Price, Richard
»Rundumball.«
»Ich weiß nicht.« Rocco hatte das Gefühl, sich
verteidigen zu müssen. Rundumball klang auch nicht verrückter als der Wunsch,
Schauspieler sein zu wollen. »Wahrscheinlich nur ein Ventil zum Dampfablassen.
Und was hältst du davon, dass der Bruder da war?«
»Was soll damit sein?«
»Der Junge ist ein aktenkundiges Arschloch, war nur
einmal dort, geht vor der Schießerei wieder, bleibt nüchtern ... und
gleichzeitig kann keiner sagen, ob Victor vor dem Fernseher saß oder nicht, als
das alles passierte.«
Mazilli zuckte mit den Schultern. »He, wer ist denn mit
der Waffe zu uns gekommen?«
»Und was hat dieser Strike dort zu suchen gehabt?«
»Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Sie sind
Brüder, richtig? Der eine trifft den anderen, sie gehen in die Bar. Sie sind
Brüder, man hat sie zusammen gesehen, na toll.«
Mazilli hielt am Drive-in-Fenster eines Burger King.
»Willst du irgendwas?« Rocco schüttelte den Kopf, und Mazilli bestellte sich
einen Erdbeermilchshake.
»Thumper hat mir erzählt, dass die beiden nie zusammen
rumhängen.«
»Nun, ein Grund mehr, ein Glas zu trinken. Lange nicht
mehr gesehen. Wie läuft's? Wie geht's Ma?« Mazilli reihte sich wieder in den
Verkehr ein, fuhr langsam und schlürfte heftig durch den Strohhalm.
»Ich weiß nicht. Ich glaub nur, der andere Bursche hat
da seine Finger im Spiel.«
»Weil er mit seinem Bruder vielleicht was getrunken
hat. Der Wachmann war sich nicht mal sicher, dass sie zusammen waren. Und selbst
wenn er etwas damit zu tun hat, sollen wir uns den Arsch aufreißen, nur weil
er eventuell was von der Sache gewusst hat? He, der Fall ist abgeschlossen. Wir
haben eine Waffe, wir haben ein Geständnis.«
»Ich weiß nicht, ich weiß nicht ... Vielleicht übernimmt
dieser Victor die Schuld für etwas, das er nicht getan hat.«
Mazilli zog eine Augenbraue hoch. »Was meist du damit,
aus brüderlicher Liebe?«
»Ich weiß nicht, vielleicht hat Bruder Arschloch ja
etwas gegen ihn in der Hand. Mag auch sein, dass der Bursche versucht, seinen
Bruder vor dem Knast zu bewahren. Ich mein, er hat keine nennenswerte Akte, er
ist ein guter Bürger, er plädiert auf Notwehr. Vielleicht glaubt er, bessere
Chancen als sein Bruder zu haben, uns in diesem Fall zu schlagen. Vielleicht
glaubt er, er wird sogar freigesprochen. Ein hart arbeitender Kerl kommt rein,
gesteht, behauptet, angegriffen worden zu sein. Notwehr. Wer sind wir, das
Gegenteil zu behaupten? In der Zwischenzeit ist sein Bruder fein raus. Ich
weiß nicht, vielleicht hat sein Bruder ihm Geld versprochen, wenn er gesteht.
Vielleicht hat er ihn bedroht. Was glaubst du?«
Mazilli führ an eine Mülltonne und warf seinen
Milchshakebecher hinein. »He, der Wachmann hat gesagt, der Junge hatte zwei,
drei Drinks mehr als sonst. Also, ich glaube, er ist da aus irgendeinem Grund
mit einer Riesenwut im Bauch wegmarschiert, der Typ erschreckt ihn, und, ahm,
dann ist es halt passiert. Du weißt schon, so wie's an beschissenen Tagen eben
läuft.«
»Moment, warte mal. Meine Zeugin hat ausgesagt, dass
der Täter auf das Opfer gewartet hat. Er lehnte an dem Wagen und wartete. Hört
sich für mich nicht an wie Totschlag im Affekt.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, deine Zeugin sei bis
oben hin voll mit Gin gewesen.« Mazilli zündete sich eine Zigarette an.
»Ach ja? Und ich dachte, du hättest gesagt, dass du
diesen Victor für einen bezahlten Killer hältst.«
»Ich hab nur 'nen Witz gemacht.« Mazilli zuckte mit den
Schultern und winkte müde einem in der zweiten Reihe parkenden Streifenwagen
zu. »Außerdem würd ich nach heute Abend sagen, dass er mir eher wie ein vom
Glück verlassener Trottel mit Waffe und roter Nase vorkommt.«
»Ich weiß nicht, Mazilli, dieser Bruder Arschloch ist
wie ein Stein im Schuh. Was hat Rodney dir erzählt, nachdem ich gegangen bin?«
Mazilli winkte ab. »Rodney hat nichts damit zu tun. Er
kennt diesen Victor nicht. Außerdem, wenn irgendjemand von dort aus Stoff
verkauft hätte, dann höchstwahrscheinlich Champ.«
»Und worüber wollte Rodney mit dir reden?«
Mazilli lachte. »Er hat sich mit irgendeinem alten
Typen in Benny's Lounge wegen einem Videospiel in die Haare gekriegt. Er ist
ausgerastet und hat dem Burschen eins über den Schädel gezogen. Jetzt ist er
nervös. Er möchte, dass ich mit ihnen rede.« Mazilli spielte fast jeden Tag mit
den Rentnern und ihren Adjudanten Karten.
»Also hat er in dieser Sache nichts für uns?«
Mazilli
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