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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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verschwendete er keinen Gedanken. Es konnte somit nur die Behausung des Schmiedes in Frage kommen und wenngleich dieser Puritaner war und daher nicht zu seiner Gemeinde gehörte, hatte Wilfried so etwas von Skandal im Zusammenhange mit einem schönen und ziemlich bekannten Weibe gehört. Er warf einen Blick voll Verdachtes über den Hof hin, als der Oberst lachend aufstand, um ihn anzureden.
    »Guten Morgen, Wilfried,« sagte er. »Wie ein guter Gutsherr wache ich schlaflos über meine Leute. Ich will eben den Schmied besuchen.«
    Wilfried blickte zu Boden und erwiderte, der Schmied sei fort, hinüber nach Greenford.
    »Ich weiß,« antwortete der Bruder mit stillem lachen, »eben deswegen will ich ihm einen Besuch machen.«
    »Norman,« versetzte der Geistliche, während sein Auge auf einem Stein am Wege ruhte, »fürchtest du dich nie vor Donnerschlägen?«
    »Was meinst du damit?« fragte der Oberst. »Ist dein Steckenpferd etwa jetzt Meteorologie?«
    »Ich meine, ob du nie bedacht hast, daß Gott dich auf der Straße niederstrecken könnte?«
    »Entschuldige,« antwortete der Oberst, »aber ich sehe, dein Steckenpferd sind Kindermärchen.«
    »Ich weiß, das deine ist die Gotteslästerung,« gab der Geistliche in der einen empfindlichen Stelle seiner Natur getroffen zurück. »Aber wenn du dich schon vor Gott nicht fürchtest, hast du doch wenigstens allen Grund, die Menschen zu fürchten.«
    Der Ältere zog die Brauen hoch. »Die Menschen fürchten?« fragte er.
    »Barnes, der Schmied ist der stärkste und größte Mann auf vierzig Meilen ringsum,« warnte der Geistliche ernst. »Ich weiß, du bist kein Feigling oder Schwächling, aber er könnte dich über die Mauer werfen.«
    Dieser Hieb saß, denn er war nur zu wahr, und die tiefe Linie um Mund und Nasenflügel trat noch schärfer und tiefer hervor. Einen Augenblick stand Oberst Bohun mit breitem Grinsen im Gesichte da. Aber im Nu hatte er seinen alten grausigen guten Humor, wieder gefunden und lachte, wobei unter seinem gelben Schnurrbarte wie bei einem Hunde zwei Fangzähne hervortraten. »In diesem, Falle, mein lieber Wilfried,« bemerkte er ganz sorglos, »war es sehr klug von dem letzten der Bohuns, teilweise in Harnisch auszugehen.«
    Und er nahm den eigentümlich runden grün überzogenen Hut ab und zeigte, daß er innen mit Stahl gefüttert war. Wilfried erkannte in der Tat einen leichten japanischen oder chinesischen Helm wieder, der einer Trophäe aus dem alten Ahnensaal entnommen war.
    »Es war der erste Hut, der mir zur Hand war,« erklärte der Bruder leichthin. »Stets den nächsten Hut – und das nächste Weib.«
    »Der Schmied ist nach Greenford hinüber,« versetzte Wilfried ruhig, »es ist unbestimmt, wann er zurückkehrt.«
    Und damit wandte er sich ab und trat, sich wie jemand bekreuzend, der sich von einem unreinen Geiste losgesagt zu haben wünscht, gebeugten Hauptes in die Kirche. Ihn drängte es, solche Gemeinheit in dem kühlen Dämmerlichte seines hohen gotischen Gotteshauses zu vergessen, aber diesen Morgen sollte es nun einmal so sein, daß sein stiller Rundgang religiöser Übungen immer wieder von kleinen Zwischenfällen aufgehalten wurde. Als er die um diese Stunde stets leere Kirche betrat, erhob sich eilig eine Gestalt und schritt dem vollen Tageslichte des Haupteinganges zu. Als der Kurat sie sah, blieb er überrascht stehen, denn der frühe Beter war niemand anderer als der Dorftrottel, ein Neffe des Schmiedes, der sich weder um die Kirche noch um irgend etwas anderes bekümmerte noch zu bekümmern imstande war. Man pflegte ihn den »verrückten Joe« zu nennen und er schien keinen anderen Namen zu haben. Er war ein starker, einherschlotternder Bursche mit einem gedrückten, weißen Gesichte, dunklem, straffem Haare und stets offenem Munde. Als er an dem Geistlichen vorbeikam, ermangelte sein mondkälbernes Aussehen jeder Andeutung dessen, was er getan oder gedacht haben mochte. Nie noch hatte man ihn beten gesehen. Welche Art von Gebet sollte er jetzt verrichtet haben? Sicherlich eine außergewöhnliche.
    Wilfried Bohun stand noch lange wie angewachsen auf seinem Platze und blickte dem Idioten nach, wie er in den Sonnenschein hinaustrat und sogar sein liederlicher Bruder ihn mit einer gewissen gönnerhaften Heiterkeit begrüßte. Das letzte, was er sah, war, wie der Oberst Pfennigstücke in Joes offenes Maul warf und sich den ernsthaften Anschein gab, es zu verbergen.
    Das häßliche sonnenbestrahlte Bild vollkommener

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