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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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gewonnen.“
    „Und was hast du gemacht?“
    „In der Schule waren die Toilettenabläufe öfter verstopft. Da kamen dann blau gekleidete Männer und stocherten in den Rohren herum. Das hat mich auf die Idee gebracht. Ich habe eine Rohrrobotersteuerung entwickelt. Zweiter Preis.“
    Sie kreuzten den East Drive auf dem Weg zum Konservatoriumssee. „Das ist ein weiteres künstliches Gewässer und eher ein Teich als ein See“, erklärte Talburn in Fremdenführermanier noch bevor sie ihn sehen konnten. „Nach den ursprünglichen Plänen sollte sich das geplante Gewächshaus für tropische Pflanzen darin spiegeln und einen wunderbaren Anblick bieten, aber mit dem Bau des Glashauses wurde es nichts. Statt dessen steht dort nun Kerbs Bootshaus, eine Art Museum, in dem man Modellschiffe besichtigen kann.“
    Der See war von einer kniehohen Natursteinmauer eingefasst, und ein breiter, befestigter Weg mit Sitzbänken führte ganz um ihn herum. An der gegenüberliegenden Seite sah Alice Kerbs Bootshaus mit seinem kupfergrünen Dach. Auf dem Wasser fuhren etliche bunte Modellsegel- und motorboote ihre ferngesteuerten Kurse. Kinder lenkten die Boote vom Ufer aus, saßen mit Konsolen auf der Mauer oder folgten ihren Modellen langsam auf dem Uferweg. Alice und Talburn setzten sich auf eine Bank und betrachteten das friedliche Bild.
    „Im Winter kann man auf dem See Schlittschuh laufen“, erklärte Talburn und schaute auf seine Uhr. „Die machen hier eigentlich gleich zu. Um 7 Uhr ist Feierabend. Morgen ist der See bis 10 Uhr abends geöffnet. Vielleicht haben sie ein Einsehen und lassen die Kids heute ein wenig länger spielen.“
    Alice wartete vergebens darauf, dass Talburn etwas über seine Modellbauerfahrungen sagen würde. Nach einer Weile fragte sie: „Hast du früher auch mit Modellbooten gespielt?“
    „Ja. Ich habe auch Boote gebaut. Habe sogar Preise dafür gewonnen. Ich ...“
    In diesem Moment kam ein ungefähr neun Jahre altes Mädchen auf sie zugelaufen und stellte sich vor Talburn auf. Sie sah aus wie ein indisches oder pakistanisches Kind. Sie hielt ihm eine Fernsteuerungskonsole hin, aus der eine zehn Zoll lange Antenne herausstand. Während die Kleine Alice aus kohlenschwarzen Augen unverwandt ansah, fragte sie Talburn: „Bob, kannst du mein Boot zurück steuern? Es kommt einfach nicht zurück.“
    Talburn nahm die Konsole und prüfte den Ladungsstand der Batterie. „Mal sehen, was ich machen kann. Wie heißt du?“
    „Naima“, antwortete das Mädchen und sah weiter Alice an.
    „Welches ist denn dein Boot, Naima?“, fragte Talburn.
    Selbst jetzt ließ die Kleine keinen Blick von Alice, reckte ihren rechten Arm nach hinten und sagte: „Sechsunddreißig, USA. MARY.“
    „Also ein Segelboot. Mal sehen, ob ich es finde. Das ist übrigens Ann-Louise.“
    „Ist Ann-Louise deine Frau?“ Zum ersten Mal schaute Naima Talburn an.
    „Nein, Naima, ich bin eine Freundin von Bob.“ Alice spähte nun wie Talburn nach Naimas Boot mit der Zahl 36 im Segel. Sie entdeckten es gleichzeitig etwa fünfzehn Meter links von ihnen und acht Meter vom Beckenrand entfernt.
    „Wenn du diese Störungsmeldung siehst, Naima“, sagte Talburn und wies auf die unterste Zeile der Anzeige auf der Konsole, dann drückst du am besten auf diese Taste hier, die Reset-Taste.“ Er gab ihr die Konsole zurück. „Mach das mal!“
    Naima nahm die Konsole, drehte sich um zum See und drückte die Reset-Taste. Dann versuchte sie, das Ruder mit dem Joystick zu bewegen, und wartete auf eine Reaktion des Bootes. Es tat sich aber nur sehr wenig, die MARY rührte sich kaum von der Stelle.
    „Ich glaube das Ruder ist wieder in Ordnung, Naima“, sagte Talburn. „Es ist nur fast überhaupt kein Wind, eine Flaute. Da kann man ein Segelboot nicht steuern. Ich zeige dir mal einen Trick, wie du da wieder herauskommst. Darf ich die Konsole noch einmal haben?“
    Talburn nahm die Konsole und zeigte dem Mädchen, wie man zuerst beide Segel auffiert und dann das Boot durch schnelles Bewegen des Ruders zwischen der Mittellage und der Hart-Steuerbord-Lage drehen kann. „Wenn die MARY dann den Kurs erreicht hat, den du steuern möchtest, so wie jetzt zum Beispiel zurück zum Beckenrand, dann holst du die Segel wieder dicht und bewegst das Ruder mit dem Joystick ganz schnell zwischen hart steuerbord, das ist rechts, und hart backbord, also ganz links, hin und her.“ Er machte es ein paar Mal vor, und während das Boot schon langsam Fahrt in Richtung

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