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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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hatte.
    Dann fuhr
Strike wieder zurück und fragte sich, wohin er sollte. Es gab keinen wirklichen
Grund, die Waffe zu holen, und es war wahrscheinlich eine gute Idee, sich von
den Bänken fernzuhalten; heute Abend würde es bei den vielen Cops keine
Geschäfte geben, erst später,
und Strike hatte keine Lust, in die Mangel genommen zu werden.
    Strike verließ den Highway, fuhr zum JFK Boulevard und
schlug automatisch den Weg zu Rodneys Laden ein. Aber auf der Jackson Street
nahm er den Fuß vom Gas - wenn er so darüber nachdachte, war der Gedanke,
Rodney zu sehen, in diesen Tagen immer weniger attraktiv. Strike kam sich vor,
als triebe er dahin, er kurvte durch die Straßen von Dempsy und versuchte,
daran zu denken, wohin er denn gehen könne; und er fuhr beinahe eine Stunde
lang ziellos durch die Stadt, bevor er sich selbst die offenkundige und
undenkbare Antwort gab. Nach Hause.
     
    Stunden später lag Strike in Unterwäsche in der
mondbeschienenen Stille. Zwei der Huren, die an der Straßenecke arbeiteten,
schnatterten unter seinem Fenster, und ihre hochhackigen Pumps klangen auf dem
Pflaster wie das müde Geklapper eines alten Pferdes. Silbernes Licht drang
durch das Fenster, und Strike wusste, wenn er seinen Kopf ein wenig hob, konnte
er die drei Karten von dem fetten Detective in einer Reihe auf der Kommode
liegen sehen.
    Trotz der zwei lärmenden Huren schien es still in der
Wohnung zu sein. Strike starrte die zerfetzten Bettpfosten am Fußende an und
dachte an den Dobermann, den er sich vor sechs Monaten als Wachhund zugelegt
hatte. Er hatte sich nicht darum gekümmert, ihn abzurichten, und das Vieh hatte
seine Schlafzimmereinrichtung zerkaut und alle Bambuspfosten und Seitenteile
in gigantische Zahnstocher verwandelt. Einen Hund zu haben, klang, genau wie
die meisten Dinge, besser, als es dann letztlich war, und er hatte ihn nach nur
wenigen Wochen wieder weggegeben.
    Strike setzte sich im Bett auf, und er war plötzlich
von dem Gedanken besessen, dass das eigentliche Opfer eines jeden kleinen
Gauners stets er selbst war; er erinnerte sich daran, wie er vor ein paar
Stunden sowohl Andre als auch Jo-Jo erzählt hatte, dass er für immer von den Bänken
verschwinden würde, und jetzt war er schon wieder bereit, dorthin
zurückzukehren. Er sah quer durchs Zimmer zu den drei Karten des Detectives
hinüber, dachte daran, wie dreckig und klein seine Welt war, und seufzte durch
zusammengebissene Zähne; Rodney sollte sich besser auf der Stelle um einen
verlässlichen Lieferanten kümmern, Unzen, Ampullen, Bänke, kleine Rattenlöcher
von Süßwarenläden, schmierige Lügen, gierige Leute, jeder verarschte jeden - Strike
hatte die Schnauze voll davon. Dann erinnerte er sich an Tyrone, wie er
angespannt und mit hervorquellenden Augen im Wagen gesessen und sich den Magen
gehalten hatte. Kein Wunder: Strike hatte ihn in dieses Spiel hineingezerrt,
als ob es noch nicht genug wäre, Victors Leben ohne guten Grund zu ruinieren.
    Es war
kurz vor Mitternacht, und Strike stellte sich vor, wie der letzte
Streifenwagen, der letzte braune Plymouth gerade in diesem Augenblick von den
Bänken davonrollte. Er ließ die Beine über die Bettkante gleiten und begann,
sich anzuziehen; seine Bewegungen waren langsam, sein Kopf schwer. Als er nach
seinem Schlüsselbund auf dem Nachttisch griff, schwor er sich, nie wieder mit
Tyrone zu reden.
     
    Bei den
Bänken waren gerade die ersten Kunden wieder aufgetaucht, um Ampullen zu
kaufen; einige unterhielten sich über die Schießerei, doch die meisten kauften
nur wie üblich und verschwanden wieder. Futon erzählte Strike, dass direkt nach
dem Abziehen der Cops der Freund von Horace' Mutter, ein großer korpulenter
Mann mit Busfahrerjacke, vorbeigekommen war. Er hatte Fragen wegen der Schießerei
gestellt, hatte versucht, einen Namen herauszukriegen, doch alle hatten nur mit
den Schultern gezuckt und gemurmelt, als sei der Typ ebenfalls ein Cop; niemand
wollte, dass der Schütze erfuhr, wer dieses plattfüßige Arschloch auf seine
Fährte gesetzt hatte. Das war es einfach nicht wert.
    Gegen ein
Uhr nachts, als der Handel wieder nahezu normal lief, kam Rodney vorbei. Er saß
ein paar Minuten in seinem Wagen, wäh rend sich drei oder vier Mädchen am Fahrerfenster herumdrängelten. Als
er schließlich ausstieg und in Strikes Richtung ging, redete er immer noch mit
einem der Mädchen. »In welcher Wohnung wohnst du?«
    »Zwölf A«, sagte sie mit ernster Miene.
    »Ich komm gleich

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