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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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trieb Flambeau das Blut ins Gesicht. »Sie wollen wohl sagen,« versetzte er, »im Testamente des Prinzen –«
    »Ich bin Prinz Saradin!« unterbrach der alte Herr, während er an einer Salzmandel kaute.
    Father Brown, der den Vögeln draußen zusah, richtete sich wie angeschossen auf und steckte sein Gesicht, so weiß wie eine weiße Rübe, zum Fenster hinein.
    »Sie sind was ?« wiederholte er mit schriller Stimme.
    »Paul Prinz Saradin, à vos ordres ,« sagte die ehrwürdige Person höflich, ein Glas Sherry ergreifend. »Ich lebe hier in aller Ruhe, da ich ein Mensch mit starkem Sinn für häusliches Leben bin, und nur aus Bescheidenheit lasse ich mich Mr. Paul nennen zum Unterschied von meinem unglücklichen Bruder Stephan. Er starb, wie ich höre, vor kurzem –,im Garten. Es ist natürlich nicht meine Schuld, wenn die Feinde ihn bis hierher an diesen Ort verfolgen. Das liegt an der bedauerlichen Unregelmäßigkeit seines Lebens. Er war kein häuslich veranlagter Charakter.«
    Er verfiel wieder in Schweigen und sein Blick wandte sich von neuem über das gebeugte und mürrische Haupt der Frau hinweg der gegenüberliegenden Wand zu. Deutlich erkannte Father Brown die Familienähnlichkeit, die ihm an dem Toten aufgefallen war. Dann begannen seine alten Schultern sich zu heben und sich ein wenig zu schütteln, wie wenn er an etwas würgte, aber seine Züge blieben unverändert.
    »Mein Gott!« rief Flambeau nach einer Pause, »der Kerl lacht auch noch!«
    »Kommen Sie mit,« lud Father Brown ein, der käseweiß geworden war. »Fort aus diesem Höllenhause! Schauen wir, daß wir wieder in ein ehrliches Boot kommen.«
    Die Nacht war auf Schilf und Fluß niedergesunken, als sie von der Insel abstießen und im Dunkel stromabwärts treibend sich an zwei Zigarren wärmten, die wie zwei rote Schiffslaternen glühten. Father Brown nahm die seine aus dem Mund und begann.
    »Sie können jetzt wohl die ganze Geschichte erraten? Immerhin, sie ist einfach genug. Ein Mann hatte zwei Feinde. Er war ein kluger Mann. Und so entdeckte er, daß zwei Feinde besser sind, als einer.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen,« unterbrach Flambeau.
    »O, es ist wirklich so einfach!« fuhr sein Freund fort. »Einfach, obschon alles nur nicht unschuldig. Beide Saradine waren Schurken, aber der Prinz, der ältere, war von der Sorte von Schurken, die sich oben halten, und der jüngere, der Hauptmann, von der anderen, die untersinken. Dieser verkommene Offizier fiel tiefer und tiefer. Vom Bettler zum Erpresser und eines Tages bekam er seinen Bruder, den Prinzen, zu fassen. Sichtlich war es in keiner leichten Sache, denn Prinz Saradin saß so gut wie fest und hat keinen guten Ruf mehr zu verlieren, was die sogenannten Gesellschaftssünden anbelangt. Kurz gesagt, es war eine Sache, um gehenkt zu werden und Stephan hatte buchstäblich einen Strick um seines Bruders Hals geworfen. Irgendwie hatte er die Wahrheit in jener sizilianischen Geschichte herausgefunden und war imstande, zu beweisen, daß Paul den alten Antonelli im Gebirge ermordet hatte. Der Hauptmann wühlte zehn Jahre im Schweigegeld, bis selbst des Prinzen glänzendes Vermögen ein wenig ärmlich auszusehen begann.
    »Aber Prinz Saradin trug noch eine andere Last neben diesem Blutsauger von Bruder. Er wußte, daß Antonellis Sohn, ein Kind nur zur Zeit des Mordes, in den rauhen Ehrbegriffen Siziliens auferzogen, nur dafür lebte, seinen Vater zu rächen, und zwar nicht mit dem Galgen (denn es mangelte ihm der gesetzliche Beweis, wie ihn Stephan besaß), sondern mit den alten Waffen der Vendetta. Als Knabe schon brachte er es in der Waffe zu tödlicher Vollkommenheit und als er alt genug war, sie zu gebrauchen, begann Prinz Saradin, wie die Salonpresse erzählte, zu reisen. Tatsache ist, daß er um sein Leben zu fliehen begann, indem er wie ein gehetzter Verbrecher von einem Ort zum anderen eilte, immer mit dem unbarmherzigen Manne auf den Fersen. Das war Pauls Lage, keineswegs eine gemütliche. Je mehr Geld er ausgab, um Antonelli zu entgehen, um so weniger blieb ihm, um Stephan den Mund zu stopfen. Je mehr er ausgab, um Stephans Schweigen zu erkaufen, um so weniger Aussicht blieb, Antonelli schließlich noch zu entkommen. Da geschah es, daß er sich als großen Mann zeigte – als Genie wie Napoleon.
    »Anstatt sich seinen beiden Widersachern zu widersetzen, lieferte er sich ihnen aus. Wie ein japanischer Wettkämpfer wich er zurück und seine beiden Gegner fielen der Länge nach zu seinen

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