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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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vorhandenen Material zu finden war, doch eine Festnahme oder Anklage stand nicht unmittelbar bevor. Das Schweigen der Polizei hatte seine Ursache nicht darin, dass nichts geschah, betonte der Professor, im Gegenteil. Bei dieser Sorte Ermittlungen arbeitete die Zeit stets gegen die Polizei, und deshalb wurden die Kräfte im Polizeipräsidium immer stärker gebündelt. Der Verteidiger erklärte, wie wichtig die Kleinarbeit war, ehe man überhaupt an eine Festnahme denken konnte. Wenn es nicht zu einem Geständnis kam, würde es eine Anklage geben, die auf einer Indizienkette aus Zeugenaussagen aufbaute, deren Glaubwürdigkeit durch technische Beweise untermauert sein würde.
    Der Redaktionschef seufzte. Irgendetwas in den einigermaßen vagen Ausführungen sagte ihm, dass man von einer Auflösung des Verbrechens weiter entfernt war, als man zugeben wollte.
    Die nächste Seite wurde von der Konsumentengeschichte mit den Medikamenten dominiert. Es war ein aufwändig gemachter Teil, mit ausführlichen Diagrammen und einem guten Fallbeispiel von einer jungen Mutter, die an einer rezeptfreien Kopfschmerztablette gestorben war. Die Schlagzeile auf der Innenseite war provokant: »Die tödlichen Schmerztabletten«. Das konnte man sogar zur Werbemelodie des Mittels singen. Schyman lächelte und bemerkte Torstensson erst, als der an die Glastür klopfte.
    »Das Fernsehen ist jetzt da«, sagte der Chefredakteur. Die frühe Stunde ließ ihn ein wenig trübe schauen.
    Anders Schyman zwang sich einen neutralen Gesichtsausdruck auf, als er von der Zeitung hochsah.
    »Jetzt schon? Sollten die nicht um acht kommen?«
    Torstensson strich sich über sein glatt rasiertes Kinn und rückte den Schlips zurecht.
    »Sie sind dabei, in meinem Zimmer Kameras aufzustellen.«
    »Haben sie denn gesagt, worum es geht?«
    Der Chefredakteur trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Nein«, sagte er, »und ich möchte die Sache jetzt schnell über die Bühne bringen. Ich habe nämlich eigentlich Urlaub.«
    »Ja, aber die wollten schließlich Sie treffen«, erwiderte Schyman und spürte Unbehagen. »Warum soll ich denn dabeisitzen?«
    »Also, wenn es hier um Kritik wegen Ihrer herausgeberischen Beschlüsse geht, dann möchte ich nicht für Ihre Fehler den Kopf hinhalten müssen«, sagte Torstensson kurz angebunden. »Das müssen Sie schon selbst verantworten.«
    Dann machte er kehrt und durchquerte die Redaktion. Die allzu breiten Schultern des Jacketts hüpften wie Bojen auf einem See.
    Es geht aber überhaupt nicht um herausgeberische Beschlüsse, dachte Anders Schyman, strich sich über die Stirn, schob den Stuhl unter den Schreibtisch und sah sich noch einmal um.
    Er ließ die Tür hinter sich offen.
    Thomas hielt sich am Türrahmen fest, die ganze Küche schwankte.
    »Gibt’s Kaffee?«
    »In der Maschine«, antwortete Annika neutral und schaute nicht von der Zeitung auf. In der einen Hand hatte sie einen Löffel, in der anderen eine Serviette. Die Kinder saßen zu beiden Seiten von ihr, Kalle aß ein Käsebrot, Ellen hatte einen Löffel in der Hand und im ganzen Gesicht Joghurt.
    Plötzlich wurde ihm klar, dass sie immer so dasaß, wenn er aufstand. Die Kinder waren angezogen und frühstückten, der Kaffee war fertig, und sie hatte die Zeitung vor sich.
    Er stolperte zum Schrank, holte sich eine Tasse und merkte, dass seine Hände zitterten.
    Er war es einfach nicht gewohnt, unter der Woche Alkohol zu trinken.
    »Wann bist du gestern nach Hause gekommen?«, fragte sie, immer noch ohne aufzusehen.
    »Spät«, sagte er und goss sich Kaffee ein.
    »Wo warst du?«
    Jetzt sah sie auf, und ihr Blick war abgrundtief vor Trauer, Wut und Enttäuschung.
    Er leckte einen kaum benutzten Löffel ab und rührte den Kaffee um.
    »In einer Kneipe in der Nähe.«
    Sie nickte und sah wieder in ihre Zeitung.
    »Es tut mir Leid«, sagte er.
    »Kannst du dich nicht hinsetzen?«, fragte sie und sah auf den Platz ihr gegenüber.
    »Mama, ich bin fertig«, sagte Kalle rechts von ihr.
    Ellen warf ihren Löffel weg.
    »Okay«, sagte sie, »dann wisch dir mal den Mund ab und putz dir die Zähne.«
    In einer routinierten Bewegung hob sie das Mädchen aus dem Stuhl, wischte ihm Hände und Gesicht ab und setzte es neben sich auf den Fußboden. Ellen machte sich sofort auf, ihrem großen Bruder zu folgen, in der speziellen Krabbeltechnik, die sie entwickelt hatte, das eine Bein untergeschoben.
    »Jetzt wird sie bald laufen«, sagte Thomas, ganz der stolze Vater, und setzte

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