mal.« Rodney trat aufs Gas, als würde die
Geschwindigkeit des Wagens in direkter Verbindung mit dem Druck hinter seinen
Augen stehen. »Und er ist hinter mir her? Na, dann komm schon, du Arschloch,
komm schon, los ...«
Rodney
flog die 1 -9 entlang und überholte scharf einen
Wagen, der bereits siebzig Meilen fuhr. Als der Fahrer hupte, fuhr Rodney langsamer,
bis der Wagen neben ihm war, trat eine lange Minute in direkten Blickkontakt
mit vier weißen Teenagern, zog dann auf deren Spur und zwang sie, auf den
Seitenstreifen auszuweichen.
Strike
schloss die Augen, versuchte, gelassen zu bleiben, und drückte mit Daumen und
Zeigefinger gegen die Schläfen, als habe er Kopfschmerzen. Er musste von Rodney
weg und das alles durchdenken.
»He, ich
hab meinen Wagen vor der Kneipe von den Itakern gelassen. Wo du vorher warst.«
»Da fahren
wir jetzt hin«, sagte Rodney in einem Singsang durch seine zusammengebissenen
Zähne, fuhr auf den JFK, pflügte über rote Ampeln, ignorierte die Fußgänger und
fuhr ins Viertel der weißen Gangster.
Strike
überfiel ein neuer Gedanke, als er sich vorstellte, Rodney zu sagen, dass er
alles versaut und irgendwie Champs Vollstrecker dazu gebracht hatte, Darryl
Adams abzuknallen: Genauso gut hätte er gleich zu Champ gehen und ihm verkünden
können, dass sie hinter seinem Rücken dealten. Strike warf Rodney einen
schnellen Blick zu, sah all die Wut und Furcht, und plötzlich hatte er größere
Angst vor Rodney als vor einem Dutzend Buddha Hats. Was, wenn Rodney
herausfand, dass er sein Spiel ausgeplaudert hatte? Aber wenn Strike es ihm
nicht erzählte, dann waren sie beide in dem Augenblick dran, in dem Buddha Hat
und Champ entschieden, die ganze Sache zu beenden. So oder so ...
Strike
kurbelte sein Fenster herunter, rülpste tief, klang wie ein Frosch und spuckte
etwas Rotbraunes aus. »Lass mich raus, Mann«, sagte er flüsternd. »Ich fühl
mich beschissen.«
Rodney sah
ihn fest an und hielt dann vor einem Schönheitssalon, etwa sechs Blocks von der
Itakerkneipe entfernt.
»Ich werd
mich wieder an die Bänke machen.« Strike griff nach dem Türhebel und wich
Rodneys Blick aus. »Du weißt schon, mich ums Geschäft kümmern.«
»Und was
ist mit deinem Wagen?«
»Den hol
ich später.« Strike spuckte noch mehr rote Galle aus.
»Ja, tu
das«, sagte Rodney. Dann griff er nach Strikes Handgelenk. »Ich sag dir was.
Ich weiß alles, was du jetzt denkst. Du denkst, Champ hat Papi umgenietet,
Buddha Hat hat Papi umgenietet. Du denkst: >Verdammte Scheiße, ich bin als
Nächster dran, ich bin der Nächste, verdammte Scheiße ...<«
Strike
nickte, starrte seine Knie an und dachte: >Du weißt nicht mal die Hälfte.<
»Aber du
musst es wie ich machen. Verstehst du, mir ist es scheißegal, denn hinter mir
her sein und hinter Papi her sein, das sind zwei verschiedene Dinge. Ich bin
nicht Papi, ich weiß, dass diese Nigger das wissen, und wenn du ein Mann wärst,
einer, der wirklich mitspielen kann, dann würdest du genauso denken wie ich.«
»Ja, ich hab
verstanden.« Strike wand sein Handgelenk frei, ganz wild darauf, aus dem Wagen
rauszukommen.
»Angst hat
einen Geruch, wie Sex, verstehst du, was ich meine?« Rodney beugte sich vor und
linste über den Rand seiner Nachtbrille hinweg in Strikes Augen.
»Ja, okay
...« Strike stieg aus, winkte Rodney kurz zu und hoffte, dass Buddha Hat ihm
zum Schluss wenigstens eine Chance zum Weglaufen geben würde.
***
Rocco
stand hinter der Lotteriemaschine auf der Flaschenseite des
Shaft-Spirituosengeschäfts und sah zu Mazilli hinüber, der sich hinter dem
Tresen auf der Lebensmittel- und Sandwichseite befand. Ein dünner, aber
stetiger Strom von Kunden pendelte zwischen ihnen über einen schmalen
Holzfußboden, der so alt und abgewetzt war, dass er eher wie festgetretener
Lehm als wie etwas von Menschenhand Geschaffenes aussah.
Mazilli
hatte Rocco gebeten, ihm zur Hand zu gehen, weil die Frau von einem seiner
puertoricanischen Helfer am Nachmittag ein Kind bekommen und der schwarze
Junge, der für ihn arbeitete, in der Nacht zuvor eine Großmutter verloren
hatte. Rocco und Mazilli hatten beide
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