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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Nebenzimmer saß.
    »Ich mag ihn nicht.« Buddha Hat beugte sich vor, um
eine orangefarbene löchrige Syracuse-Footballkluft hervorzuziehen. »Er glaubt,
er hätte als Einziger den Durchblick, verstehst du?«
    Strike antwortete nicht, begann aber, nervös auf den
Zehenspitzen zu wippen.
    »Er glaubt, er ist der Einzige, der alles weiß.« Buddha Hat drehte sich endlich zu Strike um,
strich durch seine Haare und setzte dann wieder seinen Dschungelhut auf. »Warst
du jemals im Knast?«
    »M-Mal eine Nacht lang, das war alles.«
    Buddha Hat warf ihm einen neugierigen Blick zu, als er
Strike stottern hörte, und zuckte dann gleichgültig mit den Schultern. »Ich
war noch nie im Knast, nicht mal für eine Stunde. Wie oft war Rodney im Knast? Wenn
er voll durchblickt, wieso ist er dann dauernd im Knast, verstehst du, was ich
meine?«
    Strike nickte, rieb sich mit einem Finger sein linkes
Auge.
    »Nicht, dass ich ihn nicht respektiere, ich sag nur,
wenn man sich schon so großkotzig aufführt, dann sollte man auch groß sein, damit einem das Ganze nicht irgendwann über den Kopf
wächst.«
     
    Buddha Hat fuhr auf die 1 -9, und Strike sah zu, wie die Skyline von New York
auftauchte, als sie an Jersey City vorbei nach North Bergen fuhren und dann dem
Hudson River folgten.
    »Ziehst du gern einen durch?« Buddha Hat fuhr mit dem
Handgelenk, während seine Hand lässig auf dem Lenkrad lag.
    »Mmh-mmh. Eigentlich nicht.«
    »Ich hab 'n paar Joints geraucht, als ich so zwölf war.
Aber es gefiel mir nicht, woran ich dann denken musste.«
    »Ja, mir auch nicht.«
    Buddha Hat warf ihm erneut einen verwirrten Blick zu,
der sich nach einem Moment wieder in das ihm eigene, eisig abschätzende Starren
verwandelte. Er besah sich Strike von Kopf bis Fuß. »Wie groß bist du?«
    »Eins siebzig? Ich weiß nicht.«
    »Ich bin eins achtundsechzigeinhalb«, verkündete Buddha
Hat und rückte seine Mütze zurecht, während er sich im Rückspiegel betrachtete.
    »Wo-woher kennst du Victor?« Strike konnte es selbst
nicht fassen, dass ihm diese Frage über die Lippen kam.
    »Victor?« Buddha Hat warf ihm einen langen trägen Blick
zu. »Er geht in dieselbe Kirche wie meine Großmutter. Einmal wollte ich sie
abholen, aber als ich da war, sprang die Scheißkarre nicht mehr an, und er hat
uns nach Hause gefahren. Und am selben Abend hat er sie zu ihrer Schwester nach
East Orange gefahren. Er hat nicht mal Geld dafür verlangt, er hat es umsonst
gemacht, einfach weil meine Karre hinüber war, verstehst du.«
    »Ja, Victor sitzt jetzt im Knast...« Die Worte
entfuhren Strike in einem sanften Atemzug, als ob er nur Smalltalk machte.
    Buddha Hat antwortete nicht, und Strike war sich nicht
sicher, ob er ihn nicht gehört hatte oder ob er die Unterhaltung einfach beenden
wollte.
    Strike öffnete den Mund, und wieder schienen die Worte
von ganz allein zu kommen: »Woher kennst du mich?«
    Buddha Hat schwieg einen Moment und achtete nur auf die
Straße. Schließlich sagte er, ohne den Blick von der Straße zu wenden: »Woher
kennst du mich?«
    Buddha Hat verließ die Straße und folgte einer Kurve in
den höhlenhaften Schlund des Lincoln Tunnel. Während sie sich der Staatsgrenzenmarkierung
auf halber Strecke näherten, fuhr Buddha Hat sich mit einer Hand über den Mund
und legte die andere in seinen Schoß.
    »Hast du von diesem dominikanischen Typen gehört, der
letzten Samstag zusammengeschossen wurde und im Holland Tunnel gestorben ist?«
    Strike sagte nichts. Buddha Hat sog schnüffelnd die
Luft ein und verzog die Nase.
    »Versperrte den ganzen verdammten New-York-Tunnel für
mindestens vier Stunden. Vier Stunden lang keine Chance, von New Jersey nach
New York zu kommen. Vier beschissene Stunden, und alle, die nach New York
durchwollten ...«
    »Ich weiß ...«, Strike schüttelte den Kopf, »... weiß
nichts davon.«
    »Nein?« Buddha Hat sah ihn mit einem verträumten halben
Lächeln auf den Lippen an. »Du solltest öfter Zeitung lesen.«
     
    Strike und Buddha Hat standen vor einem Kampfsportladen
in der 42nd Street, und die Schaufenster zu beiden Seiten von ihnen quollen
schier über von einer riesigen Auswahl an Hieb- und Stichwaffen, von drei Meter
langen silberbeschichteten Spießen und vier Finger breiten
Schmetterlingsmessern, von Samuraischwertern und Messingtotschlägern mit
Stahlnieten bis hin zu Bowiemessern, Macheten, Schnappmessern, Wurfsternen,
chemischen Keulen, das gesamte Arsenal durchsetzt von Aikido- und
Judopamphleten,

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