Principia
ausgezeichneter Plan. Seine Fahrt wurde behindert von einer Schar Möchtegern-Feiernder, die dem Wagen folgten, wie Möwen einen Heringsfänger umschwärmen. Doch der Brauer verfügte über eine beeindruckende Vorhut von Knüppelträgern und eine Nachhut von Hunden, sodass er die Herrschaft über seine Bestände behielt und recht schnell vorwärtskam. Zufällig führte seine Route ihn an dem Knick in der Straße vorbei, wo unerfindlicherweise die Kutsche und die fünf Reiter verharrten. Dort hielt er den Wagen an. Mehrere Landstreicher stürmten darauf zu. Sie wurden zurückgeschlagen, und zwar nicht nur von den Hunden und Knüppelträgern des Brauers, sondern auch von den vier jüngeren Reitern, die sich ihnen wortlos angeschlossen hatten.
Der Brauer und ein Gehilfe – dem Aussehen nach sein Sohn – legten eine Planke an das Wagenheck an, sodass sie eine auf den Boden führende Rampe bildete. Über diese rollten sie ein großes Fass hinunter. Es schien ungewöhnlich leicht befüllt zu sein, denn sie mussten sich nicht sonderlich anstrengen. Aber der Inhalt war wohl empfindlich, denn sie ließen sich Zeit. Während der Junge die Planke verstaute, richtete der Brauer das Fass auf und versetzte ihm einen liebevollen, dreifachen Klaps. Zu seinem Bock am vorderen Ende des Wagens zurückgekehrt, entdeckte er zu seiner Verblüffung eine einzelne Goldguinee, die an der Stelle lag, auf die er sich gleich zu setzen gedachte.
»Danke, Meister«, sagte der Brauer zu dem alten Mann auf dem grauen Pferd. »Aber das kann ich unmöglich annehmen.« Und er warf die Münze zurück. Der so Bedachte konnte sie durch den Nebel nicht kommen sehen, stoppte sie jedoch mit der Brust. Sie fiel ihm in den Schoß. Er hielt sie mit darübergelegter Hand fest.
»Wenn ein anderer Bursche da drin wäre«, erklärte der Brauer, »würde ich Euer Geld nehmen, Meister. Aber der da geht auf Kosten des Hauses.«
»Ihr macht Eurem Beruf alle Ehre, Sir«, entgegnete der Alte, »nicht, dass er es nötig hätte. Wenn ich das nächste Mal die Liberty des Towers besuche, werde ich eine Lokalrunde – ach was, eine Runde für die ganze Garnison – ausgeben.«
Selbst große Gegenstände verschwanden in diesem Miasma rasch, und das galt auch für den Bierwagen. Die vier Reiter verbrachten nun ein, zwei Minuten damit, hin- und herzukantern und neugierige Landstreicher zu vertreiben. Dann scharten sich alle um das Fass. Die beiden Mohawks standen Wache, während die beiden gewöhnlich aussehenden Männer absaßen und sich – vorsichtig – mit Beilen über das Fass hermachten. Gleich darauf kippten sie es auf das Gras. Einer hielt das Fass. Der andere bückte sich, griff in die Öffnung, bekam den Inhalt zu fassen und zerrte ihn heraus. Es handelte sich um die Gestalt eines Menschen. Seinem allgemeinen Aussehen nach zu urteilen hätte es niemanden gewundert zu erfahren, dass er tot sei. Falls es sich so verhielt, so war er erst kürzlich verschieden, denn er war noch schlaff. Nach einer Weile allerdings begann er sich zu regen. Drei Minuten später saß er auf dem Fass, trank Brandy, starrte die beiden Mohawks an und unterhielt sich mit seinen beiden Rettern. Er nannte sie beim Vornamen, sie nannten ihn Sergeant.
»Sergeant Shaftoe«, sagte der Alte, »schon jetzt bedauere ich den großen Schnitter, wenn er Euch eines Tages einmal ernsthaft holen kommt. Ich fürchte, Ihr werdet so derb mit ihm umspringen, dass er danach vierzehn Tage Urlaub nehmen muss.«
»Und was würde das schaden?«, krächzte Sergeant Shaftoe. Seine Stimme war rau, als hätte er in den letzten Tagen viel geschrien. Seine Handgelenke zierten Armbänder aus eiterndem Schorf.
»Überlegt doch, welchen Schaden es den Renten Ihrer Majestät zufügen würde. Denkt an das Gemetzel in Lloyds Kaffeehaus!«
Sergeant Shaftoe ließ erkennen, dass er vom Witz des anderen nicht sehr viel hielt. »Ihr müsst Comstock sein«, sagte er, nachdem ein angemessen peinliches Schweigen verstrichen war.
»Ich würde näher kommen und Euch die Hand reichen -«
»Schon gut, meine Hand funktioniert im Augenblick nicht.«
»- aber ich traue mir selbst nicht auf diesem Tier.«
Shaftoe unterdrückte einen kurzen Drang zu lächeln. »Nicht nach Eurem Geschmack, wie?«
»Oh, als Arschwärmer hat er hervorragende Dienste geleistet. Aber Gott helfe uns allen, wenn ich versuchen würde, ihn zu reiten .«
»Dann seid Ihr es wohl, dem ich meine Freiheit zu verdanken habe«, bemerkte Shaftoe.
»Der Tatsache,
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