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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Jedes
Mal, wenn irgendjemand in dieser Stadt eins übergebraten kriegt, taucht
Rodneys Name auf. Erinnerst du dich an diese Welle von Hundevergiftungen vor
acht Jahren? Ich hatte zwei Typen, die sagten, Rodney sei es gewesen, und wo
war Rodney damals? Im Staatsgefängnis in Wisconsin.« Mazilli zuckte mit den
Schultern. »Ich sehe ihn einfach nicht bei dem Fall. Zuerst, als er am Samstag
in meinem Laden so nervös wurde, dachte ich, na vielleicht. Aber ich kenne ihn,
und ich hab ihn heute Nachmittag genau beobachtet. Und jetzt, mit dem Barkeeper
und dem Wachmann? Wir reden hier von fünf Schnäpsen und 'ner Waffe. Ich
verschwende doch meine Zeit nicht mit so was.«
    »Ich will dir mal was sagen, Maz. Hältst du's nicht für
ein bisschen naiv, wenn jemand meint, dass ihn seine Straßenkontakte unmöglich
übers Ohr hauen können?«
    »Ach ja?« Mazilli warf Rocco einen harten Blick zu und
trat aufs Gas. »Nun, wenn du's genau wissen willst, halte ich dich für die
naive Birne. Du glaubst, nur weil der Typ Familie hat und einen Job und sich in
der Bar seiner Wahl um seinen eigenen Kram kümmert, kann er nicht der Schütze
sein? Wer ist denn hier naiv, Rocco, du oder ich?«
    Rocco sah hinaus auf den vorbeiziehenden Boulevard und
seufzte: Mazilli hatte alles in den falschen Hals gekriegt. Verdammt nochmal -
eigentlich hatte sein Interesse an dem Fall so gut wie nichts mit Victor zu
tun. Es war nur, dass er etwas Kraftvolles in sich einschnappen hörte, als er
die richtigen Fragen zum falschen Bild stellte, ein Gefühl, das sich schon den
ganzen Tag über in ihm aufgebaut hatte, seit sie in der Wohnung der Mutter
gewesen waren.
    »Zur Hölle, lässt du's mal ein bisschen langsamer
angehen?« Rocco lächelte Mazilli an und fühlte sich wohl.
    »Willst du mir erzählen, wie ich fahren soll?« Mazilli
runzelte die Stirn und ging dann etwas vom Gas. »Hör mal, Rocco. Dieser Junge
hatte einen sitzen, stolperte da raus, hatte seine Knarre dabei, als sei er in
Tombstone, und jetzt sitzt er im Knast. Und Rodney hin oder her, er hat nichts
damit zu tun, was da gelaufen ist. Und selbst wenn uns der Bursche auf Band nen
Haufen Scheiß erzählt hat, selbst wenn sie den Fall sausenlassen, dann ist das
immer noch gute solide Arbeit unsererseits. Der Fall ist abgeschlossen. Und
wenn ich unrecht habe? Wenn Rodney doch was damit zu tun hat? Oder Strike? Oder
das beschissene Medellin-Kartell? Ist mir doch scheißegal, weil, wir haben den
Schützen.«
    Rocco zuckte mit den Schultern. »Und ich denke, wir haben den falschen Bruder eingelocht.«
    Mazilli lachte. »Den falschen Bruder.«
     
    ***
     
    Strike konnte sich schließlich gegen zehn Uhr abends
von Rodney losmachen und
ging von der Weehawken Street in Richtung der Bänke, dachte an Victor, und dann
fiel ihm ein, dass sein Bruder kurz davorstand, seine zweite Nacht im
Countyknast zu verbringen. Die Erinnerungen überfielen ihn wie eine Flut, und
er fühlte eine Welle kraftlosen Jammers über sich niedergehen, während ein
greller Schmerz durch seine Eingeweide fuhr. Als der Schmerz nachließ, ging er
weiter und schwor bei sich, dass er etwas dagegen unternehmen würde. Irgendwas
...
    Etwa einen Block von den Bänken entfernt bemerkte
Strike, dass seine Jungs langsam davonschlenderten, Hände in den Hosentaschen,
so wie sie es stets taten, wenn der Fury im Anmarsch war. Doch als Strike näher
kam, sah er, dass es nicht der Fury war, sondern Buddha Hat. Er saß allein da,
seine Arme über die Rückenlehne von Strikes Bank ausgestreckt. Mit seinem
weichkrempigen Dschungelhut, dem khakifarbenen T-Shirt und den ausgebeulten
Armeehosen sah Buddha Hat aus, als hätte er gerade eine kleine militärische
Operation im Alleingang zu Ende gebracht.
    Strike wäre weitergegangen, aber Buddha Hat entdeckte
ihn und winkte ihn zu sich heran. Strike trottete zu ihm hinüber und zog eine
Grimasse. »Was gibt's?«
    Buddha Hat blinzelte aus zusammengekniffenen Augen.
»Ich will dir was zeigen.«
    »Ich hab ei-eigentlich zu tun. Also ...« Strike hielt
inne, als sich Buddha Hat erhob. Sein Kopf sah aus wie ein in Haut gehüllter Schädel,
war ganz Augenhöhlen und Wangenknochen. Als Strike seinem starren Blick
begegnete, bekam er auf der Stelle einen trockenen Mund. Sein Entschluss,
Victor zu helfen, hatte sich vollständig verflüchtigt.
    Buddha Hat sagte: »Na, komm«, ging davon und verschwand
bei der Weekhawken Street 8 um die Ecke. Strike, der das Gefühl

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