Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
Vom Netzwerk:
den anderen im Büro vorgestellt hatte. Wie in dem FBI-Bericht beschrieben, arbeiteten ungefähr dreißig Leute in dem Raum, etwa die Hälfte davon Frauen. Die Annäherungsversuche dieser Belegschaft beschränkten sich auf gelegentliche verstohlene Blicke, natürlich mehrheitlich von den Männern. Sie ignorierte diese Blicke und bemühte sich, nicht durch zu schnelles Einsteigen in die Welt von DATA TODAY aufzufallen. Wie eine Anfängerin klickte sie sich durch die ihr nur zu gut bekannte Internetpräsentation und die Bildschirmseiten, auf denen man Anfragen an DATA TODAY richten konnte. Mit ein paar geschickten Befehlen, die man auch als irrtümliche Eingaben hätte interpretieren können, stellte sie fest, dass ihre sämtlichen Ein- und Ausgaben registriert wurden. Das hatte sie erwartet, und sie stellte sich die Frage, ob das auch für alle anderen Terminals im Raum zutraf.
    Alices erste Kontaktaufnahmen in der Kaffee-Pantry beschränkten sich auf Begrüßungen und Austausch der Namen. Alle wussten, dass sie Praktikantin und nicht etwa eine neue Mitarbeiterin war. Bill, ein vermutlich unverheirateter Angestellter, der offenbar auf die Gelegenheit gewartet hatte und ihr in die Pantry gefolgt war, bedauerte, dass sie nur so wenige Tage hier sein würde. Die Belegschaft war also über ihr kurzes Gastspiel informiert worden.
    Später ging sie hinüber zu Limpes und bat ihn, sie für die Bearbeiterebene freizuschalten und ihr die erforderlichen Passwörter zu geben. Limpes fand schnell Gründe, ihr dies zu verweigern. So hatte Sarah angeblich nur schriftliche Anfragen von Leuten ohne Internetzugang bearbeitet und dazu die jedermann zugängliche Seite benutzt, die Ergebnisse ausgedruckt und zusammen mit der Rechnung an die Anfrager zurückgeschickt. Alice sollte sich bitte bis morgen gedulden, dann würde er das mit ihr besprechen.
    Alice ahnte, woher der Wind wehte. Sie lachte grimmig in sich hinein, als sie daran dachte, wie sehr sie hier offenbar unterschätzt wurde. Und was passieren würde, wenn der Promoter von Ann-Louise Norwood, der einflussreiche Jonathan Berkner, eine kritische Nachfrage an die Geschäftsleitung von TODAY richten würde.
    Zurück an Sarahs Platz klickte sie sich durch bis zur Anfrageseite von DATA TODAY. So wie es Sarah machen würde. Dann gab sie den Namen Norwood, Ann-Louise ein. Sofort erschien die Antwort auf dem Bildschirm:
     
       Norwood, Ann-Louise > Nicht erfasst.
       Bitte versuchen Sie es mit einer der
       Suchmaschinen im Internet.
     
    Das war gut. Sehr gut, sogar! Das Suchen mit Google & Co konnte sie sich ersparen. Sie kannte die Suchmaschinenergebnisse, und sie hatte gesehen, dass ihre Kollegen wunderbare Arbeit geleistet hatten. Jetzt versuchte sie es mit Stonington, Gregory Markus. Die Antwort kam in einem Sekundenbruchteil. Es war eigentlich eine Frage:
     
       Stonington, Gregory Markus *1959 Washington D.C.
       Stonington, Gregory Markus *1983 Santa Ana Ca
     
    Sie wählte den ersten Eintrag. Nun konnte sie die Stufe angeben, bis zu der die Auskünfte gewünscht wurden. Allerdings war im Eingabekästchen bereits ein A zu sehen. Sie gab statt dessen C ein. Das wurde nicht angenommen. Der Cursor blinkte weiter im Eingabekästchen für die Wahl der Stufe. Auch auf B reagierte das Programm ablehnend. Erst als sie wieder das A eingegeben hatte, konnte sie weitermachen. Sarah gehörte nicht zum eingeweihten Kreis bei DATA TODAY.
    Das Programm teilte nun mit, dass 676 Megabytes an Daten zu Stonington, Gregory Markus, *1959, Washington D.C., vorhanden seien. Es fragte, ob sie die Daten unbearbeitet, nach bestimmten Kriterien ausgewählt oder sortiert, oder in Form eines Nachrufes haben wollte. Makaber, dachte sie und blickte - wie schon oft zuvor und möglichst unauffällig - hinüber zum Glaskasten.
    Talburn war beschäftigt. Er telefonierte offenbar wenig und arbeitete selbst am Computer. Alice vermutete, dass mindestens eine, wahrscheinlich zwei der Frauen, deren Tische vor dem Glaskasten standen, seine Sekretärinnen oder Assistentinnen waren. Eine hatte ihm eine Tasse mit Kaffee oder Tee gebracht. Nur einmal hatte er den Glaskasten für kurze Zeit verlassen. Und er hatte dabei die Tür abgeschlossen.
    Nach Büroschluss beeilte sich Alice, nach Hause zu kommen. Sie war müde nach dem langen Tag, wollte nur noch etwas essen und dann schlafen. In dem Diner hinter dem Parkchester Bahnhof waren um diese Zeit nur wenige Gäste. Sie bestellte einen Salat mit Geflügel, und

Weitere Kostenlose Bücher