PRIM: Netzpiraten (German Edition)
herausstellen sollte, dass sie falsch lag.
Zu ihrer Überraschung führte Moore sie nicht in das Oval Office, sondern in das zentrale Gebäude, die Residenz des Präsidenten. Sie passierten die Kontrollstellen, ohne angehalten zu werden, und stiegen die Treppen hinauf zu den Privaträumen im zweiten Stockwerk. Moore erklärte ihr, dass die Bewohner des Weißen Hauses allen Leuten des Wachpersonals bekannt seien, dass das Weiße Haus 132 Zimmer hätte und er eines davon hier oben bezogen hätte. Er öffnete die Tür zum Speisezimmer der Präsidentenfamilie ohne anzuklopfen.
Gregory Stonington kam auf sie zu und gab ihr die Hand. „Miss Lormant, seien Sie willkommen und verzeihen Sie bitte die plötzliche Einladung zu einem Gespräch! Wir würden uns freuen, wenn Sie bei der Gelegenheit mit uns zu Abend essen würden.“
Im Raum standen zwei Esstische, ein größerer mit zwei Blumenvasen und ohne Tischdecke und ein kleinerer, der für fünf Personen gedeckt war. Moore war zu den beiden Frauen neben diesem Tisch gegangen und flüsterte Pamela Stonington etwas zu. Belinda Rust hatte zugehört und lachte.
„Ich bin tatsächlich überrascht, Sir“, antwortete Alice, während der Präsident sie zum Tisch geleitete. „Und ehrlich gesagt: Ich habe Hunger. Vielen Dank.“
Die First Lady und Belinda Rust begrüßten Alice herzlich, verdächtig herzlich und etwas aufgesetzt, wie Alice fand. Aber die Atmosphäre entspannte sich mit dem Beginn des Abendessens, das von einem Diener serviert wurde, den die Stoningtons „Butler“ riefen.
„Wir essen abends nur ganz einfache Menüs, Miss Lormant, amerikanische Küche“, sagte Pamela Stonington zu Alice. „Hoffentlich können wir Ihren Hunger stillen.“
Daran konnte wenig Zweifel bestehen. Der Präsident hatte am Kopf der Tafel Platz genommen, Alice saß an seiner rechten Seite, und ihr gegenüber die First Lady. Dann folgten Moore neben Alice, und ihm gegenüber Belinda Rust. An jedem Platz lag eine Speisekarte in elegantem Umschlag, und als Alice sie aufschlug, sah sie zu ihrer Verblüffung, dass hier à la carte gegessen wurde.
„Falls Sie etwas anderes wünschen, Miss Lormant, fühlen Sie sich bitte frei, es zu bestellen. Wir haben hier fast alles in der Küche, und dann noch das Restaurant unten“, ermunterte Pamela Stonington Alice. Alice lehnte dankend ab und gab zu verstehen, dass die Auswahl hervorragend war und ihr keine Schwierigkeiten machen würde. Leider wandte sich der Butler zuerst an sie, so dass sie sich nicht einfach den Wünschen der anderen anschließen konnte.
„Ich nehme gerne die Mini Beef Burger Slides mit French Fry Cones, danke.“
„Und nach dem Salat, als Hauptgang, Miss Lormant?“
„Ich möchte den Ceasar Salat auslassen, bitte, und zum Hauptgang hätte ich gerne die Lammkoteletts mit Kräuterkruste in Rotweinsauce.“
Der Butler machte sich keine Notizen. Auch nicht über die Bestellungen der anderen. Belinda Rust verlangte gegrillte Wildlachsfilets mit Dillsahne, die anderen bestellten ebenfalls Lammkoteletts. Der Butler war kaum durch die Tür zur Küche verschwunden, als eine junge Schwarze erschien, um die Getränkewünsche aufzunehmen und Wein oder Wasser einzuschenken, Cola für Moore. Während man zur Appetitanregung köstliche Brothäppchen - Olivenbrot der Sullivan Street Bäckerei, wie Alice der Karte entnommen hatte - in Sahnebutter stippte, überlegte Alice, ob sie sich nach dem Sohn der Stoningtons erkundigen sollte. Aber es war sicherlich besser, dem Präsidenten die Initiative zu überlassen.
„Wir haben schon viel über Sie gehört, Miss Lormant“, eröffnete jedoch Pamela Stonington das Gespräch am Tisch, „von Charles, von Samantha Krienitz, und mein Mann auch von Ihrem Direktor Grey. Wir glauben, dass Sie in Beagle hervorragende Arbeit leisten, und dass Sie uns aus einer kleinen Verlegenheit helfen können.“
Alice sah aus den Augenwinkeln, wie der Präsident eine Geste machte, als ob er lieber selbst ihre Einladung begründet hätte. „Hoffentlich nur Gutes“, erwiderte sie und suchte nach einer weiteren Antwort. Jetzt übernahm Stonington.
„Ja, da kann ich Sie beruhigen. Lasst uns wenigstens auf die Hors d’Oeuvres warten, bevor wir uns mit wenig erfreulichen Dingen befassen! Oder wir sehen das mal ganz locker. So wie Karl das ist Karl Joergensen, Miss Lormant. Karl hat mich heute angesichts unserer bisher erfolglosen Jagd auf PRIM mit dieser verschlüsselten Nachricht überrascht.“
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