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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Nase in seine Speisekarte, und
sein gesamter Oberkörper war verspannt vor Wut.
    Rocco
versuchte, Touhey abzulenken und ihm ein Zeichen zu geben, seinen Partner mit
Vorbehalt zu genießen, doch der Schauspieler schien nur noch Augen für Mazilli
zu haben.
    Plötzlich
ließ Mazilli die Schultern sinken und seufzte. »Sehen Sie, ich sage nicht, dass
die Weißen so wahnsinnig toll sind, aber es ist doch so, wenn wir vielleicht
fünf Schritte aus dem Dschungel raus sind, dann sind die noch fünf Schritte
drin.« Er wandte den Kopf, sah zur Kellnerin auf und sagte: »Ich
nehme ein Kalbsschnitzel Parmigiano und einen gemischten Salat.«
    Sie nickte
Touhey zu, als missbillige sie, dass er Mazilli so aufgeregt habe. »Sie?«
    »Ich
denke, ich nehme was Leichtes.«
    »Wie wär's
mit 'nem Teller Federn?«, sagte Mazilli gedehnt.
    Touhey
wieherte, und Rocco konnte nicht sagen, ob es wegen der Anspannung war oder aus
wachsender Zuneigung zu Mazilli. Jedenfalls wollte Rocco sich etwas Gutes
ausdenken, irgendetwas, um dem Schauspieler zu zeigen, dass er durchaus
mithalten konnte.
    Touhey
bestellte eine doppelte Portion gemischten Salat, Dressing extra. Als die
Kellnerin sich an Rocco wandte, war er so abgelenkt, dass er nur sein
halbvolles Glas hob, um eine Nachbestellung zu signalisieren. Er drehte sich zu
dem Schauspieler um und lächelte. »Also, Sean, was ist die Geschichte des
Films, Sie wissen schon, der Plot?«
    »Hmm?«,
grunzte Touhey ausdruckslos. »Wir arbeiten noch daran.«
    »Und was
haben Sie für ein Konzept?« Konzept: Rocco hatte das Gefühl, er sei bei einer
schlecht laufenden Verabredung mit einer Unbekannten und versuche, Konversation
zu machen.
    Touhey
scherte sich nicht um eine Antwort, wandte sich wieder Mazilli zu und beugte
sich konzentriert vor.
    »Ich
erzähle Ihnen was über das Konzept, Sie sagen was dazu, okay?«
    Mazilli
zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an.
    »
Resozialisierung.«
    »Was soll
das sein, ein Kennwort?« Mazilli warf sein Streichholz auf die Tischdecke.
»Wollen Sie wissen, woran ich glaube? Ich glaube an Bestrafung, ich glaube an
Furcht, Furcht verstehen die, klar, und ich glaube an Rache.«
    Mit sich
still bewegenden Lippen legte Touhey den Kopf schief und sah Mazilli an, als
versuche er, seine Tirade auswendig zu lernen.
    Rocco
seufzte und sagte bei sich: Ich bin dran. »Tja, nun. Sie sagen
Resozialisierung ... Wissen Sie, human eingestellt sind wir auch, ich meine,
die meisten von uns, und keiner fängt als harter Bursche an ... Ich hab den
Job vor zwanzig Jahren angefangen - ich wollte Polizist sein, und warum? Um die
Minderheiten zu verprügeln? Nein, ich wollte den Menschen helfen. Brüllt
jemand >Polizei<, dann bin ich da. Ich renn auf der Stelle los - weiß,
schwarz, gelb, was immer.«
    Rocco warf
Mazilli einen Blick zu und war überrascht zu sehen, dass der nicht mit den
Augen rollte.
    »Okay?
Aber Resozialisierung ...« Rocco machte eine Pause und holte Luft für seine
Geschichte. »Also, als ich noch in einer Uniform steckte, hatte ich in der
ersten Woche einen Partner, Frog Phelan. Maz, erinnerst du dich an Frog?«
    Mazilli
zuckte mit den Schultern.
    »Frog
Phelan fing mit dem Job an, als Truman Präsident war. Ich bin so einundzwanzig,
zweiundzwanzig, und wir kriegen einen Einsatzruf. Die Lafayette-Siedlung, da
ist ein Kind, das in einer Wohnung schreit, und die Tür ist verschlossen. Der
Fahrstuhl ist kaputt, also schickt mich Frog allein rauf, er rennt keine sechs
Stockwerke rauf, und blau ist er sowieso. Ich da rauf, die Hausverwaltung hat
gerade die Tür aufgebrochen. Wir rein, und da ist ein drei Jahre altes Kind,
mit Handschellen an einen glühend roten Heizkörper gekettet, sonst niemand.
Die Handschellen sind aus Metall, okay? Metall leitet Hitze, okay? Ich weiß
nicht, wie lange das Kind so angekettet war, aber es hatte einen Ring
verschmortes Fleisch ums Handgelenk, okay?«
    Touhey sah
aus, als hätte er sich in Glas verwandelt. »Wir rufen den Krankenwagen, zwacken
die Handschellen ab, sie bringen das Kind ins >Christ the King<. Die
Hausverwaltung zieht ab, aber ich bleib in dem Zimmer
bei dem Heizkörper. Sitz da auf dem Fensterbrett. Sitz da weitere geschlagene
vierzig Minuten, und schließlich kommt die Mutter. Sie kommt rein, sie hat
diese beschissenen Augen, Heroin auf Halbmast, klar? Sie kommt rein, kein Kind
da. Sie sieht mich an. Ich sehe sie an. Da ist dann dieser Augenblick,
verstehen Sie? Plötzlich haut sie ab. Ich jage

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