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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Teufel stehst du denn, im Vergleich zu deiner Mutter und
deinem Bruder? Du bist hier draußen, verscherbelst Ampullen, ich meine, was ist
dein Problem, doch nicht etwa dein Sprachfehle? Das hat doch nur was mit Wut zu tun. Scheiße, mein
Bruder? Der hat Skoliose und einen Klumpfuß, aber der Kerl ist Ingenieur, er
macht fünfundsiebzigtausend im Jahr, und das bebrillte Arschloch hat in seinem
Leben noch kein Schulbuch kaputtgemacht. Also, was ist es? Weil du schwarz
bist? Scheiß drauf. Glaubst du, die Iren hatten es leicht? Wir waren verhasst.
Verhasst. Wir waren die weißen Nigger.«
    Strike starrte auf seine Schuhe, und in seinen Gedärmen
tobte die Wut. Thumpers Gequatsche kam ihm verdammt bekannt wor.
    »Also, was ist, weil du keinen Vater hast? Ist er rof?
Scheiß drauf, wahrscheinlich bist du besser dran so. Wahrscheinlich war er sowieso
ein Arsch. Ich hab mir immer gewünscht, dass mein Vater tot wäre. Jeden Abend
gurgelte der Bastard ne Flasche Scotch runter. Hat mich grün und blau
geprügelt, jede Nacht, sechzehn Jahre lang. Willst du mich verarschen? Jeden
Morgen bin ich mit dem Gedanken aufgewacht, dass er hoffentlich endlich
krepiert wäre. Ich will von deinen Problemen nichts hören, okay?«
    »Ich hab nichts gesagt.«
    »Ich meine, du sitzt hier, ich sitz hier,
wahrscheinlich bist du pfiffiger als ich. Wahrscheinlich, aber du bemitleidest
dich selber, und du bist wütend, darum geht es doch.«
    In sicherer Entfernung rottete sich eine kleine Meute
zusammen. Schwankend stand Thumper auf und begann, mit seiner Glock und seinem
langen, in Leder steckenden Stock hin und her zu laufen wie ein Bär im Käfig.
Strike beobachtete die Meute aus den Augenwinkeln in der Hoffnung, dass jemand
einen Cop rufen würde.
    »He, und ich weiß, was Wut heißt.« Thumper pikste
Strike in den Arm. »Weißt du, dass ich dreimal die Letzte Ölung bekommen habe,
bevor ich fünfundzwanzig war?«
    Strike wusste nicht, was das bedeutete, zog aber
dennoch eine Augenbraue hoch, als sei er beeindruckt.
    »Weißt du, warum? Weil ich immer gedacht hab, ich sei
im Recht.
    Verstehst
du, was ich sage? Ich weiß, was Wut heißt...« Er fing wieder an herumzulaufen
und beugte sich dann dicht vor Strikes Gesicht. »Und ich sag dir noch was. Ich
hab auch Stoff verkauft, weißt du, in der Highschool. Also weiß ich genau, was
Sache ist.«
    Er ließ
sich wieder auf die Bank fallen und redete Strike direkt ins Ohr. »Aber was ich
sagen will, ist ... Sieh mich mal an. Ich bin ein Cop. Nächsten Monat mach ich
meine Prüfung zum Sergeant. Wütend, beschissene Kindheit, was immer - ich hab
was aus mir gemacht. Ich bin dreiunddreißig, und ich bin stolz auf das,
was ich bin. Wo zum Teufel wirst du sein, wenn du dreiunddreißig bist?«
    »Nicht
hier«, murmelte Strike.
    »Du wirst
tot sein.« Thumper starrte ihn aus fünf Zentimetern Entfernung an. »Tot.«
Strike sagte nichts.
    Thumpers
Stimme ging in ein Zischen über, und seine Lippen berührten beinahe Strikes
Ohr. »New York? Newark? Jersey City? Die kratzen dich an jedem beliebigen
Wochentag vom Pflaster.« Thumper lehnte sich zurück und kam dann wieder näher.
»Tot.«
    »He, ich
muss jetzt nach Hause«, sagte Strike.
    »Warte mal
'n Augenblick. Du willst nach Hause? Okay, ich will dich mal was fragen. Ich
hab dir einen Vorschlag zu machen. Ich werd dir das Leben retten, okay?«
    Strike
nickte und sah wie aus einem Schwitzkasten zur Meute hinüber.
    »Mein
Onkel, er ist Hafenvorarbeiter bei UPS in Secaucus. Ich werd ihn dazu bringen,
dich einzustellen, ich denke, du fängst bei sieben, acht Dollar die Stunde an,
aber nach einem oder zwei Jahren wird's mehr. Du fängst an, gutes Geld zu
verdienen. Gute Pension, gute medizinische Versorgung. Sag einfach ja, ich
werd ihn auf der Stelle zu Hause anrufen, und in null Komma nichts hast du eine
Stelle.«
    »Ja,
la-lass mich drüber nachdenken.« Strike versuchte, ernsthaft zu klingen.
    »Ja,
la-lass mich drüber nachdenken«, äffte ihn Thumper angewidert nach. »Nein, du
bist lieber hier draußen und verarschst die Welt, weil die Welt dich verarscht
hat. Du verkaufst lieber Stoff, statt wie ein normaler Mensch einen
Gehaltsscheck nach Hause zu bringen, wie dein Bruder oder irgendein anderes
armes Arschloch.«
    »Ach ja?«,
sagte Strike, der langsam genug hatte, und seine Stimme wurde lauter. »Das
letzte Mal, als du meinen Bruder gesehen hast, hast du ihn verdroschen, also,
ich weiß nicht, wovon du im Augenblick eigentlich

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