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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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    »Dann bewerft Eliza nicht mit Scheiße«, sagte Dappa.
    »Danke.«
    »Vielleicht sollten wir ein bisschen werfen, damit es nicht so aussieht, als stünden wir mit ihr in heimlichem Einverständnis«, schlug Peer sichtlich enttäuscht vor.
    »Vielleicht solltet Ihr ihr auch ein paar Läuse aus dem Haar lesen, Mylord«, gab Dappa zurück.
    »Danke, Dappa, das wäre dann alles«, sagte Roger streng und führte Peer am Ellbogen von dannen.
    »Ehe Ihr fragt«, sagte Daniel, »das war eine Zehn.«
     
    Dappa brütete fast die ganze Fahrt zum Crane Court.
    »Ich hoffe«, wagte sich Daniel vor, »ich habe Euch durch die Art, wie ich mit Peer umgegangen bin, nicht gekränkt. Mir ist einfach nichts eingefallen, wie ich sonst hätte reagieren können.«
    »Für Euch ist er bloß ein einzigartiger Schwachkopf«, entgegnete Dappa. »Für mich ist er ein typisches Beispiel des Menschenschlages, den ich mit meinen Büchern erreichen muss. Wenn ich also erregt wirke, so liegt es nicht daran, dass ich über Euch verärgert wäre – obwohl ich das auch ein wenig bin. Es liegt daran, dass ich mich frage, was es überhaupt für einen Sinn hat, solche Menschen erreichen zu wollen. Vergeude ich meine Zeit?«
    »Mein Neffe glaubt schlicht das, was die Menschen um ihn herum jeweils glauben«, sagte Daniel. »Wenn alle Leute im Kit-Cat Clubb Euch zum König von England ausriefen, würde er niederknien und Euren Ring küssen.«
    »Das mag schon stimmen, aber es hilft weder mir noch meiner Verlegerin.«
    »Eure Verlegerin«, sagte Daniel. »Die Herzogin. Ihr beide habt schlicht über den Verkauf von Büchern gesprochen, nicht wahr?«
    »Natürlich.«
    »Sie spricht nicht mit Euch über die Angelegenheiten, welche die Whigs so sehr beschäftigen.«
    »Natürlich nicht. Wolltet Ihr mich etwa auch danach fragen!«
    »Ich gestehe eine gewisse Neugier ein, was die Herzogin und ihre Pläne in London angeht«, sagte Daniel. »Ich habe sie einmal gekannt, Dappa, vor vielen Jahren. Kürzlich hat sie mich wissen lassen, dass sie die Bekanntschaft zu erneuern gedenkt. Ich bilde mir nicht ein, dass das an meinem guten Aussehen oder meinem Charme liegt.«
    Dappa blieb stumm. Wortlos ratterten sie eine Zeitlang dahin. Daniel spürte, dass diese Mitteilung Dappa nur noch besorgter gemacht hatte. »Wird es eine große Härte für die Minerva bedeuten, wenn Ihr meinen Rat befolgt und die Holzschutzplatten nicht entladet?«
    »Es wird bedeuten, dass wir einen Kredit aufnehmen müssen«, erwiderte Dappa, »der bei unserer Rückkehr in Gold zurückgezahlt werden muss.«
    »Ich kann da etwas arrangieren«, sagte Daniel.
    In dem in die Kutsche einfallenden, trüben Licht konnte er sehen, wie Dappas Augen zum Fenster huschten, eine Geste der Verärgerung. Er konnte erraten, was der andere dachte: Wie weit ist es mit uns gekommen, wenn wir darauf angewiesen sind, dass ein betagter Wissenschaftler als Bankier für uns fungiert?
     
    Er bestand darauf, dass der Kutscher ihn an der Einfahrt zum Crane Court absetzte, anstatt sich durch den schmalen Bogengang zu quetschen und ihn bis vor die Haustür der Royal Society zu fahren. Der kurze Spaziergang würde ihm guttun. Er verabschiedete sich von Dappa und taperte auf knirschenden Beinen durch die Einfahrt. Die Mietkutsche blieb noch ein paar Augenblicke lang stehen, und der Kutscher behielt ihn im Auge. Doch Crane Court war ein unwahrscheinlicher Ort für Straßenräuber, da sie keine Fluchtmöglichkeit hatten, wenn jemand Zetermordio schrie. Und so wurden die Pferde gleich darauf in Bewegung gesetzt, und die Droschke klapperte davon und beförderte Dappa zu den White Friars Stairs, wo er einen Fährmann finden konnte, der ihn die Themse hinab zur Minerva ruderte.
    Daniel war allein in der vertrauten Enge von Crane Court, und in diesem Augenblick kam ihm ein ungeheuerlicher Gedanke.
    Nun war es – beginnend mit einer Fahrt zum Templer-Grab in Clerkenwell und fortgesetzt mit Hockley-in-the-Hole, einem sonderbaren Gespräch mit Peter (Saturn) Hoxton, einem erfrischenden Besuch bei Catherine Barton in Rogers Haus, der lange gefürchteten Wiederbegegnung mit Miss Bartons Onkel und, später, dem Kit-Cat Clubb – wirklich ein sehr langer Tag gewesen. Zu viele Fäden und zu viele Informationen, als dass sein eingerostetes altes Gehirn sie alle verarbeiten konnte. Jeder Teil des Tages hätte ihm auf seinem kurzen Gang von der Fleet Street zur Eingangstür der R.S. reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert, doch worauf

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