Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
im Verhaftungsprotokoll. »Wo steht das alles? Mir liegt
darüber nichts vor.«
    »Nun, das ist im Augenblick auch nur eine Theorie.«
Rocco warf ihm einen bösen Blick zu und hoffte, dass Jimmy ihn erst nach dem
Gespräch um eine Erklärung bitten würde.
    Jimmy zog eine saure Miene, sagte aber nichts weiter.
    »Wie ich schon sagte, ich denke, Darryl Adams hat
jemanden reingelegt, die haben es herausgekriegt und wollten ihn umlegen. Und
dann ... nun, dein Bruder dealt auch, richtig? Also haben die sich deinen
Bruder geholt, sie brachten Ronnie dazu, Darryl umzubringen, und dann erzählte
Ronnie dir davon, und du wusstest, wenn man ihn mit seinem Vorstrafenregister
und seinen Verbindungen drankriegte, dann würde er dreißig Jahre kriegen oder
vielleicht sogar eine tödliche Injektion.«
    Victor ließ eine Schachtel Zigaretten fallen und beugte
sich unter den Tisch, um sie aufzuheben. Rocco hatte das unbestimmte Gefühl,
dass der Junge sich zu verstecken versuchte.
    »Und ich weiß, dass du dich mit deinem Bruder an dem Abend der
Schießerei bei >Rudy's< getroffen hast. Und ich weiß, dass du ihn am Samstag getroffen hast, am Tag, bevor du
dich freiwillig gestellt hast. Und ich glaube, dass dein Bruder dir an dem
Samstag die Waffe gegeben und dir gesagt hat, wenn er geschnappt würde,
solltest du ankommen und sagen: >He, ich war's, hier ist die Waffe.<
Aber du hast nicht gewartet, ich weiß nicht, vielleicht hast du es nicht
ausgehalten, mit der Waffe in deiner Wohnung zu warten, vielleicht hattest du
Angst, dass dein Bruder von irgendeinem jungen Heißsporn von Cop bei der
Verhaftung abgeknallt würde, auf jeden Fall wolltest du nicht, dass er
verhaftet wird, einfach, weil er dein Bruder ist und du dich für ihn
verantwortlich fühlst. Aber welche Gründe du auch immer hattest, du konntest
nicht länger warten, also hast du dir gedacht, je früher du es hinter dich
bringst, desto besser für alle Beteiligten, also bist du letzten Sonntag zu
Reverend Posse gegangen ...«
    »Ich hab Ihnen schon alles erzählt«, sagte der Junge
langsam, die Hände wieder vor dem Gesicht.
    Jimmy sprang ein. »Victor ...«
    »Es war Notwehr.« Victors Stimme zitterte leicht hinter
der Maske seiner Hände. Rocco dachte, dass er alles für einen Blick in die
Augen des Jungen geben würde.
    »Victor«, sagte Jimmy erneut. Rocco sah den Anwalt an
und faltete seine Hände, bettelte ihn an, weitermachen zu können. Jimmy kippelte
auf den Hinterbeinen des Stuhls und gab ein unbehagliches Zischen von sich.
    Rocco redete schnell. »Notwehr, okay, Notwehr. Aber,
ich weiß nicht, ich sehe, wie's da draußen zugeht, all das Blutgeld,
fünfzehnjährige Kinder, die nagelneue Wagen fahren, Gold tragen, ich meine,
ich weiß nicht, wie du drüber denkst, so wie du schuftest, aber ich schwör
dir, wenn ich das manchmal so sehe, dann komm ich mir vor wie ein Arschloch,
weil ich immer noch die Stechuhr drücke, weißt du?«
    Victor nahm die Hände herunter, sprach aber zu seinen
Fingerknöcheln, und in seiner Stimme lag eine Spur von Wut. »Sie und ich da
draußen, das sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Okay, du hast recht, du hast recht...« Rocco fühlte
einen Anflug von Scham in sich aufsteigen. »Ich sag ja bloß, ich hab mit Kiki
geredet, ich hab mit Hector geredet, ich weiß alles über den Mist, mit dem du
dich bei den beiden Jobs rumschlagen musst, um jede Woche deinen Gehaltsscheck
zu kriegen. Aber du hast es getan, Woche für Woche, ich meine, wo wir von
Notwehr reden, du musst dir vorgekommen sein, als würdest du da draußen bis zum
Hals in der Scheiße stecken, und das alles nur, weil du versuchst, anständig zu
sein. Nicht dass ich dich jemals für einen Typen gehalten habe, der Stoff
verkauft oder so was, aber«, Rocco streckte eine Hand aus, um jeglichen Protest
von Jimmys Seite zu unterbinden, »hat dein Bruder dir für deine Aussage Geld angeboten?
Wenn ja, dann würd ich das vollkommen verstehen -«
    »He!«, schnappte Jimmy.
    »Nein«, platzte Victor heraus.
    Rocco setzte nach. »Nein, hmm? Okay, dann will ich dich
mal was fragen. Dein Bruder ist draußen. Hilft er deiner Frau und den Kindern?«
    »Das ist nicht seine Sache«, sagte Victor ruhig.

Rocco hielt inne; die Standhaftigkeit des Jungen machte
ihn ein wenig nervös. »Soweit ich weiß, hast du bald wieder eine Kautionsverhandlung
anstehen. Bei deinem Vorleben hast du gute Chancen, dass du nur fünftausend
Mäuse hinblättern musst. Aber deiner Mutter zufolge ist das ungefähr

Weitere Kostenlose Bücher