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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Fähre ab.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und bauten eine Brücke aus Wärme und Gemeinschaft über das Meer.
    »Weißt du, was aus den Zahlungen werden wird?«, fragte Michelle Carlssons Mutter schließlich.
    »Die wirst du nicht mehr brauchen«, sagte Bambi. »Es gibt kein Testament. Du erbst alles. Die Wohnung, die Firma mit allen Rechten, alle Möbel und allen Schmuck. Du bist ihre einzige Erbin.«
    Die Mutter klang sehr müde, als sie antwortete.
    »Das hätte Michelle nicht gewollt«, sagte sie. »Ich habe es nicht verdient.«
    »Doch, doch«, sagte Bambi mit Nachdruck und zog ihr Schauspielerregister. »Michelle wollte, dass es dir gut geht, das weißt du doch. Sonst hätte sie nie mit den Zahlungen angefangen. Sie wollte, dass du versorgt bist. Die Zahlungen waren nur deshalb in Monate eingeteilt, damit du nicht alles auf einmal ausgibst. Du weißt doch, wie das damals war.«
    »Du sollst auch deinen Teil bekommen«, bestimmte Alide Carlsson.
    Bambi Rosenberg spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie war froh, dass niemand sie sah.
    »Ich habe noch nicht einmal das geliehene Geld für meinen neue Busen zurückgezahlt«, sagte sie. »Ich kann wirklich nichts verlangen.«
    »Du hast getan, was ich hätte tun sollen«, sagte die Mutter.
    »Ich werde dafür sorgen, dass du deinen Teil bekommst.
    Verlass dich auf mich.«
    Bei diesen Worten hatte Bambi Rosenberg das schwindelerregende Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben, und musste wieder weinen.
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Sie kannte all die Versprechen so gut und auch das Gefühl der Verlassenheit, das danach kam. »Du bist nicht meine Mutter, Alide, du musst nichts für mich tun. Aber ruf mich an, wenn du kommst, dann sehen wir uns.«
    Als sie den Hörer aufgelegt hatte, sank Bambi Rosenberg auf den Fußboden, rollte sich zusammen und schlief ein.
    Mehmed hatte Torstensson auf seinen Geschäftsführersessel platziert, mit dem Gemälde von Anders Zorn im Hintergrund.
    Schyman stellte sich in die Tür und betrachtete die Szene und versuchte, an der Ausrüstung den Stellenwert der Aufnahme abzulesen. Er ließ seinen Blick ruhig über die Leute schweifen, die mit Kabeln, Schnüren, Kopfhörern, Mikrofonen und den Blättern für den Weißabgleich beschäftigt waren. Zwei Kameraleute, ein Tontechniker und der Moderator. Ein großer Aufwand.
    Die eine Kamera war auf den Chefredakteur gerichtet, die andere war beweglich und sollte Mehmed im Zentrum haben.
    Man nahm also an, dass Torstensson still sitzen würde, während der Moderator sich im Raum bewegen konnte. Gut.
    Der Chefredakteur schwitzte bereits unter dem großen Scheinwerfer. Eigentlich war der kaum erforderlich, aber wenn man jemanden unter Druck setzen wollte, waren heiße Lampen nie schlecht. Torstensson wand sich in seinem Stuhl, strich sich unablässig übers Haar, stieß an das Mikro am Jackenaufschlag und räusperte sich.
    Schyman wusste schon, wie es ungefähr laufen würde.
    Mehmeds Problem war, dass er Torstensson dazu bringen musste zuzugeben, dass er die Aktien am 19. Juli, also einen Tag vor dem katastrophalen Halbjahresbericht von Global Future, verkauft hatte. Deshalb würde er wahrscheinlich zunächst auf etwas anderes abheben, etwas, das er bereits wusste, zum Beispiel, wann und wie die Insiderinformation Torstensson erreicht hatte. Das Datum für den Verkauf würde die ganze Zeit selbstverständlich sein, und wenn der Chefredakteur nicht aufpasste, dann würde er sich in einer Menge Ausreden verheddern.
    »Also, wenn es um herausgeberische Entscheidungen geht, dann bin ich keineswegs der Einzige, der …«, fing Torstensson an, aber niemand nahm Notiz von ihm.
    Anders Schyman sah, dass die Techniker fertig waren. Er zog die Tür hinter sich zu und stellte sich neben den einen Kameramann.
    »Gut«, sagte Mehmed Izol, »sollen wir loslegen?«
    Der Moderator setzte sich auf einen Stuhl mitten im Zimmer, so dass zwischen ihm und dem zu Interviewenden ungefähr ein Meter lag. Er schlug die Beine übereinander und legte die Hände locker aufs Knie.
    Er ist unglaublich gut, fuhr es Schyman durch den Kopf.
    »Herr Torstensson«, sagte Mehmed, »welche Einstellung hat das
Abendblatt
zu Wirtschaftskriminalität?«
    Torstensson setzte sich in seinem Sessel zurecht und räusperte sich. In dem kleinen Monitor zu Füßen des Kameramannes sah Schyman, dass das nackte Mädchen von Zorn über dem linken Ohr des Chefredakteurs schwebte.
    »Verbrechen sind in jeder Form

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