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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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Ufer aufnahm, gab er Naima die Konsole zurück.“
    Naima probierte es, und das Boot fuhr nun bereits mit einer kleinen Bugwelle in Richtung Beckenrand. Sie drehte sich noch einmal um, schaute Alice für einen Moment an und sagte: „Du bist schön“, und rannte dann zu der Stelle am Rand, auf die die MARY zusteuerte.
    „Bob ist also bekannt hier“, stellte Alice lakonisch fest. Sie versuchte, eine Diskussion über das Fortbewegen von Segelyachten in einer Flaute zu vermeiden. Warum die Schoten anfangs lose sein sollten, war ihr nicht ganz klar. Im Kompendium hatte sie nichts darüber gelesen. Das musste sie Ann-Louise fragen, falls es überhaupt Parallelen zwischen dem Modellbootsegeln und der Yachtsegelei gab.
    „Ein paar Kinder kennen mich, weil ich manchmal ihre Fernsteuerungen prüfe oder repariere. Aber es kommen auch viele neu hierher, deshalb ist mein Bekanntheitsgrad wohl eher gering“, antwortete Talburn und stand auf. „Komm! Lass uns etwas essen gehen! Du musst doch auch langsam hungrig sein.“
    Sie war froh, dass er nicht weiter über Boote oder das Segeln sprach. „Ja, wohin gehen wir?“
    „Nur zurück über die Straße zu dem See, an dem wir vorhin schon waren.“
    Talburn führte sie in das Restaurant im Loeb Bootshaus. Es war gut besetzt, aber Talburn sprach mit einem der Kellner, der sie zu einem reservierten Tisch auf der überdachten Veranda direkt am See begleitete. Von hier konnten sie in der Ferne die Bethesda-Terrassen mit dem Engelsdenkmal sehen. Einige wenige Paare und Väter mit ihren Kindern ruderten noch in Booten und Gondeln über den See, bevor der Verleihbetrieb mit Ende der Abenddämmerung eingestellt wurde, und ab und zu konnten sie Rufe und Gekreisch der Kinder hören.
    Ein älterer Kellner kam heran, sprach Talburn mit Namen an und hieß Alice herzlich willkommen. Er schenkte ihnen Prosecco zur Begrüßung ein und gab ihnen Speisekarten, Talburn dazu auch eine Weinkarte.
    „Man kennt sich im Park“, sagte Alice beiläufig.
    „Er hat ein gutes Namensgedächtnis“, versuchte Talburn abzuwiegeln. „Außerdem habe ich vorhin meinen Namen bei der Reservierung angegeben.“
    Es wurde ein sehr romantisches Dinner im Kerzenschein. Schnell hatte sich Dunkelheit über den See gelegt, während in den fernen Häusern an der Westseite des Parks hinter mehr und mehr Fenstern die Lichter angingen. Immer wieder kamen Enten und Schwäne geschwommen in der Hoffnung, kleine Bissen von den Gästen zu bekommen.
    Sie sprachen nicht viel, schauten sich aber immer wieder an. Alice wünschte, sie wäre nicht im Auftrag der NSA hier. Den sie wohl ohnehin nicht erfüllen würde. Der Rückruf auf dem Pooldeck war sicherlich schon eine Reaktion auf ihr Scheitern. Dass er von Tessenberg und nicht vom Team kam, war beunruhigend.
    „Du siehst nicht so aus, als würdest du das nur genießen. Bedrückt dich irgendetwas, Ann-Louise?“
    „Nein, nein. Ich bin ein wenig überwältigt, aber ganz okay. Der Fahrstuhl, weißt du. Das alles kam sehr plötzlich.“
    „Mir geht es auch so.“ Er machte eine kurze Pause und wurde tatsächlich etwas rot. „Lass uns zu mir gehen. Wir können draußen sitzen. Kaffee oder Wein, wie du willst.“
    Alice war zu verblüfft, um gleich zu antworten. Talburn bemerkte das, hob beide Hände und rief: „Überfall!“
    Beide mussten lachen.
     
     
    * * *
     
     
    Es war immer noch sehr warm. Sie liefen zurück zum Konservatoriumssee und zur Traverse Road, die den Park in Ost-West-Richtung durchschneidet. Nach ein paar Schritten gelangten sie zur Fünften Avenue. Talburn bemühte sich nicht um ein Taxi.
    „Wohnst du tatsächlich hier in der Upper Eastside, Bob?“
    „Ja. Die Traverse Road geht hier geradewegs in die Straße über, in der ich wohne, die 72. Straße an der Ostseite. Ich laufe in zweiundzwanzig Minuten von meiner Wohnung zum Büro.“
    Sie war versucht, eine Bemerkung über die vermuteten Mietkosten zu machen, hielt sich dann schnell zurück. Das könnte ihn veranlassen, auf ihren häuslichen und familiären Hintergrund zu sprechen zu kommen. Er war schließlich Geschäftsführer bei TODAY, hatte keine Familie, und verdiente eine Menge Geld.
    „Du scheinst dich ja nur zu Fuß beziehungsweise joggend zu bewegen. Hast du kein Auto?“
    „Hier in New York? Das kann man nicht bezahlen. Ich nehme Taxis in der Stadt, und miete einen Wagen, wenn ich nicht mit Bahn oder Flugzeug schneller bin.“
    Alices Kopf war voll mit Vorstellungen über den möglichen

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