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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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angestrichen und eiskalt unter ihren Händen.
    Das Quietschen der Tür übertönte die weiße Machtmusik und ließ die junge Frau im Zimmer mitten in einer Bewegung erstarren. Annika trat ein und begegnete ihrem Blick, schwarz wie die Nacht, der Körper in Rückzugshaltung eingefroren.
    »Darf ich reinkommen?«, schrie Annika, um die Musik zu übertönen.
    Hannah Persson erwachte zum Leben, fuhr herum und stellte die Stereoanlage ab.
    »Was willst du?«, fragte sie mit dem Raubtierblick. Sie hatte geweint, das Weiße im Auge glänzte, die Augenlider waren geschwollen.
    »Nur reden«, sagte Annika.
    »Worüber?«
    Die Feindseligkeit wirkte zu gezwungen, um echt zu sein.
    Annika trat in das Zimmer und sah sich um. Zugenagelte Fenster, rassistische Propagandaplakate an den Wänden.
    »Alles mögliche«, meinte sie. »Über dich, warum du Neonazi bist, wie das war, festgenommen zu werden, was auf Yxtaholm passiert ist.«
    »Und warum sollte ich dir das erzählen?«
    Annika stellte sich vor Hannah Persson und sah ihr in die Augen. Vielleicht hatte das Mädchen auch getrunken.
    »Du hattest doch ein paar Fragen an mich«, sagte Annika ruhig. »Willst du immer noch eine Antwort darauf haben?«
    Der Blick des Mädchens flackerte, sie wich ein paar Schritte zurück.
    »Wieso?«
    Annika wandte den Blick von ihr und ging zu einem Buchregal mit ein paar dünnen Bänden. Sie nahm »Das Schicksal der Engel« heraus. Der Rückseitentext stellte unfassbare Fragen: Hat eine Rasse, hat das Volk der Nordleute das Recht zu existieren, das Recht zu leben?
    Haben sie das Recht auf die Bedingungen, die für ihre Existenz notwendig sind?
    »Hast du das gelesen?«, fragte Annika und hielt das Buch hoch. Als sie keine Antwort bekam, nahm sie das nächste.
    »Der Vertrag der Rassen«, vom selben Autor, das Buch enthielt angeblich einen Aufruf für die Rechte der Rassen, ihre Bewahrung und Unabhängigkeit.
    »Das ist ein zutiefst philosophisches Buch«, sagte Hannah Persson.
    »In welcher Hinsicht?«, fragte Annika.
    »Es erläutert, was passiert, wenn man eine Rasse Bedingungen unterwirft, die nur dazu führen können, dass sie nach und nach zugrunde geht.«
    In das Gesicht des Mädchens war Leben gekommen, zwei rote Flecken hatten sich auf ihren Wangen gebildet. Sie wandte sich Annika zu, trotz ihrer Trunkenheit ganz klar.
    »Und zu welchem Schluss kommt es?«
    »Dass wir uns vor der Verantwortung, wählen zu müssen, nicht drücken können. Haben wir Völker des Nordens das Recht, uns unseres einzigartigen rassischen Auftrags bewusst zu werden? Haben wir das Recht, uns der körperlichen und geistigen Schönheit bewusst zu werden, die für immer verloren wäre, wenn wir der Bedingungen beraubt würden, die für unser Fortbestehen erforderlich sind?«
    Annika schreckte vor diesem radikalen Rassismus zurück, und seine Muffigkeit schlug ihr wie schlechter Atem ins Gesicht.
    »Ich nehme mal an, das Buch antwortet darauf mit ja«, sagte sie. Die Neonazifrau lächelte, jetzt war sie wieder das Raubtier. Sie durchschaute Annikas erschrockene Reaktion.
    »Und das mitten in einer Kultur und einer dominanten Morallehre, die nein dazu sagt«, erwiderte sie, ging auf Annika zu und nahm ihr das Buch aus der Hand.
    »Aber hast du nicht mal darüber nachgedacht, warum die Gesellschaft und der Autor unterschiedliche Antworten auf diese Fragen haben?«
    Hannah Persson blätterte nachdenklich und ehrfürchtig in dem Buch, immer noch ein angestrengtes Lächeln auf den Lippen. Sie entschied sich dafür, als Antwort auswendig aus dem Buch zu zitieren:
    »Aus vielen unglücklichen Gründen heraus, aus Altruismus und selbstaufopfernder Großzügigkeit bis hin zu einer gefährlichen Objektivität, die den nicht vorrangigen Interessen anderer mehr Bedeutung zumisst als den vitalen Interessen der eigenen Volksgruppe, wirft das Volk der Nordleute buchstäblich seinen eigenen Reichtum weg: seine Kultur und Zivilisation, seinen materiellen Wohlstand und vor allem den natürlichen Reichtum der physischen und seelischen, ästhetischen und geistigen Einzigartigkeit seiner Rasse.«
    Sie schlug das Buch zu und sah Annika an.
    »Diese Fragen zu diskutieren wird als unmoralisch betrachtet«, sagte sie, da war wieder das Raubtier. »Und die Nordeuropäer, die es versuchen, werden niedergeschrien und als böse verleumdet. Das mediale, politische und kulturelle Establishment im ganzen Norden arbeitet aktiv gegen die vitalen Interessen des nordischen Volkes. Jede Menge unwissender

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