Princess Band 47
einfiel, daß sie kein arabisches Geld hatte, bat sie Ali, sie an einer Bank abzusetzen und ohne sie weiterzufahren, um Zahra abzuholen.
"Ich warte hier auf Zahra", erklärte sie dem verdutzten Diener und zeigte auf das große, moderne Gebäude hinter sich.
Als sie ausstieg, war sie froh, daß sie sich vor der Fahrt schnell noch eine dünnere, ärmellose Bluse mit einem kleinen Ausschnitt angezogen hatte, denn es war sehr warm. Der Bankbeamte war ausgesprochen höflich und erklärte ihr geduldig die kuwaitische Währung und den Kurs.
Dann trat sie wieder hinaus in den strahlenden Sonnenschein.
Während sie auf Ali und Zahra wartete, wollte sie das bunte Leben auf der Straße beobachten.
Ali blieb länger, als Felicia erwartet hatte, besorgt hielt sie nach dem Mercedes Ausschau. Eine Gruppe junger Männer kam auf sie zu, neugierige Blicke musterten sie frech von oben bis unten. Felicia begann sich unbehaglich zu fühlen.
Als Felicia endlich den Mercedes erspähte, lief sie erleichtert darauf zu. Doch zu ihrem Erstaunen stieg nicht Ali aus, sondern Raschid. Mit finsterem Gesicht kam er ihr entgegen. Felicia fiel auf, daß die beiden obersten Knöpfe seines weißen Hemds geöffnet waren, und ihr Blick fiel auf seinen braunen Hals. In das Unbehagen, das sie bei seinem unerwarteten Auftauchen erfaßte, mischte sich die Erkenntnis, daß diese Männer mit ihren stolzen Gesichtern und ihr em aufrechten Gang im Vergleich zu europäischen Männern bedeutend attraktiver aussahen. Felicias Mund war trocken vor Nervosität.
Raschid packte sie hart am Arm und riß sie mit einem unsanften Ruck an sich, so daß ihre Körper sich für einen Augenblick berührten. "Miss Gordon!" Die Verärgerung in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Sie haben Ali angewiesen, Sie allein zu lassen", grollte er. "Glücklicherweise war Ali so geistesgegenwärtig, mir sofort Bescheid zu sagen." Er musterte sie von oben bis unten, und am liebsten wäre Felicias im Erdboden versunken. "In diesem Land, Miss Gordon, geht eine Frau aus gutem Haus nicht allein auf die Straße und stellt ihren Körper zur Schau. Faisal wäre alles andere als begeistert, wenn er von dieser Eskapade hörte."
"Ich wollte nur etwas Geld wechseln", versuchte Felicia sich kleinlaut zu rechtfertigen.
"Damit hätten Sie sich auch an mich wenden können", fuhr Raschid sie an. "Oder verbietet es Ihre vielgepriesene Emanzipation, mich um etwas zu bitten?"
"Ist es etwa ein Verbrechen, allein durch die Stadt zu gehen? Andere Frauen tun das auch, und ebenfalls in westlicher Kleidung."
"Das sind Fremde!" entgegnete Raschid verächtlich. "Frauen, deren Familien sich nicht um ihren Ruf kümmern."
"Mein Ruf geht nur mich etwas an", erwiderte Felicia ärgerlich. "Ich kann sehr gut selbst darauf achtgeben."
"In Kuwait, Miss Gordon, liegt der Ruf einer Frau der ganzen Familie am Herzen, und der kleinste Makel an ihrem Ruf schlägt sich auf alle Mitglieder der Familie nieder. Ich weiß nicht, ob Faisal Ihnen erzählt hat, daß Zahra mit einem Mann aus einer äußerst konservativen Familie verlobt ist. Die Verlobung konnte erst nach schwierigen Verhandlungen vereinbart werden. Die Information, daß eine junge Frau, die zu unserer Familie gehört - wenn auch auf denkbar entfernte Weise - sich zur Schau stellt wie Sie heute, könnte schwerwiegende Auswirkungen auf Zahras Zukunft haben."
"Eine arrangierte Heirat? Wie typisch für Sie!" entrüstete sich Felicia. "Wenn es nach Ihnen ginge, würden Sie Faisals Leben ebenso ruinieren. Aber ich muß Sie enttäuschen, Scheich Raschid. Faisal und ich werden heiraten, daran wird uns niemand hindern... selbst wenn wir drei Jahre warten müssen."
Raschid preßte die Lippen noch fester zusammen. Er war offensichtlich nicht gewöhnt, daß eine Frau so offen ihre Ansicht kundtat. Dann verzog sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln, und zum erstenmal fiel Felicia auf, wie voll dieser Mund war. "Sind Sie sich bewußt, daß - wären Sie schon mit Faisal verheiratet - Sie ihm Grund für eine Scheidung gegeben hätten? Zuerst einmal dadurch, daß Sie sich öffentlich zur Schau gestellt haben, und zweitens, weil Sie mir erlauben, daß ich mich Ihnen vor aller Augen intim nähere? Faisal wäre damit ganz und gar nicht einverstanden, Miss Gordon. In einer Hinsicht stimme ich mit Faisal überein: Sie sind eine sehr schöne Frau. Aber ein begehrenswerter Körper und ein hübsches Gesicht allein machen aus Ihnen noch keine gute
Weitere Kostenlose Bücher