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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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vor das Tableau, so dass sie nicht sehen konnte, in welches Stockwerk sie fuhren.
    „Geht es wirklich um Abkühlung?“, fragte sie und verfluchte sich sofort innerlich wegen des Hintergedankens, den er in der Frage vermuten musste.
    „Abkühlung“, antwortete er ganz entspannt und lächelte. Dann zog er seine Schuhe und Socken aus.
    Als die Fahrstuhltüren sich öffneten, erblickte sie den blauen Himmel und eine große, mit weißen Steinplatten belegte Dachterrasse, an deren einer Seite ein blau gekachelter Pool zum Schwimmen einlud. Zwei Kinder und eine Frau mit Badekappe veranstalteten eine Spritzschlacht im flachen Teil des Beckens. Am Rand des Pools gab es Liegen, und an der gegenüber liegenden Seite eine Bar. Windlichter waren wie zufällig auf den Steinplatten aufgestellt, aber die Kerzen darin waren zu dieser Tageszeit natürlich noch nicht angezündet. An der linken Längsseite begrenzte eine mannshohe, weiß verputzte Mauer die Terrasse. Davor standen einige große Pflanzenkübel, und zwischen ihnen runde Korbstühle mit dicken Polstern für zwei Personen, die mit ihren Schutz bietenden, oben spitz zusammenlaufenden Seiten an afrikanische Hütten erinnerten.
    Alice streifte ihre Schuhe ab und nahm sie in die Hand, während Talburn ihre andere Hand ergriff und sie zu einem der Körbe führte. Sie hatten es sich kaum auf den Polstern bequem gemacht, als ein schwarzer Kellner herantrat und ein Tischchen mit zwei Speisekarten vor dem Korbstuhl aufstellte. Er schaute Talburn mit verschmitztem Lächeln an, fasste in seine Jackentasche und holte zwei Schlüssel hervor, die wie Zimmerschlüssel in alten Hotels Ringe mit Nummernschildchen hatten. Nacheinander legte er sie auf den kleinen Tisch.
    „Für die Lady Nummer neun, und für den Herrn Nummer zwölf. Wollen Sie gleich etwas bestellen, Sir?“
    „Nein, Bertrand, das machen wir nachher. Wir wollen uns erst abkühlen und dann in der Sonne sein, solange sie noch scheint.“ Talburn nahm die Schlüssel und zog Alice aus dem Korb. Dann zeigte er ihr die Umkleidekabinen und ignorierte dabei hartnäckig ihre Proteste, dass sie kein Badezeug dabei habe.
    In Kabine Neun fand Alice einen einteiligen Badeanzug mit Trägern und ein riesiges, weiches Badetuch. Der Einteiler war dunkelblau und passte genau.
    „Woher haben die meine Größe? Wie hast du sie ihnen gegeben?“ fragte sie Talburn, der am Beckenrand auf sie gewartet hatte und nun ihren Arm an der Hand nach oben zog, sie darunter um ihre Achse drehte und dabei kritisch betrachtete.
    „Es ist Stretchstoff. Passt immer, Ann-Louise. Würde auch mir passen.“
    „Erzähle mir nichts! Was hast du gesagt?“
    „Sie wollten deine Kleidergröße haben. Davon habe ich keine Ahnung. Deshalb habe ich gesagt, dass ich mit Gisele Bündchen komme, und ob das genügen würde. Es hat genügt.“ Mit diesen Worten schubste er sie ins Wasser und sprang hinterher.
    Sie verbrachten eine gute Stunde auf dem Dach, räkelten sich auf den Liegestühlen und nippten an köstlichen Mixgetränken, die ihnen Bertrand servierte. Talburn vermied Fragen über Ann-Louises Privatleben. Alice überlegte, ob es klug und unter den gegebenen Umständen auch unverdächtig war, ebenfalls auf entsprechende Fragen an Talburn zu verzichten. Dass sie bereits so viel über ihn wusste, konnte er kaum ahnen. Umgekehrt musste ihm klar sein, dass sie mit Sicherheit davon ausging, dass er sich über sie informiert hatte.
    Als sie sich am Ende ihres Badeausflugs in der Kabine umzog, schaltete Alice ihr Smartphone ein. Sie hatte es ausgeschaltet, um es nicht in Talburns Gegenwart zeigen zu müssen, wenn ein Anruf kam. Das hätte zu kritischen Fragen führen können, falls er sie später mit ihrem kleinen Spezialhandy sehen würde. Eine SMS von Ohanian war eingegangen: Dringend! Bitte um sofortigen Rückruf.
    Sie stellte die Verbindung her. Ohanian verlor keine Zeit mit Einleitungen: „Miss Norwood! Hier ist eine Nachricht für Sie mit doppelter Dringlichkeit. Von siebzehn Uhr vierzig. Brechen Sie die Arbeit ab und kommen Sie sofort zurück! Tessenberg. Haben Sie verstanden?“
    „Ja, aber ...“
    „Ich habe Sie im Büro zu erreichen versucht, weil Sie Ihr Telefon abgeschaltet hatten. Ein Vollidiot namens Limpes brauchte zehn Minuten, um mir in schwachsinnig verklausulierten Sätzen zu sagen, dass Sie schon gegangen waren. Ich werde jetzt zurückmelden, dass Sie die Nachricht erhalten haben.“ Ohanian legte auf. Alice schaltete ihr Smartphone wieder

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