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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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keine
Hilfe von niemandem. Aber schließlich kam Victor mit einem von seinen Kindern
vorbei. Er hört mich, er kommt auf uns zu, und der Typ, der mich, Sie wissen
schon, mich kriegen wollte, rennt weg. Er war der
Einzige, der mir geholfen hat, Victor. Ich hatte nur ein paar Kratzer, aber
gezittert hab ich wie Espenlaub.«
    Kiki hielt
ihre zitternden Finger in die Höhe. »Egal, er verfolgt diesen anderen Kerl,
aber dann sieht er mich, wie ich zittere, und bleibt bei mir. Ich sehe, er hat
seinen kleinen Jungen dabei, ich spüre, ich kann ihm vertrauen, und dann bietet
er mir an, mich zum nächsten Revier zu fahren. Also kommen wir ein wenig ins
Reden, ich vor allem, wie ein Wasserfall,
aber die Wahrheit war, ich wollte deswegen nicht zur Polizei. Egal, ich hab ihm
Geld angeboten, so eine Art Dankeschön, aber er wollte es nicht nehmen. Und am
nächsten Tag komme ich zur Arbeit, und ich bin ganz allein, und ich fang an,
über diesen Burschen nachzudenken, über den, der mich herumgezerrt hat, und ich
fange wieder zu zittern an. Ich musste den Laden schließen, ich konnte nicht
allein hier drinbleiben - ich war sicher, dass jemand hereinkommen würde.
Vielleicht halten Sie mich für verrückt, weil, das hier ist die Columbus
Avenue, aber Sie haben keine Ahnung, was sich hier abspielt. Diese Kids, die
machen doch vor nichts mehr halt. Und wir Ladenbesitzer sind für die doch
Opfer. Sie würden nicht glauben, was hier in den letzten zwei Jahren alles
passiert ist. Es ist furchtbar, niemand ist mehr sicher, sie jagen einen, in Rudeln.
Ich bin vorher immer damit klargekommen, aber plötzlich hatte ich derart Angst
bei dieser Vorstellung, dass ich nicht allein sein konnte. Zwei, drei Tage
hintereinander musste ich mitten am Nachmittag zusperren, und ziemlich bald
war ich am Rand eines Nervenzusammenbruchs. Ich dachte, ich müsste einen
Wachmann anstellen, ich müsste jemanden hier im Laden haben, sonst würde ich
nie wieder aufmachen, also hab ich mir erst einen über eine Agentur kommen
lassen, aber der Typ machte mir mehr Angst als dieser Bursche im Park. Groß,
mürrisch, Bart - den ganzen Tag hat er mich mit diesem Bart angestarrt, ich
hab's nicht ausgehalten.« Sie schauderte. »Also habe ich ihm gekündigt, und
dann kam mir der Junge in den Sinn, der mir geholfen hatte. Ein Gentleman,
einer mit Familie, sauberer Bursche. Er hatte mir erzählt, er würde in diesem
grässlichen >Hambone's< arbeiten, also geh ich hin und sag: >Hi,
erinnern Sie sich?< Ich biete ihm zehn Dollar die Stunde bar auf die Hand,
und das Einzige, was er zu tun hat, ist dort zu stehen und mir Gesellschaft zu
leisten, aber er sagt nein, er könne nicht, er hätte bereits diesen Job, diese
Verantwortung. Dann, am nächsten Tag, wer kommt da in den Laden, niemand
anderer als Victor, gut gekleidet, und sagt, er hätte nachgedacht, er könne
seine Schicht auf den Abend verlegen, abends arbeiten und am Tag bei mir, er versuche zu sparen, er
wolle mit seiner Familie in eine der Genossenschaftswohnungen ziehen, und er
brauchte das Geld.«
    Rocco fühlte sich wiederbelebt. Kikis Geschichte fing
an, ihn von seinen Ängsten zu befreien. Was für eine tolle Geschichte für Jimmy
Newton, für die Geschworenen: Der Junge ist ein gottverdammter Held. Er nickte
und forderte Kiki auf, weiterzumachen.
    »Ich sag Ihnen mal was, es stellte sich als gar nicht
so leichte Aufgabe heraus, für mich zu arbeiten. Nicht wegen mir, aber wir
haben etwa zwei Blocks von hier eine Highschool, und die Kids haben klebrige
Finger. Sie haben eine Menge Wut, es ist nicht ihre Schuld, es ist die Umwelt,
die Gesellschaft, was auch immer, aber wissen Sie, zu Mittag oder gegen drei
Uhr kommen sie hier vorbei, sehen die orientalischen Sachen, und sofort fangen
sie an zu denken, Times Square, Kung-Fu, Waffen, und wollen rein. Früher, da
war ich allein, und ich bin ihnen gefolgt, hab ihnen auf die Finger geschaut,
aber jetzt, urplötzlich, hab ich Victor, der ein Auge auf die Bengel hat. Sie
klingeln, er ist gleich da und fragt, was sie wollen. Und wenn sie sagen, sie
suchen nach einem Teeservice für ihre Mutter oder nach einem bestimmten Buch,
dann ist das eine Sache, aber wenn sie nach Wurfsternen oder Nunchaks suchen,
dann steht er in der Tür und sagt ihnen, dass es das bei uns nicht gibt, und
erspart ihnen eine Reise durch den Laden und mir den Ärger. Aber ein paar von
den Kids haben ihn angesehen, als wäre es seine Aufgabe, Schwarze aus dem Laden
fernzuhalten, was nicht stimmt, und

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