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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Angriff
auf einen Polizisten, heruntergehandelt auf ungebührliches Benehmen, einen
Monat später vor Gericht fallengelassen. Das Verhaftungsprotokoll bestand aus
ein paar oberflächlichen Zeilen darüber, wie der Junge den Polizisten Michael
Carney angegriffen und ihn daran gehindert hatte, seine Pflicht auszuüben.
Rocco las genauer hinein, erkundete, was dort stand und was nicht - nichts über
Drogenbesitz, keine Sätze wie >bei der Verfolgung eines Verbrechens< oder
>in der Gesellschaft von<, was bedeutete, dass er weder in einen Streit
verwickelt gewesen war noch etwas mit einer Gang zu tun hatte. Was immer da los
war, war zwischen Thumper und dem Jungen passiert, und da das Ganze auf
ungebührliches Benehmen hinausgelaufen und letztlich abgewiesen worden war,
hatte der Junge wahrscheinlich eine Gegenklage eingereicht und behauptet, dass
es Thumper war, der seine Kompetenzen überschritten hatte, so dass sich die
beiden Anschuldigungen gegenseitig aufgehoben hatten. Rocco erinnerte sich vage
an die Bemerkung des Jungen im Wagen wegen des Vorfalls - und machte sich einen geistigen Vermerk, nachzufragen,
wenn er das nächste Mal auf Thumper traf.
    Rocco nahm sich ein weiteres Stück Pizza und blinzelte
Mazilli an. »Wann kriegen wir die ballistischen Daten von der Waffe von gestern,
in zwei Wochen?«
    »Zehn Tage, zwei Wochen, so was.«
    »Weißt du, was wir machen sollten? Lass uns mal mit der
alten Dame von dem Knaben reden, sichergehen, dass er nicht so'n Bekloppter
ist, der alles Mögliche gesteht, bloß weil er sich's zum Hobby gemacht hat.«
    Mazilli winkte ab. »Er hat's getan. Nun mach hier bloß
nicht die Pferde scheu.«
    »Ja, ich weiß. Es ist nur, weißt du, dieses Geständnis
liest sich wie Pferdescheiße. Falls die Waffe sich als sauber herausstellt,
dann werd ich mir vorkommen wie ein verdammter Pferdearsch.« Rocco legte einen
bettelnden Ton in seine Stimme: Er musste Mazilli immer erst was vorsingen,
damit der irgendetwas an einem Fall tat, wenn der Täter bereits eingebuchtet
worden war.
    Mazilli warf ihm einen sauren Blick zu und winkte
erneut ab. »Du bezahlst.«
    Rocco fuhr, und eine halbe Stunde später hielten sie
vor den Bänken in der Roosevelt-Siedlung. Es war eine milde, sternenklare
Nacht, und fast hundert Leute trieben sich dort herum; jeder Einzelne von
ihnen bemerkte die beiden Cops in ihrem Chevrolet, einige sahen absichtlich
weg, andere murmelten etwas oder rissen aus den Mundwinkeln Witze.
    Rocco schnitt eine Grimasse. »Die werden Schrott aus
unserer Karre machen. Vielleicht sollten wir uns Deckung geben lassen.«
    »Komm schon.« Mazilli stieg aus und ging direkt zur
Bank, fischte sich einen Burschen heraus, den er aus seinem Laden kannte. »Wie
heißt du noch gleich?«
    »Futon.« Der Junge trug wasserblaue Kopfhörer und aß
Gummi bärchen aus einem Glas. Er sah zu seinen Freunden hinüber,
die seinen Blick mit versteinerten Mienen erwiderten. Einer der Jungs erhob
sich ächzend und trottete langsam davon. >Hat wahrscheinlich Stoff
dabei<, dachte Rocco, während er ihm nachsah.
    »Wo wohnst
du, Junge?« Mazilli kniff die Augen zusammen.
    »Hier.«
Futon hob eine schlaffe Hand in Richtung des Hauses Nummer sechs.
    »In
welchem Stock?«
    »Zweiter.«
    »Wer ist
deine Mutter, Futon?«
    »Doreen
Owens.«
    »Doreen
Owens.« Mazilli nickte, als wäre ihm der Name vertraut. »Du kennst mich,
stimmt's?«
    »Sie sind
der Detective aus dem Laden.«
    »Pass für
mich auf den Wagen auf.«
    »Ich muss
vielleicht weg.« Futon sah wieder zu seinen Freunden hinüber.
    »Pass
einfach nur auf den Wagen auf«, sagte Mazilli leise und ging davon, bevor der
Junge protestieren konnte.
    Rocco lief
über die Promenade vor den Bänken und sah, wie sich die Nachricht von ihrer
Ankunft in Windeseile verbreitete; alle schienen in ihre Richtung zu schauen,
noch bevor sie in Sicht waren. Eine Staubwolke an Kindern folgte ihnen; sie
begann mit zwei oder drei Kids von den Bänken und nahm entlang des Wegs immer
neue Mitglieder auf, und als sie vor der Klingel mit Victor Dunhams Namen
standen, hüpften genug Kids hinter ihnen her, dass Rocco sich vorkam wie der
Rattenfänger von Hameln.
    Eines der
Kids aus der Parade betrat mit ihnen gemeinsam das Gebäude und stand mit
starrem Gesicht neben dem Aufzug. Es handelte sich um einen ernst
dreinblickenden Jungen von etwa elf Jahren, und als der Junge mit ihnen in den
Aufzug stieg, aber keinen der Knöpfe drückte, nahm Rocco an, dass ihn
irgendjemand geschickt

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