Princess Band 47
Zimmer.
"Fühlen Sie sich wieder besser?" fragte sie und sah Felicia mit einem strahlenden Lächeln entgegen. "Zahra ist zur Universität gefahren, aber sie läßt Ihnen ausrichten, daß sie Sie im Lauf des Tages in Kuwait treffen will. Ali wird Sie hinbringen."
"Zahra ist nicht da?" Felicia setzte sich auf und starrte ungläubig auf ihre Uhr, elf war es schon. Sie wollte sich gerade entschuldigen, so lange geschlafe n zu haben, als Umm Faisal den Kopf schüttelte und ihr versicherte:
"Das liegt an der Beruhigungstablette. Sie werden sich jetzt jedenfalls viel besser fühlen. Mein Bruder ist zur Bank gefahren, und wir beide sind ganz allein. Selina bringt Ihnen das Frühstück. Und dann trinken wir zusammen Tee, und Sie erzählen mir alles über meinen Faisal. Zahra lacht mich zwar aus, aber ist es so verwunderlich, daß eine Mutter sich Sorgen um ihren einzigen Sohn macht, wenn er in der Fremde ist? Es ist nicht schön, daß er gerade jetzt nach New York muß, wo Sie uns besuchen", fuhr Umm Faisal fort. "Doch Raschid hielt es für unumgänglich."
Nachdem Felicia gefrühstückt, geduscht und sich angezogen hatte, führte Selina sie in Umm Faisals privates Wohnzimmer im Erdgeschoß. Faisals Mutter saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden und erhob sich graziös, als Felicia eintrat. Das Zimmer war kühl und schattig. Ein dicker Teppich in lebhaften Blau- und Orangetönen bedeckte den Boden. Auf einem niedrigen Tisch stand ein Samowar aus Mess ing, dem der Duft von würzigem Pfefferminztee entströmte.
Neben dem leisen Surren der Klimaanlage hörte Felicia das Zwitschern von Vögeln.
"Raschid hat eine Voliere bauen lassen, als er hierher zog", erklärte Umm Faisal. "Es ist wunderschön, abends durch den Garten zu gehen und den Vögeln zuzuhören."
"Als ich gestern ankam, glaubte ich, das Plätschern eines Brunnens zu hören", entgegnete Felicia.
"Ah ja. Für ein arabisches Ohr gibt es keinen schöneren Klang als den des Wassers. Obwohl wir heutzutage keine Angst mehr vor der Trockenzeit zu haben brauchen, bringe ich es noch immer nicht übers Herz, auch nur einen einzigen Tropfen Wasser zu verschwenden. Wissen Sie, Felicia, alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab. Raschid wirft mir das auch immer vor. Er hat uns dieses Haus gekauft, nachdem mein Mann gestorben war. Er lebt lieber in der Wüste. Raschid hat eine Menge aufgegeben, als mein Mann starb... Aber das hat Faisal Ihnen sicher schon erzählt."
Hatte er das? Felicia konnte sich nur daran erinnern, daß Faisal sich über seinen Onkel beklagt hatte. "Er muß noch sehr jung gewesen sein", murmelte sie vor sich hin.
Umm Faisal lächelte. "Gerade neunzehn. Er war der Sohn der zweiten Frau meines Vaters. Meine Mutter hat meinem Vater keine Söhne geboren, darum hat er sich eine zweite Frau genommen. Aber Yasmin war nie wirklich glücklich. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern und auf Wunsch ihrer Mutter in England erzogen worden. Ihr Vater bestand jedoch darauf, daß sie nach der alten Tradition heiraten sollte. Obwohl sie eine gehorsame Ehefrau war, lachte oder scherzte sie nur selten. Sie starb, als Raschid drei Jahre alt war. Ich habe mir oft überlegt, ob sie sich nicht vielleicht doch nach England zurücksehnte." Umm Faisal machte eine kleine Pause. "Raschid spricht nicht davon, aber ich glaube, er hat sehr unter ihrem Tod gelitten. Sein Leben ist nicht leicht gewesen, und darum würde ich es gern sehen, wenn er auch endlich eine Familie gründete. In Raschid vereinigen sich die östliche und die westliche Kultur, und ich weiß, daß unsere alten Sitten, ihn manchmal ärgern. Er bestand darauf, daß Nadia und Zahra die Universität besuchen, und ich nehme an, daß er von seiner zukünftigen Frau mehr Kameradschaft erwartet als mohammedanische Mädchen ihm geben können. Ich glaube, aus diesem Grund hat er sich noch keine Frau genommen."
Felicia mochte die kleine, rundliche Frau gern, obwohl sie so ganz anders war als sie. Sie war aufrichtig bemüht, den Freunden ihres Sohnes einen möglichst angenehmen Aufenthalt in ihrem Haus zu bieten. Am liebsten wäre Felicia auf der Stelle in ihr Zimmer gelaufen und hätte die Geschenke geholt, doch sie beschloß zu warten, bis Zahra zurück war.
4.
KAPITEL
Am Nachmittag fuhr Ali mit dem Mercedes vor, um Felicia in die Stadt zu bringen. Eige ntlich wollte sie zuerst Zahra von der Universität abholen und dann mit ihr zusammen in die Stadt fahren, um sich die Geschäfte anzusehen. Doch als Felicia
Weitere Kostenlose Bücher