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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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sein Kopf direkt unter dem
Graffitiregenbogen, und hielt Gericht über drei andere Gefangene, junge
Männer, die knapp halb so alt waren wie er.
    »Hört mal,
das allererste Problem mit euch Jungs ist, ihr verkauft einen Clip, macht eure
zwanzig Dollar, zack, und dann zieht ihr los und kauft euch einen Ring für
zwanzig Dollar. Versteht ihr, was ich meine? Wenn ihr's so macht,
dann habt ihr am Ende immer nichts, ganz egal, wie viel ihr verdient. Ganz
gleich, wie viel ihr die Nacht zuvor rausgeholt habt, jeden Tag fangt ihr mit
nichts an, Tag für Tag. Ihr habt nichts,
werdet nie was haben, werdet mit nichts sterben.«
    Rocco
lehnte sich gegen das Gitter und hörte halb interessiert zu.
    »Also,
wenn ihr für mich arbeiten würdet, dann lasst euch gesagt sein, dass ich
niemanden mit einer solchen Einstellung dulde. Weil, ich bin kein Boss, der
euch fragt, was ihr für mich tun könnt. Ich will wissen, was ihr für euch selbst
tun könnt, denn ein Mann, der nichts für sich selber tun kann, Scheiße, der
kann auch für niemand anderen was tun, versteht ihr, was ich meine?«
    Rocco sah
sich im Käfig um: Etwa vierzig Mann heute Nacht, die Hälfte der Gefangenen
schlief auf dem nackten Boden, während Rodney es sich auf zwei Pritschen
gemütlich gemacht hatte. Zwischen seinen Turnschuhen befanden sich drei
Halblitertüten Milch und eine Birne, und Rocco dachte: >Der König des
Urwalds.<
    »He,
Rodney!«, rief Rocco.
    Rodney
blinzelte durch die Dunkelheit, stand dann auf und kletterte über die Leute
hinweg, um zu sehen, wer da war.
    »Rodney, wie geht's?«
    »O Mann, was zum Teufel willst du denn?« Rodney schnalzte mit der Zunge und drehte Rocco
den Rücken zu, blieb aber am Gitter.
    »Nun, weißt du, es ist nur, ich dachte, du hast dich da
in eine beschissene Lage gebracht, vielleicht könnte ich dir helfen. Du weißt
schon, wenn du mir bei was hilfst.«
    »Nein, ich stecke in keiner beschissenen Lage, das ist
doch nur eine windige Geschichte von wegen Besitz illegaler Drogen. Deswegen
gehe ich nie in den Kahn. Das ist doch lächerlich.«
    »Na, ich weiß nicht, ich hab gehört, da hätte dich
jemand voll ans Messer geliefert. Jemand, der selber wegen was anderem in der
Klemme steckt, hat dich serviert, um unter seinem Fels hervorkriechen zu können.«
    Rodney drehte sich zu Rocco, war jetzt still und
wartete, wollte einen Namen hören, und Rocco war überrascht, dass er ihn nicht
gleich auf der Stelle erriet.
    »Ich denke, du siehst hier ein paar Jährchen entgegen,
es sei denn, du willst vielleicht mit mir über was reden.«
    »Über was zum Beispiel?« In Rodneys festem Blick
spiegelte sich leichte Neugier.
    »Erinnerst du dich an die >Ahab's<-Sache? Ich hab
gehört, du wüsstest Bescheid über das Ganze.«
    »Ach, leck mich, Mann. Es geht doch bloß um illegalen
Drogenbesitz, ich red mit dir doch nicht über Mord. Hältst du mich für blöd?
Wie, zum Teufel, soll ich als Insider über einen Mord reden, ohne mich selbst
zu belasten? Verdammt, du beleidigst meine Intelligenz. Ich hab nicht den
blassesten Schimmer davon, also verschwinde.«
    »Ich kann dafür sorgen, dass du straffrei ausgehst.«
    »Straffrei, weswegen? Leck mich. Ich hab keine Ahnung.«
    Einer der Typen auf dem Boden wachte auf, grunzte: »He,
halt's Maul«, und Rodney trat ihm in den Rücken, der Typ richtete sich drohend
halb auf, sah, wer es war, und legte sich wieder hin.
    »Die Sache
ist nur, Rodney«, sagte Rocco gähnend, »jemand, der auf deiner Seite steht, hat
dich hier reingebracht, um seinen verdammten Arsch wegen der >Ahab's<-Sache
zu retten, und ich frag mich, ob es nicht langsam an der Zeit ist, dass du ihm
das heimzahlst.«
    Rodney
stand jetzt in der Mitte des Käfigs. Langsam drehte er sein Gesicht Rocco zu,
der Name tauchte endlich in seinen Augen auf, und Rocco nickte und dachte:
>Wurde auch langsam Zeit, du Arschloch<.
    »Also, was
hältst du davon?« Rocco warf Rodney ein hoffnungsvolles Lächeln zu.
    »Leck
mich.« Rodney ging zurück, setzte sich wieder und hüllte sich in Schweigen. Und
als Rocco mit schmerzendem Rücken das Gefängnis verließ, fragte er sich, wie
Rodney weiter vorgehen würde. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder hinterlegte
er später am Morgen die Kaution und machte sich selbst auf die Suche nach
Strike, oder er vertrieb sich die Zeit mit Fernsehen und Zocken, bis er
schließlich einen Anruf tätigte, um aus der Schusslinie zu bleiben.
    Der
Wartesaal des Central Judicial Processing Court, des Amtssitzes

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