Price, Richard
Arbeitshosen und Hawaiihemd.
»Ich arbeite gerade an einem Fall, in den eine
Ampullencrew verwickelt ist, und ich schaffe es nicht, irgendeinen von ihnen
zum Reden zu bringen.« Rocco setzte sich gegenüber von Jo-Jos Schreibtisch.
»Sie wissen schon, ich sage: >He, euer Job hier draußen ist mir scheißegal,
ich kümmere mich um die Toten, nicht die Lebenden.< Aber die glauben, sie seien was
Besonderes, wissen Sie?«
»Also, bei wem brauchen Sie Hilfe?« Jo-Jo drehte sich
mit dem Stuhl und mühte sich ab, einen Knöchel hochzuheben und über das andere
Knie zu legen.
»Kennen Sie Rodney Little?«
»Rodney?« Jo-Jo blinzelte die hässlichen mintgrünen
Wände an. »Ja, ich kenne Rodney.«
»Also, da ist dieser Bursche, der für ihn in der
Roosevelt-Siedlung arbeitet, namens -«
Rocco wurde durch einen der Kerle in der Zelle
unterbrochen, einen großen, dürren Jungen mit riesigen Händen. »Ihr Arschlöcher
müsst wohl euer beschissenes Soll erfüllen, weil, ich hab keinem was verkauft.
Ich bin ein Mann, ihr Arschlöcher, und ihr seid alle Schwuchteln, auf einem
Auge blinde, prügelwütige Schwuchteln, die Männer hinter Gitter bringen müssen,
weil sie mit sich selbst nicht klarkommen.«
Jo-Jo warf Rocco einen Blick zu. »Einen Augenblick,
bitte«, sagte er höflich, ging dann hinüber und schloss die Zelle auf. Er glitt
zu dem Jungen hinein und machte eine Riesenschau daraus, die Tür hinter sich
abzuschließen.
Der Junge grunzte ein wenig, und Jo-Jo drängte ihn in
eine Ecke.
»He ... Alfred, hör mir zu.« Jo-Jo berührte den
Burschen mit einer Fingerspitze zwischen den Augen. »Hör mir gut zu. Du hast an
dem Müllcontainer gelehnt, richtig? Wir haben gesehen, wie du fünf Leute
bedient hast, drei von ihnen haben wir sofort danach hopsgenommen, also sei
wenigstens ein beschissenes Mal in deinem verdammten Leben ein kluger Junge
und halt deinen verdammten Mund, ja?«
Jo-Jo kam
wieder aus der Zelle und zwinkerte Rocco zu, als er die Schlüssel auf einen
leeren Tisch warf.
»Zeig mir
etwas Respekt, Mann«, murmelte der Junge zu Jo-Jos Rücken.
Jo-Jo
drehte sich auf der Stelle um, ohne seinen ruhigen, festen Ton zu ändern. »He,
du willst Respekt, dann benimm dich auch so wie jemand, der ihn verdient. Du
willst wie ein Mann behandelt werden? Dann sei ein
verdammter Mann, und hör mit deinem blöden Gejammer auf. Du hast Dreck am
Stecken, und wir haben dich gekrallt, also halt die Fresse.«
Jo-Jo
kehrte wieder an den Schreibtisch zurück. »Sorry«, sagte er und fügte dann mit
leiser Stimme hinzu, »wir haben diese Wohnung mit Blick auf den JFK«. Er tat
so, als würde er sich ein Fernglas an die Augen halten. »Das ist wie
Truthahnschießen, der Traum jedes Heckenschützen.«
Rocco
entschied, dass Jo-Jo vielleicht doch zu trauen war - er musste sich hier mit
einer ungeheuren Anzahl von Verhaftungen auf der Müllebene rumschlagen. Aber
vielleicht war das auch nur der äußere Schein, vielleicht war er einfach nur zu
naiv, was die dreckigen Spiele anging.
»Na egal,
Rodney Little, er hat diesen Burschen in Roosevelt am Start, heißt Strike.
Kennen Sie ihn?«
Jo-Jo
blinzelte. »Dürrer kleiner Kerl? Sieht aus, als wenn er seit einer Woche nicht
geschissen hätte?«
Rocco
lachte. »Das ist der Bursche, mit dem ich reden muss. Glauben Sie, dass Sie
ihm vielleicht mal eine von denen geben können?« Rocco zog ein paar seiner
Karten aus der Tasche und legte sie auf Jo-Jos Tisch. »Ich will ihn bloß ein
bisschen nerven.«
Mit den Händen vor dem Bauch betrachtete Jo-Jo die
Karten auf seinem Tisch und zuckte mit den Schultern. »Was tun Sie für mich?«
Die Frage war derart unverblümt, dass Rocco einen
Augenblick lang keine Antwort darauf wusste. »He«, sagte er schließlich. »Es
ist bald Sommer, und dann geht's wieder heiß her auf den Straßen. Ihr Jungs
könnt nie wissen, wann ihr einen Freund braucht, richtig?«
Jo-Jo dachte darüber nach und nickte. »In Ordnung.«
Rocco fuhr mit brummendem Schädel zum Büro zurück und
fragte sich, ob es sonst noch etwas gab, das er heute Abend in der
Darryl-Adams-Sache unternehmen konnte. Strike: Dieser Bursche war im
Fadenkreuz.
Mazilli interviewte den Freund der Toten im
Vernehmungszimmer, und Rocco stand einen Augenblick vor der Tür und lauschte.
»Komm schon, he. Sieh mir in die Augen. Hör ich mich
irgendwie sauer an? Du bist kein Killer. Verbrechen aus Leidenschaft, so was
kommt vor. Hör mal, wie ich mir das vorstelle: Sie fährt mit dir in
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