Principia
rechte Hand in eine Durchgrifftasche in der Brust seiner Soutane geschoben.
»Pater de Gex«, verkündete Johann, »was immer Ihr da habt, Ihr werdet es nicht brauchen.«
De Gex ließ die Hand an seine Seite sinken. Johann vergewisserte sich, dass sie leer war. »Dies ist kein Handgemenge, sondern ein Duell. Eure Anwesenheit ist erforderlich, Padre; erstens, um als Mr. Braithwaites Sekundant zu fungieren; danach, um ihm die Letzte Ölung zu erteilen. Mein Sekundant ist einer der beiden Herren hinter mir; welcher, ist mir gleichgültig; das sollen sie untereinander ausmachen. Falls ich während dieses Zweikampfs von einem Meteoriten getroffen und getötet werde, werden sie meiner Mutter meine Entschuldigung übermitteln und sie freundlichst von mir grüßen.«
Johann vermutete, dass er der Beobachtung der Gesichter von Smith und Jones angesichts dieser unerwarteten Neuigkeit eine gewisse primitive Belustigung hätte abgewinnen können; aber nachdem er so weit gegangen war, konnte er den Blick nun nicht mehr von Braithwaites Augen wenden, bis dessen Herz zu schlagen aufgehört hatte. De Gex äußerte etwas, das sämtliche Franzosen veranlasste, ihr Schwert wieder in die Scheide zu schieben. Dann sagte er etwas durchaus anderes zu Braithwaite; doch dieser blieb mit halb gezogener Klinge wie erstarrt stehen.
»Braithwaite! Als Gentleman habe ich das Vorrecht, Euch zu zwingen, Euch mit der Waffe zu verteidigen, die Ihr ständig mit Euch herumtragt; würdet Ihr Euch bitte wie ein Gentleman verhalten und sie ziehen?«
»Ich schlage morgen früh in der Dämmerung vor -«
»Wo werdet Ihr dann sein? In Prag?«
»Ein richtiges Duell wird niemals übereilt durchgeführt -«
»Für mich sieht das nach Dämmerung aus«, antwortete Johann. Er konnte noch nicht einmal sagen, in welcher Sprache er sich gerade äußerte. Er trat rasch einen Schritt vor, was Braithwaite endlich veranlasste, sein Florett zu zücken. Johann fuhr fort: »Um diese Jahreszeit gehen Morgen- und Abenddämmerung so nahtlos ineinander über, dass ich sie gar nicht auseinanderhalten kann.«
Braithwaite hatte sein Florett endlich vollends herausgezogen und sich mit de Gex’ Hilfe von der Scheide samt den dazugehörigen Riemen befreit. Er nahm eine Haltung an, die der Johanns ähnelte, doch mit sonderbar nach unten abgeknickter Hand, wie es dem englischen Stil entsprach. De Gex zog sich zurück. Braithwaite hatte sich dadurch, dass er mit dem Rücken zur Bühne stand, bereits selbst in die Enge manövriert. Johann trat weiter vor. Braithwaite hob seine Waffe. Johann fegte sie mit dem Dolch zur Seite, setzte die Spitze seines Rapiers auf Braithwaites Solarplexus, stieß sie sechs Zoll hinein und drückte dann das Heft nach unten. Dann riss er sie heraus, machte kehrt und ging zurück in Richtung Schloss, wo seine Mutter und seine Liebste auf ihn warteten. »Von wegen misslich«, sagte er.
Daniel Waterhouse entnahm seiner Brusttasche ein Taschentuch, drapierte es über seine Hand und ergriff damit den Dolch des Meuchelmörders am Heft. Die Waffe war auf einem Silbertablett, wie eine Vorspeise, in den Raum – eine Gesindeküche in der Nähe von Carolines Wohnung – gebracht worden. Daniel hielt sie einige Zoll über eine Kerzenflamme, sodass die Klinge den davon aufsteigenden, warmen Luftstrom teilte. Dann beugte er sich vor und brachte seine Nase ein Stück weit darüber in Position. Er schnupperte ganz vorsichtig, fuhr zurück und wandte sich davon ab. Den Dolch legte er auf das Tablett zurück, das Taschentuch knüllte er zusammen und warf es in einen kalten Kamin in der Ecke der Küche.
Johann roch es jetzt auch: einen beißenden, rauchigen Gestank, der ihn an etwas erinnerte.
»Nikotin«, sagte Daniel.
»Nie davon gehört.«
»Das mag sein, aber Ihr habt im Augenblick etwas davon in Euch, wenn Ihr in den letzten Stunden eine Pfeife geraucht habt.«
»Genau daran erinnert mich der Geruch ein wenig – an einen alten Pfeifenkopf, der nie gereinigt worden ist.«
»Es ist ein Extrakt der Tabakpflanze. Als ich so alt war wie Ihr, war es bei bestimmten Fellows der Royal Society in Mode, dieses Gift zuzubereiten und es kleinen Tieren zu verabreichen. Es ist in Öl löslich. Es ist bitter -«
»Ihr habt davon gekostet?!«
»Nein, aber Leute, die das getan haben, äußern sich ausnahmslos über seine Bitterkeit, bevor sie zu atmen aufhören.«
»Wie wirkt es?«
»Das habe ich Euch gerade gesagt – das Opfer hört zu atmen auf. Aber erst,
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