Priester und Detektiv
Eierschale. Knochenstücke sind in den Körper und in den Boden getrieben wie Kugeln in eine Lehmmauer. Es war die Hand eines Riesen.«
Er schwieg einen Augenblick, blickte grimmig durch seine Brille, dann fuhr er fort: »Das Ding hat ein Gutes, nämlich daß es die meisten Leute auf einen Schlag von allem Verdachte reinigt. Würden Sie oder ich oder irgend jemand normal Veranlagter aus der Gegend des Verbrechens angeklagt, wir würden freigesprochen wie man ein Kind von der Anklage freisprechen müßte, es habe die Nelsonsäule gestohlen.«
»Das sagte ich eben auch,« wiederholte der Schuster hartnäckig, »es gibt nur einen Menschen, der es getan haben kann und dem es zuzutrauen ist. Wo steckt Simeon Barnes, der Schmied?«
»Er ist hinüber nach Greenford,« stotterte der Kurat.
»Wahrscheinlicher hinüber nach Frankreich,« brummte der Schuster.
»Nein, er ist an keinem von diesen beiden Orten,« ließ sich die unbedeutende und farblose Stimme des kleinen katholischen Priesters vernehmen, der sich der Gruppe zugesellt hatte. »Tatsächlich kommt er soeben die Straße herauf.«
Der kleine Priester mit seinem Stoppelhaare und dem runden, wenig geistreichen Gesichte war kein Mann, um die Blicke auf sich zu ziehen. Aber wäre er auch so herrlich gewesen wie Apoll, so würde doch in diesem Augenblicke niemand nach ihm hingesehen haben. Alle wandten sich um und schauten nach dem Fußpfade, der sich durch die Ebene heraufwand und den in der Tat mit seinem ihm eigenen schweren Schritte und einem Hammer auf der Schulter Simeon der Schmied entlang wanderte. Er war ein starkknochiger Mann von Riesengestalt mit einem dunklen Kinnbarte. Ruhig schritt er im Gespräche mit zwei anderen Männern seines Weges und obschon er niemals besonders frohgestimmt war, schien er dennoch ganz unbefangen.
»Mein Gott,« rief der atheistische Schuster, »und da ist auch der Hammer, womit er es tat.«
»Nein,« bemerkte der Inspektor, ein verständig aussehender Mann mit rötlichgelbem Schnurrbarte, indem er das erstemal den Mund auftat. »Dort ist der Hammer, womit er es tat, drüben an der Kirchenmauer. Wir haben ihn und die Leiche gelassen, genau wie wir sie fanden.«
Alles blickte dorthin und der kleine Priester ging hinüber und sah stumm auf das dort liegende Werkzeug nieder. Es war einer der kleinsten und leichtesten von den Hämmern und er würde unter den anderen kaum das Augenmerk auf sich gelenkt haben, doch an seiner Eisenkante klebte Blut und gelbes Haar.
Nach kurzem Schweigen sprach der kleine Priester ohne aufzublicken und seine matte Stimme hatte einen neuen Beiklang: »Mr. Gibbs hatte kaum recht, wenn er sagte, es liege kein Geheimnis vor. Wir haben zum mindesten das eine Geheimnis, weshalb ein solcher Riese von einem Menschen einen so furchtbaren Schlag mit einem so kleinen Hammer versuchen sollte.«
»O, das hat gar nichts zu sagen,« rief der Schuster. eifrig. »Was soll mit Simeon Barnes geschehen?«
»Laßt ihn nur,« versetzte der Priester ruhig. »Er kommt von selbst hierher. Ich kenne die beiden, die bei ihm sind. Es sind sehr brave Burschen von Greenford und sie kommen in die presbyterianische Kapelle herüber.«
Gerade als er sprach, bog der große Schmied um die Kirchenecke und trat in seinen Hof. Dann blieb er unbeweglich stehen und der Hammer entfiel seiner Hand. Der Inspektor, der undurchdringliche Unbefangenheit bewahrt hatte, trat sofort auf ihn zu.
»Ich will Sie nicht fragen, Mr. Barnes, ob Sie etwas darüber wissen, was hier vorgefallen ist. Sie sind nicht verpflichtet es auszusagen. Ich hoffe, Sie wissen es nicht und sind imstande, das zu beweisen. Aber ich muß nun einmal der Form wegen Sie im Namen des Königs wegen Mordes, begangen an Oberst Norman Bohun verhaften.«
»Sie brauchen gar nichts auszusagen,« sagte der Schuster in zudringlicher Erregung. Es muß alles erst erwiesen werden. Es ist noch nicht einmal erwiesen, daß es Oberst Bohun ist, dessen Kopf so zermalmt ist.«
»Das hilft ihm nichts,« bemerkte der Doktor abseits zum Priester. »Das hat gar nichts mit Detektivgeschichten zu tun. Ich war beim Oberst Hausarzt und kannte seinen Körper besser als er selbst. Er hatte sehr zarte, aber ganz eigenartige Hände. Der Mittel- und der Ringfinger waren beide von derselben Länge. O, es ist der Oberst, so gewiß wie nur etwas.«
Während er auf die auf dem Boden liegende Leiche niederblickte, folgten ihnen die Stahlaugen des regungslosen Schmiedes und hafteten darauf.
»Ist Oberst
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