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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Hat teilten sich den Aufzug mit einer fetten
glubschäugigen weißen Frau mit dicken Brillengläsern und einem Einkaufswagen
voller zerknüllter Wäsche. Alle drei starrten sie geradeaus, während sie in
den sechsten Stock fuhren, wo Buddha Hat der Frau die Fahrstuhltür aufhielt,
und dann in den elften. Während er hinter Buddha Hat den engen Flur
entlanglief, kamen sie am Treppenzugang vorbei, und Strike stellte sich vor,
wie er elf Stockwerke die Treppen hinunterstürmte. Er glaubte nicht, dass
Buddha Hat ihm folgen würde, doch irgendwie hielt die Vorstellung, wie Buddha
Hat einfach dastand und seinen Schritten lauschte, Strike davon ab, die Flucht
zu ergreifen.
    Buddha Hat teilte sich eine enge Vier-Zimmer-Wohnung
mit seiner Großmutter; die Wände in Wohnzimmer und Küche waren braun und gelb
gestrichen und glänzten fettig in der Hitze. Die Großmutter - schwergewichtig,
bebrillt, eine ältliche Frau von fünfundfünfzig, deren eines Bein auf die
doppelte Größe des anderen geschwollen war - saß in einem roten vinylbezogenen
Fernsehsessel, das kranke Bein auf eine farblich passende Ottomane gelegt. Als
sie hereinkamen, beugte sie sich vor und drückte die Knöpfe des Fernsehers mit
einem Besenstiel.
    »Wo ist denn die Fernbedienung?« Buddha Hat klang
verärgert. Strike stand direkt hinter ihm und starrte die drei Stoffdrucke an,
die an den Wänden des Wohnzimmers hingen: Isaac Hayes mit nacktem Oberkörper,
abgesehen von schweren Goldketten, Levar Burton mit nacktem Oberkörper,
abgesehen von Sklavenketten, und Jesus Christus, der zu irgendetwas hinaufschaute.
    »Weg.« Sie winselte vor Anstrengung, als sie sprach.
Buddha Hat schnalzte mit der Zunge, ging auf alle viere, tastete mit der Hand
unter dem Fernseher herum und zog die verstaubte Fernbedienung hervor.
    Strike beugte sich zur Seite und warf einen Blick in
die Küche. Die Luft war leicht verraucht, obwohl es keinerlei Anzeichen gab,
dass gerade gekocht worden war. Eine funkelnagelneue Mikrowelle, auf deren
Glasfront noch der Energiesparsticker klebte, stand wie ein großer Topf auf
einem Gasherd. Zwei Streifen Klebeband auf der Kühlschranktür bildeten ein
Kreuz, und Strike erinnerte sich dunkel an seine Kindheit, dass seine
Großmutter dasselbe Zeichen auf ihrem Kühlschrank angebracht hatte, um
sicherzustellen, dass es in ihrem Haus niemals an Essen mangeln würde.
    Buddha Hat bedeutete Strike, ihm zu folgen, und sie
gingen einen kurzen Flur entlang in Hats Zimmer. Das Zimmer war karg, und nicht
sonderlich sauber, und Strike stand in der Tür und besah sich die Einrichtung:
kahle Wände, eine kalte Neonleuchte, ein rosafarbener tragbarer Ventilator auf
einem Klappstuhl, der auf ein pritschengroßes Bett gerichtet war, ein Fernseher
mit 72er Bildröhre, auf dem ein Videogerät und ein halbes Dutzend Horrorvideos
standen, und auf dem Boden zwei riesige Lautsprecher, die einen verstaubten
CD-Spieler flankierten. Es gab keine Kommode, keinen Tisch, keinen Teppich,
keine persönliche Habe, keine Bilder oder Fotos, kein Telefon und keine andere
Sitzgelegenheit außer Buddha Hats Bett, dessen halb aufgeschlagene Bettdecke
die gleiche dunkelblaue Star-Wars-Matratze enthüllte, die Strike mit Andre im
Möbelladen gesehen hatte. Strike versuchte, aus diesen menschlich-rührenden
Details Trost zu ziehen, aber es klappte nicht - fast alle, die er kannte,
lebten so, und der kleine Ventilator oder das Klebebandkruzifix auf dem
Kühlschrank änderten auch nichts daran, dass Buddha Hat nichts anderes war als
ein Killer.
    Buddha Hat stand mit dem Rücken zu Strike vor der
offenen Schranktür und entkleidete sich bis auf seine übergroßen Boxershorts.
Mit seinem straffen kleinen Schädel, seinen knochigen Beinen und den wie
Haifischflossen hervorragenden Schulterblättern sah Buddha Hat aus wie ein
kleiner Junge oder ein alter Mann. Strike war erstaunt; er sah von der
Star-Wars-Matratze zu Buddha Hat hinüber, und ihm fiel etwas anderes ein, das
Rodney gesagt hatte: >Es kommt nicht auf den Körper an, sondern aufs
Herz.<
    Buddha Hat warf seine Hose auf einen Stapel Klamotten
im Innern des Schrankes und zog dann eine mit Rasierklingen aufgeschlitzte
Jeans aus demselben Stapel.
    »Magst du Rodney?«, fragte er, während er an einer
dünnen Goldkette um seinen Hals herumfummelte.
    »Er ist in Ordnung«, sagte Strike argwöhnisch und
fragte sich, wie er das wohl anpacken sollte, dachte, dass Buddha Hat nichts
unternehmen würde, solange seine Großmutter im

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