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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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sich die ganze Wand
entlangzog. Der diensthabende Polizist, der über die Eingänge zu wachen hatte,
wurde von zwei Zigarren flankiert, die auf den Spießen der Laufzettelstapel zu
beiden Seiten seines Eingangsbuches steckten, und der dahinziehende Rauch fraß
sich in die stärkeren und widerlicheren Gerüche, die hier stets in der Luft hingen.
Rocco stand zwischen Touhey und Maldonado, außerhalb des wirbelnden
Durcheinanders von Uniformen, Zivilpolizisten und noch nicht bearbeiteten
Gefangenen, während Mazilli versuchte, zum Tresen durchzukommen und Maldonados
Papierkram einzureichen, wobei er dadurch behindert wurde, dass er mehr oder
weniger dazu gezwungen war, jedem Vollzugsbeamten oder Streifenpolizisten auf
seinem Weg die Hand zu schütteln oder auf die Schulter zu hauen. Manchmal hatte
Rocco bei all dem Gedränge hier drin das Gefühl, in irgendeinem Kellerlokal für
Polizisten zu sein; das Einzige, was noch fehlte, war eine Bar hinter dem
Tresen.
    Trotz des
Lärms konnte Rocco hören, wie Touhey durch den Mund atmete. Der Schauspieler
sah aus, als würde er gleich losheulen. Doch Maldonado war jetzt völlig
verwandelt, hatte kalte, gelangweilte Augen und versuchte, bei den Kalfaktoren,
die den Laden schmissen und in T-Shirts, Turnhosen mit Gummizug und Badelatschen
umherliefen, den Eindruck eines schwierigen Gesellen zu erwecken. Diese
Gefangenen lehnten an den Wänden oder saßen auf den uralten Metall- und
Holzstühlen, kippelten auf den hinteren Beinen, schaukelten gelangweilt und
besahen sich das Frischfleisch in den Käfigen. Eine Reihe von ihnen hatte
Viertelliterkartons Milch in der Hand, ein paar Äpfel - und diese Snacks, die
Stühle und die gekachelten Wände wirkten auf Rocco, als sei dies der
Pausenraum in der Hölle.
    »Thumper.«
Rocco drückte sich von der Wand ab und packte ihn am Arm. »Was gibt's, Cheech?«
    Rocco
kannte Thumper, seit der vierzehn war. Rocco hatte ihn damals geschnappt, als
er Acid verkaufte, und er hatte ihn mit ein paar satten Ohrfeigen davonkommen
lassen, weil sich herausstellte, dass Thumpers ältere Schwester eine von Roccos
Freundinnen in der Highschool gewesen war.
    »Guck dir
den mal an, Roc.« Thumper deutete mit dem Daumen auf seinen Gefangenen. Der
Junge war eins neunzig und trug eine blutrote Trainingshose, eine rote
Aufwärmjacke von Nike und ein weißes T-Shirt. Er hatte schneeweiße,
hochschaftige British Knights ohne Schnürsenkel an den Füßen, die Laschen
hingen heraus und reichten fast bis an die Schuhspitzen. Außerdem hatte er sein
Haar zu einer nach hinten abfallenden, fünfzehn Zentimeter hohen Frisur geformt
und die Worte >Street< und >Smart< in die Stoppeln an den Seiten
rasiert.
    Rocco
betrachtete den Kopf des Burschen und lachte: »Ist nicht wahr.«
    »Kommt
noch besser«, sagte Big Chief. »Weißt du, wie wir ihn erwischt haben? Bei
einem Ladendiebstahl. Er hatte sich ein Chapstick für neunundsechzig Cent
gekrallt. Und was finden wir, als wir seine Taschen durchsuchen? Zwei Päckchen
Heroin und dazu noch sechs Ampullen.«
    Rocco
blinzelte den Burschen an, der sich nach Schema F verhielt, Augen abgewendet
und den Mund fest zusammengepresst. »Vielleicht sollte er seinen Kopf
rasieren.«
    »Ja, sich
da oben was Neues wachsen lassen.« Thumper rieb sich die Hände. »Döskopp«,
sagte er und schlug dem Burschen in den ungeschützten Unterleib. »Was hältst
du von >Döskopp    Rocco sah
sich im Raum um und blickte dann auf die Sportschuhe des Jungen. »Bist du
bereit für einen Kampf heute Nacht?«
    Der Junge
starrte ihn verständnislos mit offenem Mund an. Rocco winkte einem hundertzehn
Kilo schweren, kürbisköpfigen Kalfaktor auf der anderen Seite des Raums zu, der
sich einen Nylonstrumpf über seine Glatze gezogen hatte. Der Häftling kippelte
auf seinem Stuhl, hielt eine Milch im Schoß, deutete auf die British Knights
und tippte sich dann gegen die eigene Brust.
    Rocco
lachte ihn schallend an. »Zu klein für deine fetten verdammten
Quadratlatschen.«
    »Die
latsch ich aus.« Der Sträfling zuckte mit den Schultern, wandte sich dann an Touhey
und sah ihm quer durch den Raum in die Augen. »Ich pass in alle rein, wenn ich sie vorher
dehne.«
    Touhey
verlor derart die Orientierung, dass er begann, sich blinzelnd im Kreise zu
drehen, und sein Ellbogen drückte ihm die Schultertasche in die Rippen. Rocco
beobachtete ihn, wie er sich wie am Spieß drehte, von Kopf bis Fuß ein weißer
Jammerlappen, und dachte erneut, warum zum Teufel sich

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