Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
Vom Netzwerk:
Ablauf des Abends und der Nacht. Konnte sie an den Stick gelangen, während sie Wein tranken? Ohne direkt an einen One-Night-Stand mit Talburn zu denken, eigentlich in dem Bemühen, nicht daran zu denken, kamen ihr Radványis Worte in den Sinn: Sie schaffen es drei Mal nacheinander. Maximal. Dann schlafen sie ein. Tief und fest.
    Die Radványi hatte dazu eine Prozentzahl genannt, die Alice vergessen hatte. Aber es war eine hohe Zahl. Oliver, ihr einziger bisheriger Partner über einen nennenswerten Zeitraum, war immer schon nach zwei Höhepunkten eingeschlafen. Oder waren es ganz am Anfang drei?
    Die jungen Frauen liebten Natália Radványi dafür, dass sie heikle Dinge offen ansprach. Und Radványi konnte mit Zahlen belegen, wie häufig Agentinnen in unangenehme Situationen mit sexuellem Zusammenhang gerieten. Oder sie selbst herbeiführten. Viel zu häufig, als dass man darüber nicht sprechen sollte. Einmal hatte sie einen künstlichen Penis mit in den Unterricht gebracht. Er war auf einer hölzernen Grundplatte montiert und ragte senkrecht nach oben.
    „Das ist der Durchschnitt, Mädels. Keine überzogenen Hoffnungen, bitte! Leider gibt es auch kürzere und dünnere. Aber an diesem Exemplar werden wir üben.“
    Den anderen war es zweifellos ergangen wie Alice. Sie befürchteten, dass die Radványi jetzt übertrieb, und nahmen bereits abwehrende Haltung ein. Aber darum ging es gerade, um Abwehr und aktive Verteidigung. Sie sollten üben, einen steifen Penis zu brechen. Originalton Radványi: „Es tut weh wie die Hölle, und neunundneunzig Prozent der Kerle sind danach total kampfunfähig.“
    Im Selbstverteidigungsunterricht hatten sie bereits gelernt, wie sie Männern in den Schritt treten mussten, um sie auszuschalten. Weil die Trainer Polster trugen, war die Wirkung nicht zu erkennen. Deshalb hatte man ihnen Clips gezeigt, in denen es real zuging. Aber die meisten von ihnen hatten schon Erfahrungen mit Vätern, Brüdern oder Freunden gemacht, die versehentlich Schläge oder Ballwürfe auf die Hoden erhalten hatten.
    Das Brechen eines Penis erforderte viel mehr Kraft, als die Frauen gedacht hatten. Die Radványi zeigte den besten Ansatz, und vor allem die erfolgversprechendste Richtung. Sie sollten nur eine Hand dafür nehmen. Und Radványi schmierte vor jedem Versuch neue Seife über das gute Stück, nachdem sie es mit speziellen Griffen wieder aufgerichtet hatte. Alice erinnerte sich genau, wie sehr sie sich darüber gewundert hatte, welche obskuren Objekte die NSA für Unterrichtszwecke vorhielt, und wie sie wohl in der Buchhaltung deklariert würden. Egal was kommt, dachte sie, ich werde nichts zerbrechen.
    „Und wie war das mit dem Draußen-Sitzen gemeint? Hast du ein Penthouse?“
    „Nein. Du wirst es gleich sehen. Es ist ein langer Balkon.“
     
     
    * * *
     
     
    Die Hauseingangstür war verschlossen. Durch das Glas konnte Alice den Concierge, einen Schwarzen in grauer Uniform und mit einer Uniformmütze, hinter seinem Tresen sehen. Er hatte sie auch bemerkt und Talburn erkannt. Er betätigte den Türöffner, ohne die Gegensprechanlage zu benutzen.
    „Das ist Miss Norwood, Timothy“, rief Talburn ihm zu. Während der noch die Augenbrauen verständnisvoll hob und freundlich nickte, ergänzte Talburn: „Sie können sie immer hereinkommen und nach oben fahren lassen.“
    Bevor sie reagieren konnte, hatte Talburn sie schon in den Fahrstuhl bugsiert und auf den Knopf für das zweithöchste Stockwerk gedrückt. Sie sah den wissenden Ausdruck auf Timothys Gesicht, als die Fahrstuhltür sich schloss, und wandte sich Talburn empört zu. Sie hob die Fäuste, um ihm ein paar freundliche Schläge zu versetzen, aber er ergriff ihre Handgelenke, drückte ihre Arme zur Seite, beugte sich vor und küsste sie.
    „Fahrstuhl“, sagte er dann, als ob sie eine Vereinbarung über das Küssen in Fahrstühlen getroffen hätten.
    „Ich habe sein Gesicht gesehen“, sagte sie Atem holend. „Du kommst jeden Tag mit einer anderen her!“
    „Stimmt. Deshalb hat Timothy dich auch fotografiert. Er kommt sonst völlig durcheinander.“
    „Er hat mich fotografiert?“
    „Aber sicher, Ann-Louise. Jeder, der durch die Tür kommt, oder durch die von der Garage, wird fotografiert. Die Conciergen löschen die Fotos später. Ich weiß nicht nach welcher Zeit. Aber genug Zeit, um sich die Gesichter der schönsten Besucherinnen gut zu merken. Oben im Flur werden wir sogar gefilmt.“
    Alice lehnte sich etwas näher und legte

Weitere Kostenlose Bücher