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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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hervor. »Hör mal, noch was.
Ich hab Gerüchte gehört, dass das >Ahab's< ein Umschlagplatz für Drogen
war. Hast du darüber irgendwas gehört?«
    »Nein.« Der Junge sah weg. »Ich weiß nichts darüber.«
    »Na gut, wie auch immer. Tu mir einfach einen Gefallen,
okay? Hier ist meine Karte. Wenn du irgendwas hörst, hilf deinem Bruder und ruf
mich an.«
    Der Junge nickte, übersah aber die Karte. Rocco schob
sie ihm in die Sweatshirttasche.
    »Ich bin nur neugierig, wo arbeitest du?«
    »In einem Lebensmittelladen a-auf der Jackson Street.«
    Lüge Nummer drei, mindestens. Langsam wurde es
peinlich.
    »Auf der Jackson. Bei Rodney Little?«
    »Nein.«
    »Das ist der einzige Lebensmittelladen auf der Jackson,
den ich kenne.«
    »Nein, ich meine ja, Ro-Rodneys. I-ich glaub, er gehört
Rodney.« Der Junge entblößte seine Zähne und warf Rocco einen mörderischen
Blick zu.
    »Okay.« Rocco ließ seine Hände in die Hosentaschen
gleiten. »Bis bald.«
    Er ging zu seinem Wagen und nickte Erroll Barnes zu,
der immer noch an dem LeBaron lehnte. »Wie läuft's denn so?«
    Erroll deutete ein Schulterzucken an, und Rocco fragte
sich träge, ob das Päckchen Drogen enthielt: nicht seine Sache. Als er losfuhr,
um die Schnapsläden in dem Friedhofsfall zu überprüfen, dachte er kurz darüber
nach, ob die >Ahab's<-Schießerei vielleicht auf Erroll Barnes' Konto
ging. Aber dann verwarf er den Gedanken wieder. >Es ist der Brüder<,
dachte er, >es ist dieser verlogene kleine Scheißer hier.<
     
    Rocco zeigte das Foto von dem Mädchen und ihrem Freund
in einem halben Dutzend Schnapsläden in nächster Umgebung des Friedhofs herum.
Keiner der Befragten konnte einen von beiden identifizieren, und angesichts der
Tatsache, dass die Nachbarschaft vorwiegend aus Puerto-Ricanern und Filipinos
bestand, neigte Rocco dazu, dem Schulterzucken und Kopfschütteln zu glauben.
Junge weiße Kunden wären aufgefallen.
    Rocco arbeitete langsam und geistesabwesend, war in
Gedanken immer noch bei den Bänken. Er kroch geradezu von Laden zu Laden,
grübelte über seine Möglichkeiten nach und fragte sich, wie er diesen Strike
bearbeiten sollte. Sein Instinkt sagte ihm, der Bursche würde einfach
verschwinden oder, noch schlimmer, sich einen Anwalt besorgen, wenn er zu hart
oder zu schnell auf ihn herabstieß. Also, wie sollte er es angehen?
    Rocco suchte den letzten Schnapsladen auf und hatte
eine Idee. Als er hineinspazierte, kaufte sich gerade irgendein Clocker einen
Weinmix. Der Junge hatte seine Geldrolle gezückt und entblätterte mehrere
hundert Dollar, um für ein Zwei-Dollar-Getränk zu bezahlen: Als er Rocco
hereinkommen sah, bekam der Bursche einen derartigen Schreck, dass er seine
Rolle wieder in die Tasche stopfte, als sei schon der Besitz von Geld illegal.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Bursche erkannt hatte, dass Rocco von der
Mordkommission war. Als er sein Geld trotzig wieder hervorzog, war Rocco jedoch
bereits auf dem Weg nach draußen.
    Er fand Jo-Jo Kronic fünfzehn Minuten später im
Einsatzbüro der Drogenfahndung im Revier des Eastern District. Jo-Jos
Einsatzteam war anscheinend gerade von einer Schatzsuche zurückgekehrt, denn in
der Haftzelle hockten vier Trottel, während vier Drogenfahnder unter den
blanken Oberlichtern an ihren Schreibmaschinen saßen.
    Jo-Jo und einer seiner Jungs standen direkt vor der
Zelle. Mit verschränkten Armen beobachteten sie einen jungen muskulösen Kerl,
der Hose und Boxershorts für eine Leibesvisitation ablegte. Grinsend hielt der
Kerl ihnen seine Shorts zur weiteren Begutachtung entgegen. Selbst aus der
Entfernung konnte Rocco den hellbraunen Streifen sehen.
    »Ich hab's mit der Angst gekriegt, Mann. Ich wusste doch nicht, was überhaupt
los war.«
    »Leg sie weg, verdammt nochmal!«, herrschte Jo-Jo den
Burschen an, aber der Kerl hielt die Shorts noch eine Weile in die Höhe. Die
drei anderen liefen hinter den Gitterstäben herum wie nervöse Katzen, warteten
darauf, dass sie an die Reihe kamen, während schillernd grüne Falter um die
blanke Glühbirne an der Decke flatterten.
    Kopfschüttelnd wandte sich Jo-Jo von der Szene ab und
sah Rocco in der Tür. Er blieb abrupt stehen und fixierte ihn mit Augen, die
gleichzeitig blass und elektrisierend waren.
    Rocco stellte sich vor und schüttelte Jo-Jo die Hand,
suchte instinktiv nach verräterischen Absahnerblingbling - eine Rolex, irgendeine
goldene Halskette -, doch alles, was er sah, war ein weißbärtiger Bulle in
dreckigen

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