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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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würde, hatte sie nicht erwartet, denn sie kam als Bittstellerin und wusste, dass keine große Begeisterung über ihr Kommen bei DATA TODAY vorhanden sein konnte. Vielleicht hing es auch damit zusammen, dass sie Bob Talburn ja bereits aus ihren Recherchen kannte, während er sich unter Ann-Louise Norwood wahrscheinlich ein bebrilltes Durchschnittsmädchen vorgestellt hatte, das Mathematik studierte, wenn er sich überhaupt darüber Gedanken gemacht hatte.
    Jedenfalls wusste Talburn offenbar nichts zu sagen und schaute sie lediglich an, als käme sie von einem anderen Stern. Sie stellte sich vor, nannte seinen Namen, als ob sie ihn schon lange kannte, erwähnte Ferrentil und dankte ihm dafür, dass sie bei DATA TODAY wertvolle Hinweise für ihre Arbeit bekommen würde. Trotz seines vor Verblüffung reglosen Gesichts konnte sie sehen, dass seine Grübchen in der Wirklichkeit noch anziehender wirkten als auf den Fotos, die sie gesehen hatte.
    Schließlich antwortete er ihr, unterbrach sich jedoch erleichtert, als Ronald Limpes den Glaskasten betrat. Talburn stellte sie einander vor, erklärte ihr, dass Limpes sein Stellvertreter sei und dass sie sich mit allen Fragen und Problemen an ihn wenden sollte. Bei diesen Worten schaute er Limpes an, als ob er ihn am liebsten verprügeln wollte. Er war offenbar froh, dass Limpes sie sogleich entführte.
    Er hat eigentlich nichts Professorales an sich, eher etwas von einem überforderten Grundschullehrer, der sich einmal neue Schuhe kaufen müsste, dachte Alice, als Limpes sie an einen zur Zeit nicht besetzten Arbeitsplatz etwa in der Mitte des Büros führte. Sie setzte sich auf den angebotenen Stuhl, und Limpes zog sich einen anderen Stuhl heran. Im Gegensatz zu Talburn sah Limpes sie nur zeitweise an, wenn er mit ihr sprach.
    „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie nicht in Empfang genommen habe! Schließlich hatten Sie sich ja angekündigt. Also, Bob Talburn hatte Sie angekündigt. Ohne Uhrzeit, da konnte ich nicht immer hier sein. Ich muss oft etwas außerhalb des Büros erledigen.“
    Alice nutzte eine kurze Pause, um ihn zu unterbrechen: „Das tut mir leid. Ich wusste nicht, wie lange ich vom Haus meiner Tante in der Bronx bis hierher brauchen würde, und ich bin erst heute Morgen aus Newport gekommen. Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Bereitschaft mir zu helfen, aber ich möchte Ihre Arbeit so wenig wie möglich stören.“
    Limpes schaltete den Bildschirm ein, an dessen obere rechte Ecke jemand einen Marienkäfer aus Karton geklebt hatte, gab ein Passwort ein und rief mit Hilfe einer Maus die Internetseite von DATA TODAY auf.
    „Dann sind Sie ja früh aufgestanden. Hier auf der Internetseite können Sie sich erst einmal über uns informieren. Wir machen eigentlich nichts Besonderes, auch wenn wir einen ausgezeichneten Ruf in Fachkreisen haben. Sie müssen ja schon vor fünf Uhr aufgebrochen sein. Mit Fachkreise meine ich Leute, die Informationen über Personen suchen. Lebensläufe. In der Regel gerade gestorbene Personen. Für Nachrufe. Deshalb nennen wir unsere Datensammlung die Katakombe. Etwas respektlos gegenüber den noch Lebenden, nicht wahr? Wir bezeichnen sie hier manchmal als Zukunftsleichen. Auf Eis. Nur für den Fall, dass Sie das mal hören. In Krankenhäusern wird auch oft über Patienten gelästert. Suchen Sie eine Person? Das hätten Sie auch von Newport oder von ihrer Universität aus tun können. Den Käfer hat Sarah angebracht. Sie hat Urlaub. Stört er Sie? Sie können ihn wegnehmen. Das war vor 4 Uhr heute Morgen, schätze ich, oder?“
    Alice wusste nicht, worauf sie antworten sollte, und sie überlegte, ob sie überhaupt auf seine Fragen oder wirren Bemerkungen eingehen sollte. Sie entschied sich dagegen.
    „Danke, Mr. Limpes. Ich richte mich hier kurz ein, dann prüfe ich mal, wie weit ich mit dem normalen Internetzugang von DATA TODAY komme. Ich werde dann sicherlich meine Fragen besser präzisieren können, die ich Ihnen später vorlegen werde.“ Bei diesen Worten holte sie ihr Notebook aus der Rucksacktasche, schob Sarahs Tastatur und Maus samt Unterlage etwas nach links und legte es rechts daneben auf den Tisch.
    Limpes war offensichtlich von ihrem entschlossenen Auftreten beeindruckt, jedenfalls so weit, dass er aufstand und mit den ungewöhnlich knappen Worten: „Okay, machen Sie das!“ in Richtung seines Arbeitsplatzes fortging. Der war nur drei Tische von ihrem entfernt.
    Alice wunderte sich darüber, dass weder Talburn noch Limpes sie

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