PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Stonington holte einen kleinen Zettel aus seiner Jackentasche und hielt ihn hoch. Auf dem Zettel stand 37OHSSVO773H .
„Er erzählte mir dazu, dass Saddam Hussein diese Nachricht als Lebensbeweis an George Bush geschickt hatte nach der x-ten amerikanischen Meldung Wir wissen nicht, ob Saddam Hussein noch lebt . Bush konnte damit nichts anfangen. Er gab den Zettel an die CIA weiter. Dort biss man sich allerdings die Zähne aus und bemühte NSA und FBI. Als auch diese scheiterten, trat man an die Universitäten Berkeley und Harvard heran, die aber ebenfalls das Handtuch warfen. In seiner Not bat Bush nun seine Frau, sich der Sache anzunehmen. Sie warf einen Blick auf die Nachricht und antwortete:… „
„Du hältst den Zettel verkehrt herum,“ sagte Alice.
Stonington drehte den Zettel um und wartete einen Moment, bis alle die Nachricht gelesen hatten. Dann sagte er zu Alice: „Sie waren damals bestimmt noch nicht bei der NSA. Sonst hätten Sie es ihm gesagt.“
Alle lachten. Bei den Vorspeisen meinte Moore, dass es tausende Witze über Bush geben müsse, und dass er ein paar davon zum Besten geben könnte.
„Jetzt nicht, Charles“, wies ihn der Präsident zurück. „Kommen wir mal zum Ernst der Sache. Ich hoffe, dass Sie das Essen weiter genießen können, Miss Lormant, aber meine Zeit ist knapp, und ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.“
Alice beeilte sich, ihre Zustimmung zu signalisieren. Stonington wartete aber ab, weil der Butler den Hauptgang servierte. Als er das Zimmer verließ, sagte Pamela Stonington leise zu Alice: „Sie werden es kaum glauben. Aber sein Vorname ist tatsächlich Butler. Sie dürfen ihn gerne so nennen. Seine Dienstbezeichnung ist maître d'.“
„Meine erste Frage, Miss Lormant“, nahm der Präsident das Gespräch wieder auf, „konnten mir meine Berater nicht so beantworten, dass ich es verstanden hätte. Wir sind hier keine Mathematiker und keine Verschlüsselungsexperten. Was haben die Hashwerte der an PRIM übermittelten Zahlen mit diesen Zahlen zu tun? Was genau bewirken eigentlich Hashwerte?“
„Hashwerte lassen sich aus beliebig langen Zeichenketten, also auch aus ganzen Dateien, mit allgemein bekannten und somit von jedermann prüfbaren Formeln sehr schnell berechnen. Die Formeln sind so gestaltet, dass sich für jede beliebige Zeichenkette ein anderer Hashwert ergibt. Und die Berechnung ist nicht umkehrbar, das heißt man kann aus einem Hashwert nicht die Zeichenkette rekonstruieren, aus der er berechnet wurde.“
„Sie sprechen immer von Berechnungen“, unterbrach Belinda Rust Alice. „Die Hashwerte sind aber gar keine Zahlen.“
„Für einen Computer schon, da sind es Nullen und Einsen. Man fasst sie zu lesbaren Zeichen zusammen, bei den Hashwerten vom Typ SHA256, den die PRIM-Erpresser gewählt haben, sind das vierundsechzig Zeichen, bestehend aus Kleinbuchstaben des ABCs und Ziffern von Null bis Neun. Und weil diese vierundsechzig Zeichen langen Hashwerte für jede Nachricht einmalig sind, werden sie als sogenannte Signaturen oder Prüfwerte verwendet. Die PRIM-Erpresser wollen sicher gehen, dass die sehr langen Zahlen, die wir ihnen zum Zerlegen in Primfaktoren gegeben haben, keine Fehler aus der Übertragung enthalten. Sie brauchen nur den Hashwert neu zu berechnen und ihn mit dem von uns genannten vergleichen. Bei gleichen Hashwerten müssen die langen Zahlen fehlerfrei sein.“
„Und da gibt es keine Dopplungen, gleiche Hashwerte, bei nur vierundsechzig Zeichen?“, wollte der Präsident wissen.
Alice stellte ihr Weinglas ab. „Das ist nur theoretisch möglich. In der Praxis aber nicht. Mit den sechsunddreißig unterschiedlichen Zeichen, also den Kleinbuchstaben und den zehn Ziffern, lassen sich bei vierundsechzig Stellen mehr unterschiedliche Kombinationen bilden, als es Atome im Universum gibt. Wenn in den 500 Ziffern langen Zahlen, die wir PRIM geben werden, auch nur eine Ziffer an irgend einer Stelle geändert wird, würde sich ihr Hashwert vollständig ändern.“
„Gut, das haben wir jetzt verstanden“, sagte Pamela Stonington. „Bevor wir Ihnen ein paar Fragen zu den Mails stellen, erklären Sie uns doch bitte, wo das Problem bei der Zerlegung einer großen Zahl in ihre Primfaktoren liegt. Uns wurde bisher gesagt, das sei unmöglich. Und doch wollen PRIM das ja offensichtlich machen.“
„Ob sie das wirklich können, wollen wir erst noch sehen, Mrs. Stonington. Es sind Berechnungsweisen bekannt, teilweise bereits seit
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