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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Burschen von der Bank wanderten in Zweier- und
Dreiergruppen davon, warfen verstohlene Blicke zu Erroll Barnes hinüber,
während sie verschwanden; nur der Junge auf der Kette blieb sitzen.
    »Also, du glaubst, dein Bruder erzählt die Wahrheit,
hmm?«
    »Ja, er lügt nicht.«
    »Also, du glaubst nicht, dass da irgendwas zwischen ihm
und Darryl Adams war?«
    »Ich weiß nichts davon.«
    »Hast du diesen Darryl gekannt?«
    »Mmh-mmh.« >Bingo<, dachte Rocco. >Lüge Nummer
eins.< Mazilli hatte gesagt, der Bursche und Darryl hätten fast ein Jahr lang
zusammen in Rodneys Laden gearbeitet.
    Rocco drehte sich in einem langsamen lässigen Kreis.
»Du kanntest Darryl Adams überhaupt nicht, hmm?«
    Der Junge zögerte. »Mmh-mmh.«
    Rocco konnte es an seinem Gesicht ablesen, dass der
Junge wusste, dass er gerade Scheiße gebaut hatte. Rocco seufzte, zwang sich,
cool zu bleiben und nichts zu überstürzen. »Wann hast du deinen Bruder das
letzte Mal gesehen?«
    Der Junge berührte leicht seinen Magen und rülpste
leise; seine Lippen flatterten. »Eine ganze Weile n-nicht mehr.«
    »Du meinst, ein paar Wochen nicht, einen Monat, zwei
Monate?«
    »Ja, so etwa zwei Monate.«
    Lüge Nummer zwei. Rocco vollführte eine weitere
langsame Drehung, ließ das Adrenalin sacken und sagte kein Wort. Er zwinkerte
dem Jungen auf der Kette zu, bevor er sich wieder an Strike wandte.
    »Ronnie, ich möchte mal deine Meinung hören. Nehmen wir
mal an, dein Bruder erzählt tatsächlich die Wahrheit, okay? Warum hat ihn dann
dieser Darryl so einfach angegriffen, wo er doch wusste, dass er eine Waffe
hatte?« Rocco hielt den Atem an, hoffte, dass der Bursche auf eine Weise
antworten würde, aus der hervorging, dass er schon vorher von der Waffe gewusst
und die Beteiligten gekannt hatte. Aber der Junge schüttelte nur den Kopf und
starrte ihn mit leerem Gesicht an.
    Ein Pager schlug an, und Rocco hätte beinahe gelacht
und fragte sich, ob er gleich auf der Stelle den Drogendealerhammer schwingen
sollte. Er entschied, es zu lassen: Es war viel zu früh, um den harten Knochen
zu spielen.
    »Musst du nicht dran?«
    Der Bursche lächelte. »Ist nicht für mich.«
    »Nein?«
    Der Pager summte wieder. Rocco warf einen Blick zu
seiner Hüfte hinunter und sah seine private Telefonnummer aufblinken.
    Der Junge warf ihm ein schnelles Grinsen zu, und Rocco
lachte herzlich. »Was sagt man dazu?«
    Rocco hob eine Hand. »In Ordnung, sieh mal. Ich hatte
gehofft, du könntest mir helfen, den Grund herauszufinden, warum der Typ deinem
Bruder derart auf die Pelle gerückt ist, sonst, Scheiße, Mann, dreißig Jahre
... Er hat doch Kinder, das ist echt hart, verstehst du. Ich glaube nicht, dass
er begreift, was er da tut. Er schadet sich nur selbst, aber wenn er einen
triftigen Grund hat, dann könnte sich das auf das Strafmaß auswirken.« Rocco
seufzte und schüttelte den Kopf. »Dreißig verdammte Jahre ...«
    Der Bursche starrte ihn an, sah plötzlich betroffen
aus, als wolle er etwas sagen. Doch was immer es war, er schluckte es runter.
    »Gibt es irgendwas, womit du mir helfen kannst, ihm zu
helfen? Irgendwas?« Rocco versuchte, betroffen zu klingen, ohne dabei gleich weinerlich zu
wirken.
    Strike verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun,
wissen Sie, vielleicht hat der Kerl ihn irgendwann mal reingelegt o-oder,
wissen Sie, vielleicht hatten sie einen Streit o-oder so was.«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun, vielleicht hatte der Kerl so n Gehabe.«
    »Ein Gehabe ...« Rocco wartete.
    »Nun, ich ha-hab gehört, dass er nicht...« Der Junge
hustete in die Faust. »Er hatte keinen Respekt vor den Leuten.«
    »Vor welchen Leuten?«
    Strike seufzte und wusste nicht weiter. »Sie wissen
schon, vor denen im Laden, den Kunden, den Angestellten.«
    »Ja? Das hast du gehört? Von wem hast du das gehört?«
    »Na, so halt, wissen Sie.« Der Junge tanzte mit einer Hand auf
dem Bauch einen Ängstlichkeitssamba. »Keiner, an den ich mich gerade erinnere,
wissen Sie, aber vielleicht haben er u-und mein Bruder sich gestritten,
vielleicht hat er, ich weiß nicht, vielleicht hat er meinen Bruder irgendwann
schlecht behandelt und ihm was übelgenommen.«
    »Dein Bruder hat ihm was übelgenommen?«
    »Nein, nein, der andere, Darryl. Vielleicht hatte er es auf ihn abgesehen, wissen Sie.«
    Rocco war sich sicher, dass der Junge das Blaue vom
Himmel log. Aber das war okay: Jede Lüge öffnete die Tür für weitere Gespräche.
Er griff in seine Brieftasche und zog seine Karte

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