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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Vorstellungsgespräch.«
    »Ein was? Für was für einen Job denn? Ich dachte, du wolltest
nicht arbeiten, bevor sie größer ist.«
    »Ich weiß. Ich bin ... Ich werd ihn nicht nehmen. Ich
will nur mal sehen, wie das so ist.«
    »Du meinst, als Trockenübung?«
    »Vergiss es«, murmelte sie. »Mir war nur ein bisschen
langweilig diese Woche. Vergiss es. Ich geh nicht hin.«
    Rocco bedauerte, so abweisend gewesen zu sein, und
versuchte herzlicher zu klingen. »Um was für einen Job geht's denn?«
    »Vergiss
es«, sagte Patty mürrisch.
    Langsam
wurde Rocco ungehalten. »Pass mal auf. Du suchst also einen Job, richtig?«
    »Ich sagte
doch, ich geh nicht hin.«
    »Ich frag
dich mal was anderes. Wenn du einen Job annimmst, wer soll
sich dann den ganzen Tag um Erin kümmern? Der Babysitter vielleicht?«
    »Nun,
nachmittags hast du doch frei.«
    »Frei?«, schnappte
er, verlor langsam die Beherrschung, und in seinem Kopf wirbelten Bilder von
Strike, Rodney und Patty durcheinander.
    »Außerdem
ist Adis ja auch noch da. Mach dir keine Sorgen, du wirst schon zu deinem
Schlaf kommen.«
    »Weißt du,
du sagst >frei<, so als hätte ich den ganzen Tag frei, so als
säße ich nur rum, als würde ich nur meine Zeit verplempern, wenn ich nicht hier
bin.«
    »Rocco,
sie ist auch deine Tochter, und ich hab immer
gedacht, wenn ich jemals losziehen und mir einen verdammten Job suchen würde,
dass ich dann auf dich zählen könnte.«
    Rocco
wusste, dass er geschlagen war, und sah rot. »Nun, sie ist auch deine Tochter
... Mami.«
    Rocco war
selbst über die Hässlichkeit dieses Satzes schockiert, doch in dem Augenblick,
den er brauchte, um sich zusammenzureißen und zu entschuldigen, sagte sie:
»Leck mich«, und legte auf.
     
    Gegen
Mitternacht ließ Thumper Strike laufen, nachdem er ihn für einige Stunden
eingesperrt und ihm ein paar unsinnige Fragen gestellt hatte. Er gab ihm das
Geld zurück, ging mit Strike zur Straße und sagte: »Das geht immer weiter so,
Bruder. Besser, du redest mal mit ihm.«
    Strike
verschwand in einer Seitengasse und zählte sein Geld: Alles da, Thumper war
zwar ein Irrer, aber kein Dieb. Ein Großteil der Streifenpolizisten, die einen mit Geld erwischten,
drückten einen irgendwo in einen Hauseingang und fragten einen, wie viel Geld
man dabeihatte. Und dann wurde von einem erwartet, dass man die Hälfte der
Summe nannte, und der Streifencop gab einem den genannten Betrag zurück und
sackte den Rest für sich selbst ein. Aber Strike war das Geld egal. Er war
einfach nur froh, dass er nicht ins Countygefängnis gesteckt worden war, wo er
sich den Käfig mit Rodney hätte teilen müssen.
    Rodney. Strike ging nach Hause und beschloss, dass es
das Beste war, am nächsten Morgen aufzutauchen, wenn Rodney sich vor dem
Haftrichter freikaufen würde, und ihm dann die Situation zu erklären, bevor
jemand anderer es tun konnte.
     
    Rocco hatte einen Albtraum. Erin war verschwunden. Er
rannte in irgendeinem Wald herum und suchte nach ihr, kam an einen Fluss, und
da war sie, am anderen Ufer in den Armen ihres Urgroßvaters, der seit gut fünf
Jahren tot war. Er war in ein stockfleckiges Laken gehüllt und hielt Erin in
seinen Armen, und beide lächelten sie ihn über den Fluss hinweg an, und sein
Großvater sagte: »Ist alles in Ordnung, Davey, sie ist jetzt bei mir.« Und
Erin, die einen Arm um den schuppigen und verfaulten Hals ihres Urgroßvaters
gelegt hatte, winkte ihm für immer und ewig adieu.
    Der Wecker schrillte um fünf Uhr früh, und der Albtraum
war noch als halbes Schluchzen in seiner Brust zu spüren, als er sich auf der
Zellenpritsche aufsetzte. Er stand auf, drückte sich an den Gitterstäben
vorbei und stolperte durch das verlassene Dienstzimmer zum Klo.
    Unter einem schmutzig weißen Himmel fuhr Rocco eine
halbe Stunde später die Einfahrt zum Einlieferungsbereich des Countygefängnisses
hinunter. Er gab seine Waffe am Tor ab und ging an den beiden abgedunkelten
Käfigen vorbei zum Tresen. Der wachhabende Sergeant las in einer
Taschenbuch-Biographie und blickte erst auf, als Rocco sagte: »He, wie
geht's. Hast du einen Rodney Little hier?«
    Rocco
stand vor dem überfüllten Käfig, und plötzlich wurde ihm klar, dass er völlig
umsonst bis zu dieser beschissenen Stunde durchgehalten hatte. Er hatte
gehofft, Rodney aus dem Tiefschlaf zu reißen, aber Typen wie Rodney neigten
dazu, sechsunddreißig Stunden durchzumachen, bevor sie umfielen, und nun stand
er da, lehnte mit dem Rücken an der Wand,

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