Principia
einen Lichtstrahl, der noch die Zweige durchdrang. Eine Schneide war rot und glänzte feucht vom Blut des Hundes; doch die gesamte Klinge schimmerte von einem glänzend braunen Überzug mit einer öligen Regenbogen-Glasur.
»Fass es nicht an«, sagte eine vertraute Frauenstimme. »Manche werden über die Haut aufgenommen.«
»Ja, Mutter.«
»Ich kann mir keine Sachlage vorstellen, die misslicher wäre«, dachte Eliza laut. Sie gingen zu Fuß zum Schloss zurück, wobei die Herzogin ihre Röcke gerafft hatte und ab und zu in Laufschritt verfiel, um mit seinem Tempo mithalten zu können. Normalerweise war Johann rücksichtsvoller. An diesem Abend jedoch war er mit den Gedanken anderswo. Sie wollte, dass er sich ihr zuwandte.
»Zwei tote Meuchelmörder im Garten der Kurfürstin – ich meine, des Kurfürsten? Ja, das will ich meinen.«
Erst vor kurzem hatten sie den letzten Augenblicken von etwas Unerfreulichem im Kanal beigewohnt. Nun gingen sie einen der quer verlaufenden Wege des Gartens entlang und warfen auf der Suche nach einer direkten Route zum Schloss bei jeder Kreuzung einen Blick nach rechts. Dann sahen sie es plötzlich in einer Entfernung von etwa fünfhundert Schritten für Johann und siebenhundert für Eliza vor einem purpur- und orangeroten Himmel daliegen. Johann vollführte die Rechtswendung wie ein Soldat auf dem Exerzierplatz und stürmte weiter.
»Nein, mit den haschischin ist leicht fertig werden«, sagte Eliza. »Der eine ist im Wald gestorben, der andere im Kanal – wir sagen einfach, dass Letzterer sich betrunken hat, in den Kanal gefallen und ertrunken ist. Ersterer ist bereits verschwunden.«
»Was ist denn dann so verdammt misslich daran? Mit Verlaub.«
Eliza ließ erkennen, dass sie aufgebracht war. »Denk nach, Sohn. Spione sind natürlich allgegenwärtig. Aber dieser Spion arbeitet für die Jakobiten, und er – oder, um genau zu sein, seine Frau – ist Carolines Hofdame -«
»Sie lässt sich ersetzen.«
»- und die offizielle Mätresse von Georg August!«
»Aber das zeichnet Mätressen doch gerade aus, Mutter, dass man sie rasch auswechseln kann.«
»Caroline sagt, ihr Mann sei ziemlich vernarrt in diese Henrietta. Außer der Möglichkeit, ihm die Leichen der haschischin geradewegs vor die Füße zu legen, vermag ich nicht recht zu erkennen, wie wir ihm begreiflich machen können -«
»Verzeih, dass ich dich unterbreche, Mutter, aber Caroline sagt außerdem, dass Henrietta wahrscheinlich keine Spionin ist. Vielleicht sollten wir lieber von Harold Braithwaite sprechen.«
Eliza verzieh die Unterbrechung tatsächlich, allerdings nur, weil sie ohnehin schweigen musste, um nach Luft zu ringen.
»Sie sind miteinander verheiratet, die Braithwaites«, erinnerte Eliza ihren Sohn, »vor Gott miteinander verbunden.« Sie waren inzwischen in die Nordhälfte des Gartens eingetreten, die dem Schloss näher lag. Das hieß, sie waren aus einem Reich höherer Bäume und tieferer Schatten auf eine offene, von klarem Licht beschienene Ebene gelangt. Eine Reihe von vier rechteckigen Wasserbecken zog sich quer über ihren Weg. Das Wasser darin war vollkommen glatt und spiegelte die Feuerfarben des Himmels wider, sodass sich die Illusion einstellte, diese seien nichts als von unten beleuchtete Oberlichter der Hölle.
Johann lag eine Antwort auf der Zunge, doch er verkniff sie sich. Nach weiteren fünfzig Schritten sagte er: »Wenn man ihm die Sache auf die richtige Weise nahebringt, könnte er sich vielleicht dazu entschließen, wegzuziehen.«
»An einen niederen Hof in der Provinz, der sich an einer solchen Regelung stoßen würde? Aber wenn Georg August König von England ist, wird es nicht angehen, dass der Mann seiner Mätresse dauerhaft abwesend ist.«
»Na schön, Mutter, ich stimme dir zu! Es ist tatsächlich überaus misslich.« Johann sprach den letzten Satz sotto voce, da sie sich einer Gruppe dahinschlendernder Höflinge näherten – wie Braithwaites englische Whigs, die kürzlich hierhergezogen waren, um sich bei dem Mann lieb Kind zu machen, der, wie sie spekulierten, ihr nächster Souverän sein würde. Sie hatten Namen und sogar Titel; doch spielten diese so wenig eine Rolle, dass sie ebenso gut Smith und Jones hätten heißen können.
»Ich bitte um Verzeihung, meine Herren, aber wisst Ihr zufällig, wo ich – oder vielmehr wir – Mr. Braithwaite finden könnten?«
»Ja, mein Herr, wir haben ihn vor nicht einmal einer Viertelstunde erspäht, wie er einigen französischen
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