Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
des
Haffrichters, roch nach Schweiß und Kartoffelchips, und Strike, der den Bauch
voll Mylanta hatte, hatte immer noch das Gefühl, gleich auf der Stelle Blut
kotzen zu müssen. Mindestens fünfzig traurig dreinblickende Gestalten,
Erwachsene und Kinder, saßen auf den Bänken oder lehnten an den Wänden; die
meisten waren schon eine Weile hier, da der Richter dienstags erst um elf
anfing statt um neun, und woher, zum Teufel, hätte man das wissen sollen, wenn
man nicht schon mal hier gewesen war, um an einem anderen Dienstagmorgen einen
Freund oder Verwandten freizukaufen?
    Nach einer
schlaflosen Nacht war Strike um halb neun hier eingetroffen, und wie alle
anderen tat er nichts weiter gegen die Langeweile und das Elend, als die Wände
anzustarren. Es gab keine Zeitung, kein Magazin in dem Raum; Strikes Blick
wanderte zwischen einem hand geschriebenen Hinweis über der Tür
zum Gerichtssaal - dieser wartesaal dient ihrer
bequemlichkeit. sie sind nicht auf der strasse. benehmen sie sich anständig - Und dem
Bild auf dem Turnschuh eines kleinen Jungen hin und her, der roten Silhouette
eines Basketballspielers, der mit ausgestreckten Armen zum Korb hochsprang.
Vier Jahre alt, und das Kind saß im Wartesaal des Haftrichters herum und
wartete darauf, den Vater, den Freund der Mutter, einen Bruder auf Kaution
herauszuholen. Strike studierte das gefasste Gesicht des Jungen und fragte
sich, wie viele Jahre er noch hatte, bis irgendjemand hier warten würde, um ihn herauszuholen
...
    Erst halb
zehn: Die Uhr schien rückwärts zu laufen. Starr vor Erschöpfung saß Strike mit
in die Hand gestütztem Kopf da und fragte sich, was Victor wohl gerade tat.
Wahrscheinlich fühlte er sich wie Strike an diesem Morgen, nur schlimmer.
Dreißig Jahre: Wie war das wohl? Tagein, tagaus, dreißig gottverdammte Jahre
mit diesem Gefühl, als sei man auf das Zifferblatt einer Uhr genagelt.
    Um Viertel
vor zehn, fünfundsiebzig Minuten bevor das Gericht seine Sitzung eröffnete,
begannen die Leute, auf die verschlossenen Doppeltüren zuzudriften, versuchten,
einen Blick durch den Türspalt in den leeren Gerichtssaal zu werfen, und gaben
vage, frustrierte Kommentare von sich, bis ein Gerichtsdiener kam und brüllte,
sie sollten sich alle hinsetzen und sich benehmen, sonst würde er den Wartesaal
räumen lassen. Und Viertel vor elf kam eine Frau mit drei Kindern herein, die
alle Hamburger und Fritten aßen, und plötzlich musste Strike wegen des Gestanks
von Fett und gegrilltem Fleisch, der sich mit dem Geruch seines eigenen
erschöpften Körpers vermischte, nach draußen an die Luft rennen, blieb auf
einem Stück Gras zwischen Gefängnis und Gerichtshof stehen und fragte sich überrascht,
wie er jemals ernsthaft in Erwägung hatte ziehen können, in einem Fastfood-Loch
wie dem >Ahab's< Drogen zu verkaufen.
    Als er um zehn Uhr früh den Broadway hinunterfuhr,
kämpfte Rocco gegen ein zittriges Gähnen an, während er überlegte, wie er sich
für sein Benehmen am Telefon entschuldigen sollte.
    Es war doch egal, ob Patty wieder arbeitete. Wenn sie
das wollte, dann sollte es so sein. Er wusste genau, was Arbeit für einen
bedeuten konnte. Außerdem hatte sie recht: Was konnte schöner sein, als seine
Zeit mit Erin zu verbringen?
    Als er am Bordstein parkte, stürzte Patty gerade aus
der Haustür. Als sie ihn sah, lief sie erleichtert auf ihn zu.
    Patty steckte ihren Kopf in den Wagen. »Ist sie bei
dir?«
    Er lächelte blöde, dachte, sie frage ihn nach einer
Geliebten oder so, glücklich darüber, eine solche Beschuldigung besten
Gewissens zurückweisen zu können. »Ich hab sie im Motel gelassen.«
    »Was?«
    Patty sah total aufgelöst aus, und Rocco erkannte
endlich die Panik in ihren Augen. »Wer soll bei mir sein?«
    »Erin.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie ist weg.« Patty fuhr sich mit ihren Fingern durchs
Haar. »Sie ist verschwunden.«
    »Was?« Roccos Hände begannen zu zittern. »Immer
langsam.«
    »Du hast sie nicht auf die Straße rennen sehen?«
    »Wovon redest du?«
    Aber Patty drehte sich um und rannte einen halben Block
den Broadway hinauf, dann um die Ecke auf die Lafayette Street zu. Rocco sprang
aus dem Wagen. Er holte Patty ein und griff nach ihren Armen. »Wovon redest
du?«
    »Ich hab im Flur auf den Fahrstuhl gewartet, da fiel
mir ein, dass ich was in der Wohnung vergessen hatte, also bin ich zurück, und
in der Zwischenzeit muss der Fahrstuhl gekommen sein. Sie ist einfach
eingestiegen, und ich bin losgerannt, und

Weitere Kostenlose Bücher