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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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schon okay, sie ist total besoffen. Auf diese Weise belästigt sie
niemand.«
    »Ach,
verdammt nochmal, Vince.«
    »Willst du
mit ihr reden?«
    Als wollte
sie die Frage selbst beantworten, rollte sich die Frau auf die Seite und
schlief ein. Wieder dachte Rocco an den möglichen Prozess und daran, wie die
Verteidigung seine einzige Zeugin in Stücke reißen würde, weil sie in der Mordnacht
blau gewesen war. Großartig.
    »Na gut,
hör mal, kannst du mir einen Gefallen tun? Kann vielleicht jemand sie ins Büro
der Staatsanwaltschaft bringen?« Rocco wandte sich von Kelso ab, um seinen
Ärger darüber zu verbergen, wie der Tatort versaut worden war. »Lass sie ihren
Rausch auf der Couch ausschlafen, irgendwer wird vorbeikommen und später mit
ihr reden.«
    »Kein
Problem.« Kelso schien Roccos schlechte Stimmung nicht bemerkt zu haben.
    »Notier
nur ihren Namen, für den Fall, dass sie in dem Durcheinander verlorengeht.«
Rocco tastete sich von oben bis unten ab und stellte fest, dass er sein
Notizbuch im Wagen vergessen hatte. Er griff nach seiner Brieftasche, wühlte
herum, suchte nach etwas zum Schreiben und entschied sich schließlich für die
Rückseite eines fünf mal sieben Zentimeter großen Fotos von Erin. Er nahm Name
und Adresse der Frau auf, ließ Vince dann stehen und hielt das Bild von Erin
hoch über seinen Kopf, zeigte ihr die Leiche, die Herde, die anderen Cops und
sprach zu ihr: »Siehst du, womit Daddy seinen Lebensunterhalt verdient? Siehst
du all die netten Menschen?«
    Rocco
kniete sich vor den Toten hin, nahm ein paar Gummibänder aus der Tasche,
steckte sie sich in den Mund und begann zu kauen, was er stets tat, wenn er
eine Leiche untersuchte. Er packte eine Nikon mit eingelegtem Film aus und warf
Touhey, der das blutige Laken angaffte, einen Blick zu.
    »Als
Erstes, Sean, stecken Sie sich stets die Krawatte ein.« Rocco sprach durch das
Gummi und sog die Spucke hoch.
    »Was?«
Touhey, der mit geschlossenen Augen und weit geöffnetem Mund dastand, klang
wie hypnotisiert.
    »Wenn Sie
sich über eine Leiche beugen, stecken Sie sich Ihre Krawatte ins Hemd.« Rocco
zog eine Grimasse und hielt eine Stablampe mit sechs Batterien hin; der
Schauspieler reagierte langsam, sah auf die Lampe und starrte Rocco an, als
wäre das alles nur ein Traum. Rocco lächelte ihn an. »Ich weiß nicht, wohin zum
Teufel Mazilli verschwunden ist. Macht es Ihnen was aus, mir zur Hand zu
gehen?«
    »Wirklich?«
    Rocco
lächelte erneut und dachte: >Du hast es nicht anders gewollt.< Dann zog
er vorsichtig das Laken zurück. Die Vorstellung begann.
    »Hallo.«
Rocco sah in die trüben Augen des Jungen, die durch den reflektierten Schein
der Stablampe lebendig wurden.
    Der
Körper, in einen roten Jogginganzug aus Nylon gekleidet und mit einem schweren
goldenen Lion-of-Judah-Medaillon um den Hals, lag auf dem Rücken, den Kopf zur
Seite gedreht, so dass die Wange auf einer verdreckten Tüte von >Ahab's<
ruhte, die mit einer Comicversion des Restaurantheiligen versehen war, der zum
Abschied winkte, die Bildunterschrift ahoi, hals- und mastbruch, matrose ! von Blut
verschmiert.
    Rocco
erhob sich und wandte sich an die versammelten Polizisten. »Jungs, entweder
tretet ihr zurück oder lächelt fürs Vögelchen.« Die Beamten schlenderten davon,
und während Rocco seine Nikon scharfstellte, wackelte Touheys Hand, und der
Lichtstrahl verließ Darryl Adams Gesicht, als sei es für immer.
    »Durchhalten,
Chef.« Rocco schnalzte, was ermutigend klingen sollte, und begann, die Leiche
aus allen Himmelsrichtungen zu fotografieren, sowohl in Nahaufnahme als auch
aus der Entfernung. Dann fotografierte er die von Schmierstreifen übersäte
Seitentür; nach dem, was ihm am Telefon gesagt worden war, war die Tür durch
den Fall des Körpers aufgestoßen worden, und die Tatsache, dass sie geschlossen
war, ließ bei ihm die dunkle Ahnung aufkommen, dass jede Menge Leute am Tatort
rumgepfuscht hatten. Danach machte Rocco Fotos von vier Neun-Millimeter-Hülsen,
die nahe den nach oben gerichteten Turnschuhen lagen, und dann knipste er
alles andere, all die zufälligen und profanen Gegenstände: Mülltonnen, leere
Limoflaschen, einen Kleiderbügel, alles, was wegen seiner Nähe zur Leiche als
Bestandteil des Tatorts bezeichnet werden konnte.
    Als er sich
sicher war, dass es nichts mehr zu fotografieren gab außer dem Vollmond, ging
er zu dem Koffer zurück, ließ die Nikon in dessen Schatten auf dem Boden liegen
und nahm eine dicke, in Leder

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