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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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manipulieren, ist
diese Unterredung beendet.«
    Rocco nickte, aber er machte sich nicht die geringsten
Sorgen: Er war klüger als Jimmy Newton, er würde die Sache für ihn in die Hand
nehmen und diesen Jungen bis aufs Hemd ausziehen.
    »Mehr als fair, Anwalt.« Rocco beugte sich vor und
stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Okay, Victor, bevor ich anfange, gibt es
irgendwas, was du mir von dir aus erzählen möchtest?«
    Victor riss das Zellophan von einer der
Zigarettenschachteln.
    »Victor?«
    »Nein, ich habe Ihnen schon gesagt, was es zu sagen
gab.« Victor zuckte mit den Schultern, sah mürrisch drein und blieb stumm. Doch
in einem seiner Augenwinkel zuckte es verdächtig, und Rocco dachte, dass das
auf mehr als nur schwache Nerven hinweisen konnte.
    »Okay, ich erzähle dir mal, um was ich dich bitten
möchte, nur damit wir mal vorankommen. Ich stelle dir eine Frage. Ich möchte,
dass du bis fünf zählst, bevor du antwortest. So hat Mr Newton Zeit zu
entscheiden, ob die Frage in Ordnung ist, und du kannst dir überlegen, ob du
wirklich darauf antworten willst. Okay? Selbst wenn es sich um ein simples Ja
oder Nein handelt, zähl bis fünf. Ist das okay so, Anwalt?«
    Jimmy nickte zustimmend.
    »Okay, gut. Also, ich will dir gleich von vornherein sagen
- ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass du Darryl Adams nicht umgebracht hast.«
    Rocco ließ das so im Raum stehen und genoss den
überraschten Ausdruck auf Jimmys Gesicht. Gleich mit dem ersten Knaller hatte
er Jimmy serviert, was der für das Kreuzverhör brauchte; das war seine Art,
Jimmy zu sagen: >Hier geht's auch um meinen Hintern<, in der Hoffnung,
dass Jimmy ihm jetzt bei den folgenden Fragen etwas Spielraum lassen würde.
    Victor schüttelte den Kopf, grinste düster und senkte
den Blick.
    »Willst du wissen, warum ich glaube, dass du es nicht
getan hast?«
    Der Bursche rührte sich nicht.
    »Weil ich nicht glaube, dass es in dir steckt, jemanden
umzubringen.« Rocco erstickte beinahe an seiner blödsinnigen Feststellung.
»Ich habe unter anderem mit dem Reverend gesprochen. He, du gehst in die
Kirche. Du glaubst an Gott. Du glaubst an Himmel und Hölle, und du weißt, dass
du in dieser und der nächsten Welt einen Preis für Mord zu zahlen hast.«
    Rocco, der den gezwungenen Ton in seiner Stimme hasste,
ermahnte sich, seine Konzentration zu bewahren. »Und ich habe mit deiner
Mutter gesprochen. Weißt du, was sie zu mir gesagt hat? Sie sagt, du seist der
sanfteste Mensch auf der Welt. Sie sagt, wenn du deine Kinder nicht jeden Tag
sehen kannst, dann klappst du völlig zusammen, und ich kann nicht glauben, dass
ein Mann, der so moralisch ist wie du, seiner Familie gegenüber derart
hingebungsvoll, so etwas Ruchloses, Dummes und Abwegiges tun würde, etwas, das
ihn dreißig Jahre von seiner Frau und seinen Kindern trennen würde.«
    »Detective ...«, warnte Jimmy.
    »Und nehmen wir mal an, du würdest mit fahrlässigem
Totschlag statt mit Mord davonkommen und nur fünf Jahre kriegen. Fünf Jahre, du
siehst deine Kinder fünf Jahre nicht. Und dann musst du dir immer noch Sorgen
wegen der Hölle machen, und ich glaube nicht, dass es dort
Strafmilderungsgründe gibt, oder?«
    Victor bedeckte sein Gesicht mit den Händen, und Rocco
streckte seine Handflächen vor, um ihn zu beschwichtigen. »Schau, Victor. Ich
sag dir was, ist noch nicht mal 'ne Frage, also hör einfach nur zu, okay? Ich
denke, jemand anderer hat Darryl Adams ermordet, und ich denke, du weißt, um
wen es sich dabei handelt. Ich denke, dass du aus falsch verstandener Liebe,
Loyalität, Verantwortung, Heldentum oder was weiß ich die Sache für diese
andere Person auf dich nimmst, denn ich glaube, irgendwo hast du dir gedacht,
weil du noch nie zuvor in Schwierigkeiten warst und weil du Familie hast und
zwei Jobs und weil du zur Kirche gehst und all das, könnte dich keine Geschworenenjury
wegen dieses Verbrechens verurteilen.«
    Rocco ließ die Worte eine Minute im Raum stehen. Victor
bedeckte seine Augen immer noch mit den Händen und hob sein Kinn, so dass sein
Adamsapfel weit hervortrat.
    »Willst du wissen, wer es meiner Meinung nach war? Hör
mir zu. Darryl Adams war höchstwahrscheinlich ein Dealer, und ich weiß nicht,
vielleicht hat er sich auf fremdes Gebiet vorgewagt, vielleicht hat er den Rahm
abgeschöpft, aber was immer es war, er muss die falschen Leute verärgert haben,
und ich denke -«
    »Entschuldigen Sie bitte, Detective Klein.« Jimmy
blätterte demonstrativ

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