Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
hatte, keine andere
Wahl zu haben, folgte Buddha Hat zu einem jägergrünen Volvo.
    Der Wagen besaß keinerlei Schnickschnack und war
relativ sauber; Strike fiel auf, dass Radio und Kassettenrecorder fehlten.
    »Ich muss mich erst umziehen«, sagte Buddha Hat und
fuhr los.
    »Welche Art von Musik magst du?« Noch während ihm die
Worte aus dem Mund purzelten, erkannte er, dass sie überhaupt keinen Sinn
ergaben.
    »Ich hatte so nen Benzi-Recorder zum Rausnehmen«, sagte
Buddha Hat, und seine Stimme klang weit weg und verträumt. »Ich hab vergessen,
ihn einen Abend mit nach Hause zu nehmen, hab's dem Dieb, der ihn geklaut hat, richtig
leichtgemacht, verstehst du?«
    »Klar ...«
    »Hast du von irgendwem gehört, der auf der Straße einen
Benzi verkaufen will?«
    »Mmh-mmh.«
    »Wenn du was hörst, sag mir Bescheid, weil, ich hab mit
dem was zu besprechen.«
    Während sie auf die Häuser der O'Brien-Siedlung
zufuhren, versuchte Strike sich vorzustellen, wie er Buddha Hat fragte, woher
er Victor kannte, aber er brachte nicht mal den Mut auf, sich die Worte
zurechtzulegen, die er dazu brauchte. Und er konnte spüren, wie sein Stottern
auf der Lauer lag; es war den ganzen Tag über da gewesen, kam und ging, und
langsam hatte er sich schon fast wieder daran gewöhnt. Doch er wollte, dass
die Worte, wenn er denn so weit war, sie auszusprechen, leicht und natürlich
klangen. Furcht hat einen Geruch, hatte Rodney gesagt.
    Buddha Hat hielt vor der O'Brien-Siedlung und parkte.
Es war eine schwüle Nacht, und eine Reihe von Kindern hatte Streifen von
Zeitungspapier angezündet und machte sich ein Spiel daraus, sie in Loopings
kreisen zu lassen. Strike war in der Roosevelt-Siedlung aufgewachsen, und
selbst an den besten Tagen machten alle anderen Siedlungen einen leicht fremden
und feindlichen Eindruck auf ihn; jetzt, während er Buddha Hat an der Parade
der Drogenautos vorbei folgte, hatte er das Gefühl, ein Gefangener zu sein, der
in ein feindliches Lager verschleppt wurde, spürte seine eigene Hilflosigkeit,
war paralysiert zwischen dem Wunsch, um sein Leben zu rennen und cool zu
bleiben, zwischen Todesangst und Angst, sich zu blamieren. Doch selbst wenn er
rannte oder zuerst zuschlug, Dempsy war eine kleine Stadt, und es gab keinen
Ort, an dem er sich verstecken konnte; man musste fliehen, woanders leben, und
keiner besaß je die Vorstellungskraft oder den Mut, das zu tun.
    »Yo, Hat.« Beide drehten sich um und sahen Champ unter
dem Durchgang; er saß auf seinem umgestürzten Einkaufswagen und war von einer
Wolke von Kids umgeben, von denen einige ebenfalls Papier verbrannten. Champ
stand auf und winkte sie zu sich, zog den Bund seiner ausgebeulten weißen
Shorts hoch, und zu beiden Seiten der Hüften schauten Fettwülste hervor.
    Champ sah Strike durchdringend an, als versuche er, ihn
einzuordnen. Strike wandte seinen Blick ab, und dann legte Champ einen Arm um
Buddha Hat, drehte Strike den Rücken zu, die beiden machten einen kleinen
Spaziergang ums Haus, und Strike atmete durch den Mund und dachte: >Was zum
Teufel geht hier vor?< Er wartete und beobachtete geistesabwesend die
Clockers, die die Autos bedienten, alle rannten an der Schlange entlang, und
jeder versuchte, schneller an den heruntergekurbelten Scheiben zu sein, reckte
den Fahrern Ampullen entgegen und brüllte: »Yo, Rydell, Rydell«, riss sich den
Arsch auf, und Strike fragte sich, warum Champ seine eigenen Leute
gegeneinander auf diese Weise antreten ließ und was er damit bezweckte.
    Buddha Hat und Champ kamen von ihrem Spaziergang um das
Gebäude zurück und gingen auf Strike zu. Champ blieb ein paar Meter vor ihm
stehen und sah Strike an. Dann strahlte er.

»Du bist ein Spion!« Champ lachte heiser und rieb sich die Brust.
    Strike bemerkte, wie er sich unter Champs Blick zu
winden begann, zwang sich dann aber, standhaft zu bleiben und den Mund zu
halten.
    Champ kniff ein Auge zu und richtete einen anklagenden
Finger auf Strike; seine Gesten waren übertrieben und spielerisch, und dann
drehte er Strike wieder den Rücken zu.
    Buddha Hat war an Strike vorbeigegangen und wartete auf
ihn. »Komm schon«, sagte er. Und wieder stellte Strike fest, dass er keine
andere Chance hatte, als das zu tun, was man ihm sagte.
    Der heiße, stinkende Hauseingang war erfüllt vom Summen
der Moskitos und dem stechenden Geruch brennenden Papiers. Vor den Aufzügen
spielten Kinder und zündeten die Insektenstreifen an, ohne sich um die Käfer zu
kümmern. Strike und Buddha

Weitere Kostenlose Bücher