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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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ausgeraubt worden<. Er dachte: >Ich verdammtes
Arschloch bin jetzt selbst ein verdammtes Opfer<.
    Strike
stand auf dem mondbeschienenen Hinterhof neben seinem Wagen, seine zitternden
Finger ließen die Schlüssel klingeln wie Glöckchen, und er erschrak
fürchterlich, als das Mädchen aus der Garage neben ihm auftauchte.
    »Du suchst
nach Rodney, stimmt's?«
    Strike
trat einen Schritt zurück: Sie roch übel. »Ich such nicht nach Rodney.«
    »Rodney
ist in seinem neuen Laden.« Ihr Blick ruhte auf seinen Wagenschlüsseln.
    »Welcher
neue Laden?«
    »Der ist
etwa Jury, Ecke Krumm.«
    Er stand
eine Sekunde verwirrt schweigend da und sagte dann: »Ich such nicht nach
Rodney.«
    Sie kam
näher, war nur noch Zentimeter entfernt. »Gib mir etwas Geld.« Sie sagte es
leise und schnell und streckte ihre Hand nach Strikes Bauch aus.
    Strike
fasste sie an den Schultern und stieß sie ein paar Meter weg, damit er seine
Wagentür öffnen, einsteigen und wegfahren konnte.
    »Ich
werd's Erroll sagen«, sagte sie mit kindlicher Bosheit, als er Gas gab und
rückwärts auf die Straße hinausschoss.
    Jury
Street war zwei Straßen von der Blossom entfernt, aber die eine unterschied
sich kaum von der anderen: Beide machten den gleichen aschgrauen Eindruck des
Verfalls, die gleiche geisterhafte Stille hing über den Häusern. Nachdem er
seinen Wagen geparkt hatte, stand Strike auf dem JFK und blickte die Jury
entlang. Er sah einen einzelnen gelben Lichtstrahl, der auf den Gehsteig fiel,
vielleicht dreißig Meter in die Dunkelheit hinein, wie ein Suchscheinwerfer
am Grunde eines Teichs.
    Rodneys
neues Loch hatte keinen Namen. Als Strike im Eingang stand, sah er, dass der
neue Laden es auf drei Viertel der Größe des alten Ladens brachte. In jeder
anderen Hinsicht war er identisch - derselbe Poolbillardtisch, dasselbe
Videospiel, derselbe Kühlschrank, derselbe kaputte Vinylbarhocker, dieselben
Diplome, dieselben Glastheken; dieselbe verdreckte Meute aus Teenagern und
Verwandten hatte sich in dem winzigen Raum verteilt, als gehörte sie schon seit
Jahren dorthin.
    Rodney
stand vor der Theke, mit dem Rücken zu Strike. Er trug einen himmelblauen
Pullunder und eine hautenge kurze Radlerhose. Er brüllte seine Tochter an, dass
die >Goody Cakes< im Regal unter den Schweinekrusten versteckt seien,
fragte sie, ob sie glaube, dass die Kuchen eine Art gottverdammtes Geheimnis
seien, und nörgelte mit einer sarkastischen, langgedehnten Stimme an ihr herum.
    Wenn
Rodney in solcher Stimmung war, ging Strike normalerweise einfach wieder, aber
er war so darauf erpicht zu reden, dass er durch den Laden stürmte, als wolle
er auf Rodneys Rücken springen, und plötzlich sah einer der Teenager, die
Poolbillard spielten, Strike und brüllte: »Yo, Rodney! Rodney!«

Strike
blieb abrupt stehen, und Rodney drehte sich um und sagte: »He.«
    Der
Bursche beruhigte sich und legte sich eine Hand vor die Brust. »Ich seh ihn da
wie verrückt reinstürmen, ich dachte, er sei ein Schläger. Ich hätt ihn
gekrallt, ich war bereit, Mann.«
    »Er ist
kein Schläger.« Rodney warf Strike ein schnelles wissendes Blinzeln zu, das
Strike beinahe schläfrig vor Erleichterung machte. Manchmal war es bei ihm fast
wie Hypnose, Rodney nur zu sehen und seine Stimme zu hören; Rodney hatte diese
Macht.
    »Was, zum
Teufel, hast du gemacht, was ist das hier, warum bist du umgezogen?« Strikes
Stimme klang hoch und krächzend.
    »Warum?
Heute Morgen hat das Arschloch versucht, die Miete zu erhöhen, von vier- auf
sechshundert. Er hat sich gedacht, wenn ich mir all die Mühe damit mache, mit
den Wänden, dem Bad, der Beleuchtung, dann bleib ich, verstehst du? Zur Hölle
mit ihm, Mann. Ich hab mir 'n paar Jungs besorgt und heute Morgen alles
rausgeholt. Alles, was sich bewegen ließ, ist weg.« Rodney beugte sich über die Theke und ordnete die Popcorn-
und Chipstüten. »Der Mann is'n Opportunist.«
    »Du solltest einen vorwarnen, weißt du das?« Die Worte
kamen schneller heraus, als Strike beabsichtigt hatte.
    »Vor was?« Rodney starrte ihn unverwandt und hart an.
Strike blickte weg.
    »Du wirst nie alle meine Geschäfte mitkriegen.« Rodney
erhob die Stimme. »Ich frag ja schließlich auch nicht nach deinen Geschäften, oder?«
    Strike wandte sich ihm wieder zu und sprach mit
übertriebener Höflichkeit. »Kann ich mit dir reden?«
    »Scheiße, erzähl den Leuten erst mal jeden Schritt,
bevor du ihn machst, und im nächsten Moment haben sie ihre Hände tiefer in
deiner Tasche

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