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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Wagen schien gut drauf zu sein,
aber die Leute an der Ecke waren schweigsam und kümmerten sich nicht umeinander,
schienen sich fremd. Strike sah von einer Gruppe zur anderen, dachte, >Crew
hier, Kunden da<, und grübelte darüber nach, was es für einen Unterschied
machte, ob man nun vorne zu Crystals Gebäude hinausging oder durch das
Hinterfenster hinaus auf diese andere Seite, diese andere Wirklichkeit
blickte.
    »Ja, jetzt
geht's los«, sagte Crystal gereizt, und Strike bemerkte einen kleinen,
knochigen Jungen mit affektierten Bewegungen, der sich von der Gruppe um den
Isuzu löste, den halben Weg bis zur Ecke ging und der Gruppe, die sich an der
Bodega versammelt hatte, zuwinkte. Die gesamte Meute begann, den Block
entlangzueilen und sich vor einem der verlassenen Gebäude aufzustellen, alles
in allem vielleicht zwanzig Leute. Der knochige Kleine und ein weiterer,
größerer Bursche von der Isuzu-Gang gingen hinüber, zogen an Ellbogen, drückten
gegen Brustkörbe, brachten die anderen dazu, nett und geschlossen auszusehen
und leise zu sein. Ein dritter Typ von der Automeute trat neben den Isuzu, und
nachdem er eine Riesenshow abgezogen hatte, um ein Gewehr auf den Hinterreifen
abzulegen, stand er einfach mit verschränkten Armen da und starrte jeden der
Reihe nach an.
    Fasziniert
sah Strike zu, als ein Nissan Pathfinder mit auf dem Dach angebrachten
Suchscheinwerfern plötzlich die Straße heruntergerast kam, abrupt hielt;
jemand sprang ab, alle in der Reihe streckten Geld vor, der Typ schnappte sich
das Bare, sprang wieder in den Pathfinder und rollte davon. Dreißig Sekunden
später kam ein weiterer Wagen vorbei, ein Hyundai mit schwarz getönten
Scheiben, und ein weiterer Typ sprang heraus und teilte entweder Heroinpäckchen
oder Crackampullen aus - zack, zack, zack -, bevor er wieder in den Hyundai
sprang und davonbrauste. Als der Hyundai zwei Blocks entfernt war, hatte sich
die ganze Reihe aufgelöst, und alle Junkies waren vom Winde verweht über die
leeren Grundstücke, um die Ecke und in den verlassenen Gebäuden verschwunden.
    Strike
sagte: »Hmm.« Er beobachtete, wie der Muskeltyp das Gewehr von dem Reifen nahm
und wieder auf die andere Wagenseite trat, um mit seinen Kumpeln rumzualbern,
und der Knochige und der andere Reihenausrichter schlossen sich ihm an, als
sei nichts geschehen.
    »Hmm«,
nickte Strike und hatte den Eindruck, dass das, was er gesehen hatte, ebenso
schnell und effektiv war wie ein Reifenwechsel in der Boxengasse.
    »Letzte
Woche«, flüsterte Crystal, so als ob die Burschen um den Isuzu sie hören
könnten, »da machte die Polizei eine Razzia, okay? Die haben so viele Jungs
hopsgenommen, dass sie die in einen Linienbus stecken mussten. Es war in den
Nachrichten. Das war lustig, weil der Bus ein Riesenposter an der Seite hängen
hatte für >Les Miserables<, dieses Theaterstück.«
    Strike
blinzelte sie verständnislos an, er hatte es nicht verstanden.
    »Na ja,
zehn Busfenster voll mit eingesackten Rauschgiftdealern über dem großen Plakat,
auf dem >Les Miserables< steht«, sagte sie und sprach das französische
Wort wie ein englisches aus.
    Strike
schwieg. Crystal zögerte, es sah so aus, als mache sie sich Sorgen, sie könne
ihn beleidigt haben, und schweifte ab. »Na ja, am nächsten Abend waren sie eh
alle wieder da.«
    Strike gab
ein vages Geräusch von sich, dachte über Verrat nach und darüber, dass alles
und alle nur Schall und Rauch waren.
    »Jedenfalls,
die sind die ganze Nacht mit diesen Radios zugange. Und weißt du, was passiert,
wenn du dich beschwerst? Du weißt schon, wenn du runterrufst, sie sollen's
leiser drehen? Dann schießen sie auf einen. Meine Freundin ist beinahe
erschossen worden, weil irgendjemand einen Stock tiefer was zum Fenster
hinausgebrüllt hat, und dieser Typ hat einfach blind auf das Gebäude
geschossen.«
    Strike sah
nach unten und dachte über die Dealer nach, die einfach auf die Fenster schossen.
Er ließ seinen Blick gelassen über die Straße und die Ecken schweifen und sah
jetzt an jedem Ende des Blocks einen Burschen stehen, Späher, die er zuvor
nicht bemerkt hatte, und plötzlich verspürte er ein Pochen, einen Ansturm,
einen Impuls, über den er jetzt im Augenblick nicht nachdenken wollte.
    Crystal
war immer noch auf allen vieren und sah zum Fenster hinaus. Strike legte sich
auf den Rücken, ließ eine Hand ihren Schenkel hinauf- und in sie hineingleiten,
machte langsam und dachte: >wie ein Gentleman<. Crystal grunzte

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