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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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Wasser, trocknete sich ab und betrachtete sich dabei im Spiegel. Sie fand, dass sie müde aussah, und sie erschrak etwas über den deutlichen Abdruck ihrer Brustwarzen im Kleid. Während sie ihre Haare auflockerte, rang sie mit sich und der Frage, ob sie ihre Unterwäsche wieder anziehen sollte. Es ist ja noch sehr warm, war ihre Entscheidung, und außerdem ziehe ich jetzt meine Strickjacke an. Ihr war klar, dass in ihrem Unterbewusstsein ganz andere Entscheidungen fielen.
     
     
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    Er hob den Kopf und sah sie prüfend an. Seine Haare standen ihm wie beim Struwwelpeter vom Kopf. Selbst so sieht er noch toll aus, dachte sie. Sie blinzelte, sagte nichts und reckte sich wohlig. Er schob die Bettdecke zurück und rollte sie auf den Rücken. Er kniete sich neben sie, beugte sich herab und setzte eine Serie kleiner Küsse in einer Reihe von ihrem Knie bis zur Brust. Linke Seite. Sie stöhnte ganz leise. Er verstand und wiederholte das Ganze auf der rechten Seite, führte die Serie hier aber fort mit Küssen auf Schulter, Hals, Kinn und schließlich auf den Mund.
    Hat sich Miss Prozent geirrt, dachte Alice, oder war das mit dem festen und tiefen Schlaf eine Zeitfrage? Bob schien von allem Möglichen übermannt zu sein, nur nicht von Müdigkeit.
    „Du bist schön“, flüsterte er ihr ins Ohr und begann sie zu streicheln.
    „Für Mädchen mit schwarzem Haar und schwarzen Augen sind alle Mädchen mit grauen Augen und blondem Haar schön“, gab sie zu bedenken. Statt einer Antwort fing er an, ganz sanft mit einem Finger auf ihrer Haut zu schreiben. Wieder begann er an den Oberschenkeln. Es kitzelte, nicht nur wo er schrieb, und sie flüsterte leise immer wieder „Bob! Bob!“ Nur ganz unterschwellig verfolgte sie, was er schrieb: Liebste Ann-Louise .
    Auf dem rechten Schenkel dasselbe noch einmal, aber hier reichte das e in Louises Namen sehr weit nach innen, und es endete dort, wo er nicht weiterschreiben konnte. Alice hielt die Luft an, bewegte ihre Lippen aber weiter.
    Die Fortsetzung begann mittig, sehr tief unter dem Nabel. Mein Simnatamse . Simestenna ? Meine Simlatonna ? Sie schaute ihn fragend an. Er wischte das Geschriebene zärtlich mit der Hand fort wie Kreideschrift von einer Tafel. Wie ein Kind mit schlechter Handschrift. Oder wie ein Mann, der sehr intime Worte nicht auszusprechen wagt, aber dem Impuls nicht widerstehen kann, sie zu schreiben, und der sich gleichzeitig schämt, dass sie gelesen werden?
    Sie streichelte die Oberseite seines Schenkels. Vom Knie zum Bauch. Hinüber zum anderen Schenkel. Streicheln vom Bauch zum Knie. Das Ganze rückwärts. Zweimal federnder Widerstand im Handteller. Kein Interpretationsproblem. Diesmal glitt er sehr sanft in sie hinein.
     
     
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    Alice hatte sich nach der letzten Umarmung auf die Seite des Bettes gerollt, an der Talburns Kleider auf dem Boden lagen. Sie wartete nicht lange. Sie verließ sich auf die Radványi. Der Lichtsaum Manhattans genügte, seine Hose zu finden und die Dose in der Tasche zu ertasten. Sie hatte am Abend bei passenden Gelegenheiten anscheinend unabsichtlich gegen die Hosentasche geschlagen und dabei herausgefunden, dass der Stick nicht in der Dose klapperte. Nun hoffte sie, dass die Schachtel sich auch geräuschlos öffnen ließ. Talburn lieferte leider keinerlei Schnarchlaute, die die Aufgabe erleichtert hätten. Und der dünne Stoff der Hosentasche trug nur wenig zur Geräuschdämmung bei. Vorsichtig drehte sie den Deckel ab, entnahm den Stick und ließ Dose und Deckel in der Tasche. Natürlich hörte sie etwas dabei, mit all ihren Sinnen auf das Äußerste angespannt, aber Talburns Schlaf wurde dadurch nicht gestört. Sie unterdrückte ein lautes Ausatmen der Erleichterung. Es würde ganz natürlich sein, wenn sie ins Bad ging, um Bidet und Toilette zu benutzen. Die Kopierzeit lag sehr beruhigend innerhalb der Zeitspanne, die eine Frau unter den gegebenen Umständen im Bad verbrachte.
    Die Übertragung war längst abgebrochen, als sie sich gewaschen hatte. Beruhigend. Sie drückte die Auflegetaste und verstaute das Handy tief in der Rucksacktasche. Dann trocknete sich ab. In der Rucksacktasche fand sie kein geeignetes Stück Papier für eine Mitteilung. Sie erwog die Möglichkeiten SMS und Mail, aber sie fühlte, dass das ganz falsch wäre. Sie spürte ihren Herzschlag. Mit dem Lippenstift schrieb sie auf den Spiegel über den beiden Waschbecken: Bob, Love! Es war wunderbar. Wir werden es für uns behalten. Ich

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